Derzeit werden sie und jene, die noch nicht in Pension gehen wollen, steuerlich bestraft. Das ist ungerecht und gehört geändert.
Ausgangspunkt für Mahrers Aussage war die Diskussion um die Vier-Tage-Woche. Was halten Sie von ihr?
Wir haben heute schon in vielen Branchen die Vier-Tage-Woche. Viele Arbeitnehmer arbeiten Teilzeit. Man kann aber die Vier-Tage-Woche nicht auf das gesamte System umlegen. Ich denke an die vielen Klein- und Mittelbetriebe.
Wie sollen Unternehmen mit zwei, drei Mitarbeitern eine ganz Woche bespielen? Ich glaube an die flexiblen Arbeitszeiten. Sie sollen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer vereinbart werden. Da brauchen wir im Arbeitszeitgesetz Änderungen.
Die Vier-Tage-Woche macht nicht alle Menschen glücklicher. Denn sie bedeutet Arbeitsverdichtung. Die Älteren wollen genau das nicht, weil ihre Kraft und ihre Energie nach einer bestimmten Zeit nachlassen.
Viele meinen mit der Vier-Tage-Woche eine Arbeitszeitkürzung mit vollem Lohnausgleich. Der neue SPÖ-Vorsitzende und Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler plädiert für die 32-Stunden-Woche.
Das sind die Wahnsinnigen in unserem Land, die in einer Zeit, in der uns die Mitarbeiter fehlen, um die Aufträge abwickeln zu können, nochmals Arbeitskräfte rausnehmen. Das ist Selbstmord mit Anlauf.
Sie sprechen von vielen Aufträgen, was bedeutet, dass die wirtschaftliche Situation eine gute ist.
Sie ist heuer mau, wir haben ein Nullwachstum. Das heißt, dass es manchen Branchen sehr, sehr gut geht. Und bei manchen wird es schwierig. Das betrifft den privaten Bau. In all jenen Bereichen, wo die Inflation und die Zinsen zuschlagen, schwächelt die Konjunktur.
Heuer ist die wirtschaftliche Situation herausfordernd, nächstes Jahr wird es ein bisschen besser. Aber die Arbeitskräfte fehlen uns schon seit zehn Jahren. Bis 2040 werden es in Österreich 360.000 Fachkräfte sein.
Macht sich die Rezession in Deutschland bei uns nicht bemerkbar?
Doch. Das ist für den Exportmarkt Oberösterreich eine gefährliche Mischung. Die Anzeichen sind Gott sei Dank nicht so, dass sich das verfestigt. Für Oberösterreich wäre das sehr kritisch.
Ich sehe das in meinem Unternehmen. Ich liefere normalerweise mehr als die Hälfte meiner Produkte nach Deutschland. Vergangenes Jahr hat Deutschland schon Mitte des Jahres geschwächelt. Gott sei Dank ist Österreich besser gelaufen und konnte das wettmachen. Es zeigt sich nun aber, dass in Deutschland schon wieder investiert wird.
Oberösterreich hat eine starke Automotive-Industrie. Die Autoindustrie ist durch die Abkehr von den Verbrennermotoren hin zu E-Autos stark im Wandel. Wie stark ist Oberösterreich davon betroffen?
Es betrifft unsere Zulieferer stark, denn sie müssen den Wandel mitmachen. Es wird viel investiert, auch in Deutschland. Der Automotive-Bereich läuft noch ganz gut. Unsere Zulieferindustrie setzt sich ganz intensiv mit diesen Themen auseinander.
Zurück zur Bauwirtschaft. Sie hat durch die fast zinsenlosen Kredite extrem geboomt. Das war ja kein Normalzustand mehr, sondern eine Überhitzung.Jetzt erfolgt eine Normalisierung.
Wenn das Geld nichts kostet, ist es besser zu investieren. Das ist eine logische und keine falsche Entscheidung.
Wie beurteilen Sie die Zinserhöhungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die Inflation?
Sie sind schmerzhaft, aber notwendig, weil wir uns es nicht leisten können, á la longue eine derartige hohe Inflation zu haben. Diese Lohn-Preis-Spirale, auf die wir uns nun wieder zubewegen, ist für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts ein Riesenproblem.
Die Bundesregierung muss sich in der Steuergesetzgebung etwas einfallen lassen, damit die Lohnerhöhungen nicht mit allen Lohnnebenkosten aufschlagen. Das wird uns Wachstum und Umsatz kosten, weil wir zu wenig wettbewerbsfähig sind. Wir werden mit unseren Produkten für den Weltmarkt zu teuer.
Aber die Arbeitnehmer haben doch das Anrecht, dass Sie das bekommen, was Ihnen durch die Inflation weggenommen wird?
Absolut. Es ist unser sozialpartnerschaftliches Übereinkommen, dass wir versuchen, die Inflation plus das Wachstum zu verteilen. Es geht mir um die Lohnnebenkosten. Es gibt Werkzeuge, mit der wir der Inflation gegenübertretenkönnen.
Wir haben zum Beispiel in den Lohnnebenkosten noch immer sechs Prozent Arbeitslosenversicherung drinnen. Diese könnte man sofort halbieren. Hier gibt es Potenzial. Die Steuerpolitik darf die Inflation nicht weiter nach oben treiben.
Sowohl in Salzburg als auch in Niederösterreich gibt es nun wie in Oberösterreich ebenfalls schwarz-blaue Regierungen. Soll die ÖVP auf Bundesebene mit der FPÖ koalieren?
Dazu gebe ich keine Stellungnahme ab. Ich kann hier meine persönliche Befindlichkeit kundtun. Ich kann mir schwer vorstellen, dass mit einem Koalitionspartner unter der Leitung von Herbert Kickl gut gearbeitet werden kann. Weil er von der Rhetorik und seinen Botschaften einen Stil an den Tag, mit dem ich mir sehr, sehr schwertue.
Nächstes Jahr wird auch das Europäische Parlament gewählt. Wird die Wirtschaftsbundvertreterin Angelika Winzig neuerlich kandidieren?
Sie wird kandieren.
Sie kann also mit einer Verlängerung ihres Mandats rechnen?
Das hoffen wir. Wenn sie gewählt wird.
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