„Der Export wird uns retten. Warum? Weil es sonst nichts gibt.“ Mit diesen Worten machte Gabriel Felbermayr gleich zu Beginn klar, wohin die Reise der Wirtschaft führen muss. Der Direktor des Wirtschaftsforschungsinstitutes war Hauptreferent bei der Exporttagung der Wirtschaftskammer, zu der vergangene Woche 40 österreichische Wirtschaftsdelegierte aus der ganzen Welt und viele Unternehmer gekommen waren. In Oberösterreich exportieren rund 12.300 Betriebe.
Sind Zölle Trumps Drohkulisse?
So schwierig wie die wirtschaftliche Situation jetzt sei, sei sie in den vergangenen 25 Jahren nicht gewesen, so Felbermayr. Zum soeben gewählten US-Präsidenten Donald Trump meinte er, dass die gute Nachricht sei, „dass wir den Herrn schon kennen“. Er sei nicht der einzige Handelskrieger. Die angekündigten Zollerhöhungen seien eine „Drohkulisse“, um Mexiko und Europa unter Druck zu setzen. Die EU könnte mit höheren Steuern für die amerikanischen Digitalunternehmen antworten und so zu einem Abkommen mit den USA kommen.
Einen Deal abzuschließen sei für die Europäer besser, denn die EU sei heute in einer dreimal schlechteren Verhandlungsposition. Wegen des Kriegs in der Ukraine sei Europa sicherheitspolitisch erpressbar, die Exporte in die USA seien stark gestiegen und Europa verzeichne kein Wirtschaftswachstum.
EU-Bedeutung sinkt
Felbermayr plädiert für die „realistische Coolness in der Handelspolitik“, die EU sei stärker, als sie glaube. Aber „die Zeiten, in denen sich die EU für den Nabel der Welt gehalten hat, sind vorbei“. Der Wirtschaftsforscher plädiert für den Abschluss von Handelsabkommen, zum Beispiel mit den USA, mit Lateinamerika und Indien.
Im Welthandel gebe es eine „Rückkehr zum Nationalprotektionismus“. Marktwirtschaft und Demokratie seien weltweit auf dem Rückzug, der Protektionismus auf dem Vormarsch. „Das schadet uns.“ Der Güterhandel, „in dem wir stark sind“, sei seit 2008 schleichend im Sinken, der Dienstleistungshandel globalisiere sich hingegen weiter. 1995 hätten 104 Länder die EU als wichtigsten Handelspartner gehabt, heute seien es nur mehr 68. 71 Länder hätten bereits China als wichtigsten Handelspartner. „Das Abbremsen des Welthandels führt zu einem Sinken des Produktivitätszuwachses.“
Durch Exporte reich
Wirtschaftskammerpräsidentin Doris Hummer sagte, die Exporte hätten Oberösterreich reich gemacht. Das Exportmodell stehe jetzt auf dem Prüfstand, es gebe hausgemachte Fehler, wie die Lohn- und Energiekosten und die Bürokratie, die zu korrigieren seien. „Wir verdienen zwei von drei Euro im Export“, betonte Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner.
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