Einbäume am Attersee

Herbert Jandl (li.) und der Archäologiestudent Marcel Lorenz (re.) bei der Aushöhlung des Einbaums
Die jahrtausendealte Tradition wird mit einer Regatta wiederbelebt.

Walter Gabriel und Thomas Engetsberger arbeiten bereits viele Stunden, um den Stamm der ursprünglich 50 Meter langen Weißtanne auszuhöhlen und daraus einen acht Meter langen Einbaum zu machen. Obwohl sie über moderne Werkzeuge wie Motorsägen verfügen, dauert die Arbeit rund 30 Stunden. Eigentlich sind sie von Beruf Zaunbauer.

Bevor sie zu arbeiten begonnen haben, war der Stamm drei Monate in Seewalchen am Grund des Attersees, "damit das Holz sich entspannen kann. Jetzt ist es entspannt, es ist ruhiger geworden, die Zug- und Druckkräfte, die drinnen sind, haben nachgelassen, jetzt können wir schön runterarbeiten, ohne dass uns der Boden reißt. Er ist jetzt nur mehr acht Zentimeter dick", erzählt Thomas Engetsberger. Aber der Einbaum wiegt immer noch 600 bis 700 kg. Deshalb benötigt er mindestens fünf, sechs Ruderer.

Neben den Einheimischen Walter Gabriel und Thomas Engetsberger arbeitet ein Team von Wiener Archäologiestudenten (Anna Jaklin, Marcel Lorenz gemeinsam mit Herbert Jandl) unter der Führung des Experimentalarchäologen Wolfgang Lobisser an der Aushöhlung eines zweiten Einbaums. Sie verwenden dabei nur traditionelle Werkzeuge, wie sie die Menschen jahrtausendelang benützt haben. Das dauert natürlich wesentlich länger. Gerald Karlowitz schnitzt die Stechpaddel, die aus Fichtenholz sind.

"Es geht darum, die Technologie der Anfertigung von Einbäumen von der späten Mittelsteinzeit (ca. 7000 v. Chr.) bis in die späten 1960er- Jahren nachzuzeichnen, wo am Mond- und Attersee noch Einbäume gefertigt worden sind. Vor allem für die Fischer", erklärt Lobisser. "Es gibt nirgends auf der Welt eine so lange Tradition wie hier, wo so lange Einbäume gefertigt worden sind. Das Wissen wurde von Generation zu Generation weitergegeben."

Die zwei Einbäume gehen auf die Idee des Pfahlbauvereins zurück. "Die Einbäume waren ein Thema, das uns gereizt hat", erklärt Obmann Alfons Egger. "Wir stoßen auf großes Interesse bei der Bevölkerung und bei Interessierten aus ganz Mitteleuropa." Seit Kurzem gibt es auch einen Steinzeitgarten, in dem gezeigt wird, welche Rolle die Pflanzen in der Steinzeit gespielt haben. Es wurde auch ein Steinbohrer aufgestellt.Ebenso das Modell eines Pfahlbaudorfes. In vier Jahren (2020) werden die Pfahlbauten Thema der Landesausstellung sein.

Die Bundesforste, die um den Attersee rund 10.000 Hektar Wald bewirtschaften, haben die Weißtannen zur Verfügung gestellt. "Sie sind älter als 120 Jahre", erklärt Andreas Gruber.

Kommenden Samstag um 11 Uhr werden die Einbäume von Landeshauptmann Josef Pühringer und Bürgermeister Johann Reiter getauft, um 12 Uhr kommt es zur ersten Regatta.

Lobisser schätzt die Fahrt vom Nord- bis zum 20 km weit entfernten Südufer auf rund 12 Stunden. Aber es werden nur kleine Runden am See gedreht. Die Einbäume stehen auch jedermann für Probefahrten zur Verfügung.

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