Die störrische Weinbergschnecke

Seppy und die Weinbergschnecke
Die Schnecke fordert den Fahrradfahrer heraus. Von Christa Koinig.

Ich habe ein neues Fahrrad bekommen. Das musste ich natürlich gleich ausprobieren und wollte gleich so richtig losdüsen. Dann hab ich’s mir überlegt und bin doch recht vorsichtig und gemütlich dahin geradelt, denn hier gibt es wunderschöne Radwege, und beim Vorbeifahren kann man am Wegesrand Buschwindröschen und Himmelschlüssel sehen. Da ist mir plötzlich mitten auf dem Weg eine Schnecke aufgefallen, die sich im Schneckentempo fortbewegt hat. Es war keine nackige rote Schnecke, sondern eine wunderschöne Weinbergschnecke mit einem feschen Schneckenhaus. Ich bin abgestiegen, habe das Rad an einen Baum gelehnt, die Schnecke mitsamt ihrem Haus vorsichtig aufgehoben und ins Gebüsch gesetzt, damit ihr nichts passiert. Dann hab’ ich mich wieder aufs Radl geschwungen und bin weiter gefahren. „He du!“, hab’ ich noch gehört und gedacht, das wird wohl „Danke!“ heißen. Als ich bei einer der nächsten Runden an der gleichen Stelle vorbei kam, war die Schnecke wieder mitten auf dem Radweg. Also hab’ ich sie erneut genommen und in die Buschwindröschen gesetzt. „He du!“ hat sie mir wieder nachgerufen und ich „bitte, bitte! Hab’ ich doch gern gemacht!“

Eine komische Sache

Nach einigen Runden ist mir die Sache schon ein wenig komisch vor gekommen. Denn da war sie wieder, die Schnecke, direkt vor mir auf dem Weg. Als ich sie gerade nehmen und zurück ins Gebüsch setzen wollte, hat sie mich mit ihren Stielaugen angeglotzt und ziemlich verärgert genuschelt, „He du! Lass mich endlich in Ruhe. Ich möchte auf die andere Seite, und du trägst mich immer wieder zurück!“. Gut gemeint ist manchmal auch daneben, kann ich da nur sagen.

Christa Koinig ist künstlerische Leiterin des Linzer Puppentheaters

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