Grieskirchen war vor 200 Jahren Grenzstadt zu Bayern

Das Schwibbogenhaus in Grieskirchen, das heutige Gasthaus Zweimüller
Der Name der Bezirksstadt kommt vom angeschwemmten Schotter.

Von Josef Leitner

Am Anfang war nicht Bier, sondern feiner, von der Trattnach angeschwemmter Schotter, der auch "Gries" genannt wurde. Darauf errichtete man im 9. Jahrhundert eine karolingische Kirche. Diese wurde die Keimzelle für Grieskirchen. Noch heute fängt der feste Untergrund erst bei sechs Metern Tiefe an. So musste die Stadtpfarrkirche bei der letzten Renovierung vor 30 Jahren mit neun Meter langen Stahlbeton-Piloten gesichert werden, wie der kundige Pfarrarchivar Friedrich Humer weiß. Die erste urkundliche Erwähnung war im Jahr 1075.

Viel Interessantes gibt es bei einem Besuch in dieser Hausruck-Bezirksstadt zu entdecken. Ein besonderes Gebäude ist die Verbindung zwischen den Häusern Stadtplatz 3 und 4. Ein "Schwibbbogen", was einen "schwebenden" Bogen bezeichnet, überspannt ein früheres Bachbett. Eine alte Legende berichtet, dass es bei der Errichtung des Gebäudes unmöglich war, ein Loch in der Fassade zu schließen. Der Teufel flog aus und ein, immer auf der Suche nach einer sündigen Seele. Erst als dann das Bild der Heiligen Maria mit Kind angebracht wurde, ließ er von seinem schändlichen Tun ab. Später war das Haus Sitz des bayrischen Landgerichts. Denn Grieskirchen war zwischen 1809 und 1816 in turbulenten Jahren nach der napoleonischen Invasion bayrische Grenzstadt zu Oberösterreich.

Vom Stadtplatz gelangt man in östlicher Richtung über die Parzer-Höhenstraße zur St. Anna-Kapelle. Diesen spätgotischen Bau, der beliebtes Ziel von Wallfahrern war, ziert ein schönes Rippengewölbe. Wieder ein besonderer historischer Ort. Stadtarchivar Walter Zauner: "Genau hier verlief in der Zeit der bayrischen Herrschaft die Grenze. Die Metallfigur des "Grenz-Weg-Ziehers" erinnert daran. Regelmäßig musste dieser die Grenzpflöcke kontrollieren." Schließlich erreicht man das prächtige dreigeschoßige Landschloss Parz. Wirklich beeindruckend sind die bedeutenden Renaissance-Fresken. Fast 500 Jahre alt, stellen sie auf einer Länge von 90 Metern ein bildnerisches Glaubensbekenntnis des protestantischen Adeligen Sigmund von Pollheim dar. Im 16. Jahrhundert war hier ein geistiges Zentrum des Protestantismus in OberösterreichWieder zurück am Stadtplatz lässt sich im Gasthaus "Zum Weißen Kreuz" in der alten Gaststube gut speisen. Mit dem Senior-Chef, Alois Zweimüller, dessen Familie das Gasthaus seit 130 Jahren besitzt, stoßen wir mit einem Grieskirchner Pils auf Gundacker von Pollheim an, der im Jahr 1604 diese gemütliche Gaststätte erbauen ließ.

Autor Josef Leitner ist Universitätslektor und besucht mit seinem Reisemobil interessanten Plätze der Natur und Kultur

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