Geballte Frauenpower

Die 29-jährige Staatsmeisterin Victoria Hahn
Gewichtheben: Das Trio Hahn, Schröcker und Raidel mischt bei den Männern kräftig mit. Von Gerhard Marschall.

Die stärkste Oberösterreicherin heißt Victoria Hahn. In den vergangenen sechs Jahren war sie fünfmal Dreifachstaatsmeisterin im Gewichtheben (Reißen, Stoßen und Zweikampf). Dazu kamen drei Meistertitel in der Bundesliga im Team des SK Voest. Und Hahn hält in den Gewichtsklassen bis 71 und bis 76 Kilo insgesamt fünf österreichische Rekorde.

Zum Stemmen kam 29-jährige Linzerin über Umwege. Bei den Olympischen Spielen 2018 in Pyeongchang schob Hahn den Zweierbob mit Steuerfrau Katrin Beierl an (Rang 17), danach sattelte sie um. „Schwere Gewichte zu heben, liegt mir einfach“, sagt sie. „Ich bin schnell und kräftig, genau das braucht es.“ Stemmen ist längst kein reiner Männersport mehr, die Gewichte verschieben sich: Von den rund 120 Aktiven in Oberösterreich sind bereits an die 40 Prozent weiblich. „Die Frauen haben gerade in jungen Jahren fast eine bessere Technik und mehr Beweglichkeit“, sagt Landesverbandspräsident Gottfried Langthaler.

Kraft und Schnelligkeit

Weil bei der Kraft im Nachteil würden sie mehr über die Schnelligkeit machen. „Es ist wunderschön zuzuschauen“, sagt der Präsident. Beim Nachwuchs seien die Frauen auf Nationalteamebene bereits in der Überzahl, freut sich Victoria Hahn und trägt maßgeblich dazu bei. Sie hat Sportwissenschaft studiert, ist Bundestrainerin für U15 bis U23 und als Landestrainerin am Leistungssport-BORG in der Honauerstraße tätig. Um körperliche Unterschiede auszugleichen, gibt es im Gewichtheben ein spezielles Punktesystem: Die Leistung wird aufgrund des jeweiligen Körpergewichts mit einem Faktor bewertet; für die Frauen gibt es einen zusätzlichen Faktor. Auf diese Weise werden die Ergebnisse objektiviert und vergleichbar.

Geballte Frauenpower

Christiane Schröcker ist eine Spätberufe. Sie ist Pädagogin

Aktuell gibt es in Oberösterreich sieben Vereine, in der Bundesliga sind der SK Voest und Lochen-Ranshofen engagiert. Bei den Innviertlern steht mit Christiane Schröcker eine Spätberufene im Einser-Team. Die 40-jährige Volksschullehrerin wurde 2018 eher zufällig entdeckt und vom Verein umworben. „Ich wollte am Anfang gar nicht“, erzählt sie, „aber es hat sofort super gepasst“. Mittlerweile hat sie es in den Gewichtsklassen bis 55 und bis 59 Kilo auf vier Meistertitel gebracht. Ihre weiteren Ziele: „Verletzungsfrei bleiben und schauen, was noch möglich ist.“ Ein paar Jahre Leistungssport auf jetzigem Niveau sollten sich ausgehen. Schröcker bedauert ein wenig, dass sie den Sport nicht schon früher für sich entdeckt hat. Dann wäre wohl mehr drinnen gewesen.

Geballte Frauenpower

Lena Raidel

Lena Raidel ist hingegen früh dran und der Youngster bei Lochen-Ranshofen. Auch sie hat es bereits zu Staatsmeisterehren gebracht, im Zweikampf hält sie in der Klasse bis 65 Kilogramm den Oberösterreich-Rekord (176). Die 17-jährige Straßwalchenerin besucht die Sporthandelsschule und stammt aus einem sportlichen Elternhaus. Vater Christian brachte es sogar zum zweifachen Weltmeister im Bankdrücken. „Ich habe mir das Gewichtheben aber selbst ausgesucht.“ Vor allem das Training in der Gruppe bis zu achtmal in der Woche sporne sie an. Und: „Wenn du als Einzelsportlerin auf der Bühne stehst und alle schreien, dann motiviert das schon sehr.“ Raidels großes Ziel ist die U20-Europameisterschaft im Oktober in Tirana.

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