Dunkle Wolken am blau-weißen Himmel

Die Fans sind unzufrieden - hier beim Speil gegen Liefering am 1. Dezember in Salzburg
Blau Weiß Linz steht für die politischen Kräfte- und Schwächeverhältnisse im Land. Von Gerhard Marschall.

Die höherklassige Linzer Fußballwelt ist – wieder einmal – in Schieflage. Derweil der LASK auf nationaler wie internationaler Bühne groß aufspielt, ist beim zweiten Profiklub der Stadt eine Existenzkrise ausgebrochen. Bis vor kurzem wurde beim FC Blau Weiß noch langfristig gedacht. Mit der „Agenda 2027“ wurde eine kontinuierliche wirtschaftliche und sportliche Weiterentwicklung des Vereins entworfen. Der sollte zu besagtem Termin erstklassig sein und finanziell auf soliden Beinen stehen.

Hauptversammlung

Plötzlich kommt alles ganz anders. In der für 18. Dezember kurzfristig einberufenen Hauptversammlung wird der Vorstand zurücktreten. Bis dahin ist der erst vor kurzem zum Verein gestoßene Stefan Reiter mit der Geschäftsführung beauftragt. „Mit der aktuellen wirtschaftlichen Struktur ist langfristig kein Profibetrieb zu führen“, heißt es in einer offiziellen Stellungnahme.

Finanzloch im Frühjahr

Der momentane Schuldenstand sei nicht das Problem, sagt Reiter. Der Spielbetrieb auf derzeitigem Niveau würde jedoch im Frühjahr ein Loch reißen. Die da und dort kolportierten 900.000 € seien allerdings zu hoch gegriffen. Reiter ortet eine längere Fehlentwicklung: „Bildlich gesagt, wenn in einen Rucksack immer wieder etwas hineingepackt wird.“ Wer das fehlende Geld einbringen oder auftreiben soll, ist offen.

Neues Stadion....

Jenseits der aktuellen Turbulenzen ist unklar, wie der klamme Verein auch noch ein neues Stadion finanzieren möchte. Anlässlich der zwischen Land und Stadt Linz vereinbarten Rückkehr des LASK auf die Gugl wurde den bald heimatlosen Blau-Weißen ein Neubau auf dem Areal des Donauparkstadions zugesichert. In unmittelbarer Nachbarschaft wird die Firma Lutz ein Möbelhaus errichten. Auf das zweistöckige Lager oder auf die Parkgarage soll das Stadion gesetzt werden.

... um neun Millionen Euro

Ursprünglich war eine für die Bundesliga taugliche Arena mit 5.000 Plätzen geplant. Die Kosten – maximal neun Millionen € – sollen sich Land, Stadt und Verein teilen. Sollte Blau Weiß den Profibetrieb einstellen, müsste sowieso abgespeckt werden. Vorerst einmal wurde das Gesamtprojekt vom Gestaltungsbeirat der Stadt zurückgeworfen: Möbelhaus und Stadion müssen noch enger zusammenwachsen.

Linz kann kaum helfen

Alles in allem spiegeln sich im Fußball die landespolitischen Kräfte- und Schwächeverhältnisse wider. Hinter dem LASK,steht das von der ÖVP dominierte Land mit potenten Geldgebern à la Raiffeisen; von solcher Unterstützung durch das rote Linz kann der blau-weiße Stahlstadtklub nur träumen. Bürgermeister Klaus Luger hat bereits klargemacht, dass es nicht seine Aufgabe sei, einen Fußballklub zu retten. Die Stadt hat selbst ausreichend finanzielle Sorgen.

Die meisten Tore kassiert

Zu allem Überdruss lief es im Herbst auch auf dem Platz, wo bekanntlich die Wahrheit liegt, suboptimal. Die Linzer wollten vorne mitmischen, herausgekommen ist Platz zwölf – in Sichtweite zum Abstieg. Vor allem die Abwehr zeigte Schwächen, Blau Weiß kassierte die meisten Tore, 37 Stück.

Die Konsequenz: Trainer Goran Djuricin musste gehen. Wer ihm nachfolgen soll, ist ebenfalls offen. Kommt ganz darauf an, ob der Klub weiterhin professionell spielen kann oder in das Amateurfach wechseln muss.

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