Geführtes Wandern war mal: Volkssport Bewegungsmangel

Geführtes Wandern war mal: Volkssport Bewegungsmangel
Der einstige Wanderboom am Nationalfeiertag ist entschlummert; dabei wäre gemeinsame Bewegung so sinnvoll, sagen Experten.

Von Gerhard Marschall

Stilgerecht wird in Roitham am Traunfall (Bez. Gmunden) der Nationalfeiertag im Sinne des Wortes begangen. Über sechs Kilometer führt eine Wanderroute durch die „Arena der Menschenrechte“, vorbei an elf Themenstationen von Frieden, Freiheit, Soziale Sicherheit bis hin zu Demokratie.

Auch in Asten, Bad Ischl, Freistadt, Rosenau am Hengstpass und rund um Grieskirchen wird am 26. 10. gewandert.

Das war es dann aber schon mit dem organisierten Wandern, vom einstigen Feiertagsbrauch ist nicht viel übrig geblieben.

Anfang der 1970er-Jahre wurde am Nationalfeiertag zum Wohl der Volksgesundheit zur kollektiven Bewegung aufgerufen, vielerorts wurden damals Fitläufe und Fitmärsche abgehalten. Zigtausende nahmen teil.

"Es wird nicht mehr im großen Stil gewandert"

„Der Boom ist vorbei“, bestätigt Leopold Hablesreiter aus Lasberg, Präsident des Österreichischen Volkssportverbands: „Es wird nicht mehr im großen Stil gewandert.“ Da und dort gebe es derartige Veranstaltungen noch, aber nicht mehr flächendeckend.

Hablesreiter sieht die Entwicklung nicht nur negativ, denn es gebe heute mehr Möglichkeiten zu sportlicher Aktivität: „Es wird sehr viel in Familien und kleinen Gruppen gewandert.“ Zudem gebe es permanente Wanderwege, die eigenständig auch in Etappen absolviert werden könnten.

Geführtes Wandern war mal: Volkssport Bewegungsmangel

Die großen organisierten Veranstaltungen seien heute die Marathonläufe. Der Volkssportverband organisiert laut Hablesreiter österreichweit rund 100 Wanderungen im Jahr. Früher einmal waren es fünfmal so viel.

„Wir möchten, dass sich die Leute bewegen, aber nicht unter Druck in einem Wettbewerb.“ Zum gesundheitlichen Aspekt komme das Soziale. „Das macht die Seele glücklich.“

Geführtes Wandern war mal: Volkssport Bewegungsmangel

„Wir bewegen uns definitiv zu wenig“, sagt Thomas Winkler. Der Geschäftsführer des Union-Landesverbands ortet ein akutes gesellschaftliches Problem: „Bewegung wird nicht wertgeschätzt, ihre Wichtigkeit wird nicht gesehen.“ Das gelte speziell für Jugendliche, ziehe sich jedoch durch alle Generationen.

Der Gesundheitssektor müsse erkennen, dass hier mehr geleistet werden könne. Die Sportunion Oberösterreich setzt bei den Kindern mit der Initiative „Tägliche Bewegungseinheit“ an. 32 hauptamtliche Coaches führen pro Woche in 66 Bildungseinrichtungen (primär Volksschulen und Kindergärten) 333 Bewegungseinheiten durch.

Darüber hinaus ist die Union in der Breite mit 750 Vereinen in 438 Gemeinden aktiv. „Der Zulauf ist gut“, sagt Winkler, „aber wir stoßen an Grenzen“. Vor allem bei den Sporthallen gebe es zu wenig Kapazitäten. Das Problem werde immer wieder thematisiert, es mangle jedoch am Geld.

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