"Gestärktes Zukunftsvertrauen"

"Gestärktes Zukunftsvertrauen"
4500 Kilometer in sechs Monaten: Johannes Aschauer schrieb über seine Pilgerreise nach Jerusalem ein Buch, das Kardinal Schönborn präsentiert.

Johannes Aschauer (41, aus Arbing) und Otto Klär (57, aus Neustift), beide Polizisten beim Landespolizeikommando Linz, und der ehemalige Abfahrtsweltmeister David Zwilling gingen im vergangenen Jahr zu Fuß nach Jerusalem. Nach 4500 Kilometern kamen sie am 24. Dezember an. Über ihre sechsmonatige Pilgerreise hat Aschauer das Buch "Auf dem Jerusalemweg - Aus dem Herzen Europas zu Fuß nach Jerusalem" (Styria Verlag, 21 Euro) verfasst. Am kommenden Donnerstag stellen sie es in Wien gemeinsam mit Kardinal Christoph Schönborn und dem Soziologen und vagabundierenden Kulturwissenschafter Roland Girtler vor.

KURIER: Was hat Sie zu dieser langen, beschwerlichen Reise motiviert?
Johannes Aschauer: Otto und ich sind 2003 den Jakobsweg nach Santiago de Compostela gegangen. Das waren 3000 km in vier Monaten. Wir haben darüber viele Filmvorträge darüber gemacht. Im Zuge der Heimfahrt nach einem Vortrag in Deutschland ist uns die Idee gekommen, wir könnten doch nach Jerusalem gehen. Der Gedanke war so stark, dass mir gleich ganz heiß und kalt geworden ist. Anfangs war ich allein, aber schlussendlich waren wir zu dritt.

Wann seid Ihr weggegangen?
Otto Klär: Ich bin am 20. Juni in Neustift weggegangen. Am 24. Juni sind wir zusammen zu dritt von Arbing, dem Wohnort von Johannes, losmarschiert.

Wie ist David Zwilling dazugestoßen?
Aschauer: Wir waren beim Gesundheitspapst und ehemaligen Skisprungnationaltrainer Baldur Preiml in Kärnten. Er hat ein Seminar abgehalten. Wir fragten ihn um Tipps, wie wir die lange Reise bewältigen. Ein unbekannter älterer Herr trat dazu und fragte, was macht ihr da? Verkauft ihr etwas? Wir erzählten ihm von unserer Pilgerreise und er entschied sich nach Rücksprache mit seiner Frau mitzugehen. Das war David Zwilling.

Was sind die Strapazen einer so langen Tour?
Aschauer: Wir hatten rund 15 kg Gepäck mit. Dazu kamen bis zu sechs Liter Wasser, vor allem an den heißen Tagen. Wir haben die Etappen auf rund 30 km täglich aufgeteilt. Wir sind jeweils sechs Tage gegangen, der Sonntag war Ruhetag. Wir haben ganz bewusst historische Routen gewählt. Wir waren unterwegs am serbischen Klosterweg, wir haben den Geburtsort von Mutter Teresa besucht, sind auf den Spuren des Apostels Paulus gegangen und auf der Route des dritten Kreuzzuges.

Worin bestehen die Herauforderungen so einer Pilgereise?
Aschauer: Es war eine Herausforderung, den Weg körperlich zu gehen. Aber auch die Dreierkonstellation war nicht ohne. Es hat die eine oder andere Reiberei gegeben. Es konnte passieren, dass wir einen halben oder ganzen Tag nichts geredet haben. Aber am Abend haben wir alles ausgeredet, damit jeder neue Tag ohne Spannung begonnen werden konnte. Wir haben uns gesagt, wir drei sind gemeinsam weggegangen und wir werden alles tun, um gemeinsam anzukommen.

Mit welcher Erwartungshaltung seid Ihr aufgebrochen?
Aschauer: Dieser Weg hat für mich sehr viel mit Jesus zu tun. Das war ein ganz großer Aspekt.
Klär: Die anderen Länder, andere Menschen und die historischen Stätten kennenzulernen.

Am kommenden Donnerstag wird das Buch präsnetiert. Was darf der Leser erwarten?
Aschauer: Ich habe jetzt mehr als 1500 Stunden geschrieben. Es hat mehr als 300 Farbfotos auf 347 Seiten. Es enthält vier Aspekte. Erstens ist eine Wegbeschreibung enthalten. Wir haben zweitens unsere persönlichen Erfahrungen reingebracht. Dazu kommen historisches Wissen und geschichtliche Hintergründe. Der vierte Bereich sind philosophische und spirituelle Ansätze und Erfahrungen.

Seid Ihr nach der Pilgereise verändert zurückgekommen?
Klär: Man kommt mit mehr Gottvertrauen zurück. Man denkt positiver. Denn man ist während des Tages unterwegs in dem Vertrauen, dass man schon ein Quartier zum Schlafen finden wird.
Aschauer: Wir hatten einen motivierenden Spruch. Beim Weggehen hat ein Nachbar gesagt: Bis Grein ist es eh leicht, aber dann zieht es sich. Wenn es uns wieder einmal schlecht gegangen ist, haben wir uns diesen Spruch gegenseitig in Erinnerung gerufen und vorgesagt.
Wir haben am Morgen nie gewusst, auf welchem Weg wir unterwegs sein werden. Gehen wir auf einem Feldweg, gehen wir auf einer Asphaltstraße? Wir wussten nicht, wann wir wieder etwas zu trinken oder zu essen bekommen. Wir wussten nicht, wo wir schlafen werden. Aber wir wussten, dass es gut gehen wird. Es war immer zu improvisieren, aber wir wussten, es wird gut ausgehen.

Wohin geht die nächste Pilgerreise?
Aschauer: Die nächste Pilgerreise war das Buch. Nach sieben Monaten ununterbrochenem Schreiben weiß ich, dass das Schreiben noch belastender und anstrengender war als die Pilgerreise selbst. Ich habe sieben Tage die Woche geschrieben, von der Früh bis zum Abend. Unsere nächste Reise ist, dass wir versuchen, mit Filmvorträgen zu zeigen, was wir alles erlebt haben. Welche Begegnungen wir mit den Menschen gehabt haben, vor allem auch mit den Muslimen.
Wir wollen den Menschen aufzeigen, dass es eine Alternative zum Jakobsweg gibt, Nämlich den Weg nach Jerusalem.

Vorträge: 24.11., 19.30 Uhr, Arbing; 1.12., 19.30 Uhr, Rohrbach, Centro; 13.12., 18.30 Uhr, Festsaal des Landespolizeikommandos Linz.

Kommentare