Gewalt an Frauen: Hinter den „Mascherln und Herzerln“

Der Druck auf Frauen nimmt von verschiedenen Seiten massiv zu
Linz startet Projekte, um häuslicher Gewalt vorzubeugen. Jede fünfte Frau ist davon noch immer betroffen

Heute, Freitag, ist Valentinstag – Tag der Liebenden. Viele Männer schenken ihrer Freundin oder Frau wieder einmal Blumen und Pralinen. Für die Linzer Stadträtin Eva Schobesberger (Grüne) wird hinter diesen ganzen „Mascherln und Herzerln“ aber einiges versteckt:

Denn mindestens jede fünfte Frau in Österreich ist von häuslicher Gewalt betroffen. Die Dunkelziffer liege zudem um einiges höher. 80 Prozent von häuslicher Gewalt sei nicht sichtbar.

Und das würde sich tendenziell nicht verbessern: Bereits heuer gab es österreichweit vier Frauenmorde. Der mutmaßlich fünfte fand am Mittwoch in Kössen in Tirol statt.

Neue Angebote

Erstmals ist es nun der Stadt Linz gelungen, insgesamt 100.000 Euro zu dotieren, um gemeinsam mit den Mitarbeitern des Familienzentrum Pichling ein Projekt gegen Gewalt zu starten.

2020 und 2021 können so die Angebote der Einrichtung erweitert werden, die Opfer aber auch Täter in Anspruch nehmen können.

Auf Letzteren soll auch der neue Fokus liegen. „Männer kippen in Muster hinein, dem müssen wir vorbeugen“, sagt Schobesberger.

Das Potenzial, hier Verhaltensänderungen herbeizuführen, sei laut Markus Kraxberger, Leiter des Familienzentrums Pichling, groß: Denn 80 Prozent der Täter wollen ihr Verhalten ändern. Ansetzen müsse man aber „nicht nur an der Spitze des Eisberges, sondern auch darunter“.

Bei Kindern anfangen

In der Familien-, Scheidungs- und Trennungsberatung wird deshalb mit Paaren gearbeitet. Es soll vermieden werden, dass diese durch konfliktreiche Situationen in die Gewaltspirale hineinkommen. Beziehungsweise, wenn bereits Gewalt erfolgte , aus dieser Spirale wieder herauszukommen.

Um all das generell zu vermeiden, sei die Gewaltprävention ab dem Kindergartenalter wichtig. „Je jünger, desto größer ist die Chance, ihr Verhaltensrepertoire zu beeinflussen“, sagt Josef Kobler, Direktor des Kinder- und Jugend-Services Linz.

Im Programm „Faustlos“ wird deshalb schon den Jüngsten Empathie, Impulskontrolle und Umgang mit Ärger und Wut beigebracht.

Ebenso gehören sie sensibilisiert: „Für manche Mädchen ist es normal, wenn ihnen ein Mann beim Fortgehen auf den Busen greift“, sagt Schobesberger. Daher müsse man lehren, wo Gewalt beginnt.

Familienzentrum Pichling

Seit 16 Jahren gibt es das Familienzentrum Pichling in der Heliosallee 84 in Linz. 700 Beratungen pro Jahr führt dieses durch. 95 Prozent der Paare nehmen die Angebote auch längerfristig an. Gemischte Beratungsteams sollen dafür sorgen, dass sich Männer wie Frauen gut vertreten fühlen

Infos und Hilfe: Das Familienzentrum ist unter 0732 320071 erreichbar

Kommentare