Fußball: Gewiss ist nur das Ungewisse

Der LASK hat sein Training bereits aufgenommen
Oberösterreichs Top-Klubs blicken besorgt in die Zeit nach Corona. Von Gerhard Marschall.

„Das ist wie in eine Kristallkugel schauen“, wagt LASK-Präsident Sigmund Gruber keine Prognose über den Tag hinaus. Das sei schlicht nicht seriös. Zurzeit versuche man, jeden Tag ein Training abzuhalten, plane man gerade einmal von heute auf morgen – „und dann ist schon wieder alles anders“.

Von Profis trennen

Erst recht liegt beim Kooperationsverein FC Juniors vieles im Ungewissen. „Wir müssen in verschiedenen Szenarien denken“, sagt Klubmanager Fabian Zöpfl. Für Reinhard Schlager, Präsident von Vorwärts Steyr, steht eines bereits fest: „Wir werden uns wahrscheinlich von den meisten Profis trennen müssen.“ Es soll mit einer jungen Mannschaft mit Spielern aus der Region neu gestartet werden. Wie tief der Kaderschnitt ausfallen wird, müsse sich erst weisen. Die Transfersummen werden laut Schlager sicher heruntergehen, „weil die Vereine kein Geld mehr haben“. Auch Zöpfl geht davon aus, dass „der Markt ein bisschen einbrechen wird“.

Alles wird weniger

Somit könnten junge, gut ausgebildete Zweitliga-Kicker für die Bundesligisten interessant werden. „Es wird alles weniger werden“, ist Gerald Baumgartner überzeugt. Der Cheftrainer und Sportliche Leiter der SV Ried geht davon aus, dass sich die wirtschaftlichen Turbulenzen auf das Sponsoring auswirken werden: weniger Geld, geringere Ablösesummen. Ried werde wie bisher wirtschaftlich solide arbeiten, „mit einem Budget, das wir uns leisten können“.

Fußballwelt driftet auseinander

LASK-Boss Gruber sieht à la longue Europas Fußballwelt noch weiter auseinanderdriften: „Vielleicht gibt es jetzt einmal eine Delle. Aber wenn in den großen Ligen die TV-Gelder weiterhin sprudeln, wird sich nichts ändern.“ Die Großen werde es immer geben, pflichtet Stefan Reiter, Geschäftsführer von Blau Weiß Linz, bei: „Die werden wieder Millionen für einen Spieler ausgeben.“ In Österreich werde es hingegen die Spirale nach unten geben. Das werde auch die unterklassigen Vereine treffen, was kein Nachteil sei. Man werde sich wieder mehr um den Nachwuchs im Ort kümmern müssen, sagt Reiter: „Das heißt noch lange nicht, dass die dann schlechter spielen.“

Ried will den Aufstieg

Abgesehen von allem Zukünftigen geht es Rieds Baumgartner vorrangig darum, dass sein Verein zu seinem Recht kommt: „Wir wollen Gleichberechtigung mit der Bundesliga.“ Sprich: Der Tabellenführer der Zweiten Liga möchte die Saison unbedingt auf dem Platz zu Ende bringen. Der Großteil der Kicker wolle das auch, einige Vereine hingegen nicht.

Kein Fußball ohne Zuschauer

„So leicht darf man es sich nicht machen“, entgegnet Baumgartner: „Es gibt eine Verpflichtung gegenüber Sponsoren und Fans.“ Bei den drei übrigen Zweitligaklubs im Land sind Geisterspiele freilich ein absolutes No-Go. „Das kann sich Vorwärts nicht leisten“, sagt Schlager. „Das würde einige Klubs sehr schwer treffen“, vermutet Juniors-Manager Zöpfl. Und Stefan Reiter sieht das grundsätzlich: „Ich kann mir Fußball, egal ob in der Bundesliga oder in der 2. Klasse, nicht ohne Zuschauer vorstellen.“ Zu viel von dem, was das Gemeinschaftserlebnis ausmache, gehe dabei verloren. „Natürlich spielen wir lieber vor unseren Fans“, erwidert Baumgartner. Wenn Geschäfte und Gastronomie wieder aufsperren dürfen, sollte das für den Fußball ebenso gelten. Aber auch wenn Sport nur im Fernsehen stattfinde, wäre das ein Schritt in Richtung Normalität. Fußball könne dazu einen großen Beitrag leisten. „Da kann man nicht einfach sagen, wir spielen nicht.

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