Igel werden ausgewildert: Zufluchtsort Friedhof

Igel werden ausgewildert: Zufluchtsort Friedhof
Um aufgepäppelte Igel auszuwildern, benötigt es sichere Plätze. Einer davon ist nun der Urnenhain in Urfahr.

Norbert frisst Insekten, wühlt gerne im Laub und sieht einfach süß aus, zum Kuscheln ist er aber nichts, denn er ist ein Igel. Immer wieder sieht man seine Artgenossen mit ihren kurzen Beinchen über Straßen und Wiesen laufen. Neuerdings spazieren sie in Linz aber auch vermehrt über Friedhöfe. Denn der Verein Igelfreunde OÖ und die Linz AG starteten eine Kooperation.

„Die Linz AG Friedhöfe sind vor allem ein Ort der Stille und inneren Einkehr. Gleichzeitig stellen sie einen wertvollen Lebensraum für Tiere und Pflanzen dar“, heißt es dazu in einer Aussendung der Linz AG. Artenvielfalt könne auf diese Weise gestärkt werden.

Konkret handelt es sich bei der Zusammenarbeit – an der auch die Musikmittelschule 12 Harbachschule maßgeblich mitwirkt – um ein Schutzprojekt für Igel.

300 Tiere

Allein vergangenes Jahr nahm der Verein Igelfreunde OÖ rund 300 Tiere bei sich auf. Die Gründe dafür sind ganz verschieden: „Es gibt jene, die im Herbst zu spät auf die Welt kommen und zu schwach für den Winterschlaf sind. Andere Tiere kommen mit Verletzungen durch Mähroboter, Hundebisse oder Autounfälle. Teilweise bekommen wir auch ganze Würfe, weil die Igel-Mutter ums Leben gekommen ist“, sagt Andrea Posch, Obfrau des Vereins. Oft seien die Tiere knapp vorm Verhungern, weil die Insektenvielfalt – ihre Nahrungsquelle – zurückgehe.

Igel werden ausgewildert: Zufluchtsort Friedhof

Igel Norbert ist kurz vor seiner Auswilderung im Urnenhain ganz entspannt.

100 bis 120 Euro

Im Schnitt brauche es 15 bis 20 Tage, um die Nützlinge wieder aufzupäppeln. Danach kommen sie zurück in die Freiheit. Doch nicht immer könne man sie an die Orte bringen, wo sie gefunden wurden. „Pro Tier investieren wir 100 bis 120 Euro aus eigener Tasche. Da wollen wir schon, dass sie danach an einem sicheren Ort sind“, sagt Posch.

Auch Igel Norbert brauchte ein neues Zuhause. Und dieses hat er nun mit sieben weiteren Artgenossen auch gefunden: Im Park der Erinnerung im Urnenhain Urfahr. Dort wurden Igelbehausungen aufgestellt. „Wir haben uns über die Anfrage der Igelfreunde OÖ sehr gefreut. Es ist ein schönes Gefühl, den Igeln ein neues Zuhause geben zu können und die Schülerinnen und Schüler bei ihrer Arbeit in der Natur mit so viel Begeisterung erleben zu dürfen“, sagt Mario Wagenhuber, Leiter der Linz AG Friedhöfe.

Igel werden ausgewildert: Zufluchtsort Friedhof

Daniela Winkler (l.) und Andrea Posch von den Igelfreunden.

Im Werkunterricht

Denn diese fertigen die Behausungen für die kleinen Nützlinge an: Im Werkunterricht beschäftigen sie sich mit Igelschlaf- und Igelfutterhäuschen. Die Schüler der dritten und vierten Klasse seien mit „Feuereifer“ dabei gewesen. „Es war eine wunderbare Bereicherung für den Unterricht“, so Direktorin Christine Huber. Damit Friedhofsbesucher wissen, wozu die kleinen Häuschen gedacht sind, wurden eigens dafür Schautafeln gestaltet.

Eine Win-win-Situation für Mensch und Tier also. Weshalb nun auch der Stadtfriedhof Linz/St. Martin ab 19. Mai mit Igelbehausungen ausgestattet wird. „Ausgewildert wird aber nur in Urfahr. In St. Martin sind zu viele Straßen rundherum“, sagt Posch. Dort werden deshalb nur bereits ansässige Igel mit Unterschlupf und Futter unterstützt.

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