„Die Menschen investieren lieber ins eigene Haus“

Hermann Weissenecker
80 Mitarbeiter, 12 Millionen Euro Umsatz. Polytherm liefert selbst im Winter jede Woche acht Edelstahlpools aus. Um 3,5 Millionen Euro entstanden am Dachgarten fünf neue Ausstellungspools, darunter ein 16-Meter-Becken mit Glasboden.

Die Firmenzentrale von Polytherm ist in Weibern (Bez. Grieskirchen). Geschäftsführender Gesellschafter ist der 52-jährige Hermann Weissenecker.

KURIER: Wieviele Swimmingpools haben Sie schon verkauft?

Hermann Weissenecker: Wir haben in den 30 Jahren von Poytherm schon mehr als 3000 Pools verkauft.

Das Geschäft läuft gut. Vor zehn Jahren verkauften Sie zwei bis drei Pools pro Woche, jetzt sind es acht, obwohl Winter ist.

Diese Woche sind es acht Becken. Es gibt auch Becken mit 36 Metern Länge, da haben wir mehrere Wochen zu tun. Ein normales Becken dauert eine Woche.

Ihr Unternehmen ist ständig gewachsen. Das hat auch damit zu tun, dass sich immer mehr Hausbesitzer einen Pool anschaffen. Vor 30 Jahren sind hingegen fast alle Menschen in die öffentlichen Freibäder gegangen.

Viele Kunden suchen die Ruheoase zu Hause. Die heisser werdenden Sommer tragen auch maßgeblich dazu bei. Weiters kommt das politische Umfeld dazu. Der private Garten ist ihnen lieber als beispielsweise eine Reise in unsichere Gebiete, wo es möglicherweise Terroranschläge gibt. Die Menschen investieren lieber ins eigene Haus.

Sie fertigen Bäder ausschließlich aus Edelstahl.

Ja. Polytherm hat anfänglich auch Kunststoffbecken produziert. Wir haben immer versucht, den Kunden wünschen nach Größe und Ausstattung gerecht zu werden. Von unseren 3000 Bädern sind nur wenige völlig gleich, da die Kundenanforderungen sehr hoch und individuell geworden sind.

Welchen Vorteil hat Edelstahl?

Er ist langlebig, robust, einfach in der Pflege, und er ist nachhaltig. Edelstahl hält länger als 30 Jahre.

Die Kunden bestellen ihren Pool nach Maß.

Richtig. Dieses Becken (Bild nebenan) hat zwölf Meter in der Länge, 3,5 Meter in der Breite und wird immer individuell angefertigt. Zum Beispiel mit Massageliegen, mit Luftsprudeleinheiten oder mit automatischen Abdecksystemen. Alles, was man aus den Wellnesstempeln kennt, hält im Gartenpool Einzug.

Es gibt auch Gegenstromanlagen.

Es gibt sie in den verschiedensten Ausführungen. Sie haben zum Beispiel ein Leistungspotenzial von 550 Kubikmeter pro Stunde. Herkömmliche Gegenstromanlagen haben 60 Kubikmeter. Wir hatten soeben einen Kunden, einen Triathleten, der 1000 km angereist ist, um sich das bei uns anzusehen. Viele Kunden, die Sportler sind, wissen diese Leistungskraft für ihre Trainingsprogramme zu schätzen.

Wie groß sind die Schwimmbecken im Durchschnitt?

Zwischen acht und 12 Metern Länge. Sie sind eher schlank und lang. Wenn jemand ein 50-Meter-Becken wünscht, stehen wir auch gerne zur Verfügung.

Haben Sie auch schon einen Pool in die USA exportiert?

Wir hatten einen Interessenten, einen deutschen Schauspieler, der in den USA lebt. Die USA haben eigene Vorschriften, denen man entsprechen muss.

Die USA benutzen die Vorschriften, um den eigenen Markt gegenüber ausländischer Konkurrenz zu schützen?

Genau. Russland war viel einfacher. Wir haben dort bereits hingeliefert und gefertigt. Der Großteil unserer Kunden kommt aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Wir haben bereits in 33 Länder geliefert. Die weiteste Anfrage war aus Australien, ich habe auch schon Besuch aus Brasilien gehabt.

Was ist Ihr Alleinstellungsmerkmal, warum kaufen die Kunden bei Ihnen?

Die Verarbeitungsqualität ist ein wichtiges Kriterium. Ic h versuche den Slogan „das geht nicht, gibt es nicht“ umzusetzen. Wir gehen auf die Kundenwünsche individuell ein.

Dafür benötigen Sie gute Techniker.

Wir haben auch eine Konstruktionsabteilung, die die Kundenwünsche auf Papier bringt. Dann müssen Vorarbeiten gemacht werden wie der Aushub und die Fertigung eines Betonkörpers. Wir produzieren auf Pools auf Dachterrassen, die der Statik entsprechen müssen.Es gibt im Hintergrund jede Menge Technik. Man sieht nur das fertige Produkt und bedenkt nicht die Menge an Vorarbeiten, deren es bedarf.

Wieviel Arbeit ist mit einem Pool verbunden? Er muss gereinigt, das Wasser abgelassen werden etc.

Im Frühjahr reduziert sich die Arbeit darauf, dass man das Becken entleert. Rund die Hälfte des Wassers bleibt über den Winter im Becken, um einen Gegendruck zum Becken und zum Mauerwerk zu erzeugen. In das abgesenkte Wasser gibt man ein Überwinterungsmittel hinein.

Nach dem Entleeren wird das Becken mit einem Reiniger eingesprüht, nach einer halben Stunde kann man ihn beseitigen. Das Becken ist dann wie neu.

Der Trend geht aber dahin, dass die Kunden das Becken über den gesamten Winter in Betrieb lassen. Sie nützen es zum Beispiel als Tauchbecken nach dem Saunieren.

Wieviel kostet ein kleines Becken?

Bei einem Acht-Meter-Becken ist man mit 35.000 Euro dabei. Dazu kommen noch die Ausstattung und 20 Prozent Mehrwertsteuer.

Ihre Firma ist in Pesendorf angesiedelt, einer Ortschaft der Gemeinde Weibern. Hier waren früher ausschließlich Bauernhäuser.

Das war hier früher eine Tischlerei. Wir liegen unmittelbar neben der Innkreisautobahn, deshalb ist es ein guter Standort. Ich selbst bin in Traun groß geworden und habe Schlosser gelernt. Es gab die Möglichkeit, diesen Standort zu übernehmen, weil die Tischlerei in Konkurs gegangen ist. Damals war mein Vater noch engagiert. Wir haben vor 30 Jahren die Tischlerei in eine Schlosserei umgewandelt und mit einer Kunststoffproduktion begonnen. Wir haben anfänglich Kunststoffbäder produziert, daher auch der Name Polytherm. Dazu haben wir auch schon Edelstahlbecken gemacht. Wir haben das immer mehr verfeinert. Meine Eltern waren immer selbständig, der Vater hatte eine Schlosserei, die Mutter ein Gasthaus. Es war für mich immer klar, dass auch ich mich selbständig mache.

Wie ist Ihre mittelfristige Perspektive?

Wir wollen das Wachstum festigen und mit unseren Kunden mitgehen. Wir wollen den Standort hier neuerlich erweitern, er ist unser Herz, wir haben hier unsere Facharbeiter.

Sie sind ein Familienunternehmen.

Meine Frau arbeitet mit, ebenso mein Sohn, der die HTL in Wels (Maschinenbau) absolviert und ein Studium begonnen hat. Er ist ebenfalls schon beteiligt. Meine Tochter hat ein Studium begonnen, hilft aber auch im Betrieb mit.

Es findet hier im Unternehmen reelle Wirtschaft statt, wo Mitarbeiter Beschäftigung finden. Die Kunden können bei uns auch zuschauen, wie ihr Pool entsteht.

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