„Der Konsument ist reif für Milch in der Flasche“

Josef Braunshofer ist Chef der Berglandmilch mit 11.000 Mitgliedsbauern in fünf Bundesländern
Berglandmilch. Molkerei-Chef Josef Braunshofer will bei den jungen „Millennials“ mit neuen und unkonventionellen Produkten die Lust auf Milch steigern.

Die Genossenschaft Berglandmilch mit den Hauptmarken Schärdinger und Tirol Milch verarbeitet die Milch von 11.000 Mitgliedsbauern. An elf Standorten sind 1600 Mitarbeiter beschäftigt. Im Vorjahr lag der Umsatz bei 910 Millionen Euro.

Kurier: Die Regale in den Supermärkten sind überschwänglich voll. Sind Milchprodukte noch Lebens- oder schon Genussmittel?

Josef Braunshofer: Ich denke, sie sind beides. Wenn es nicht schmeckt, kauft es der Konsument nur einmal. Ich glaube, wir erreichen bei der Milch eine ganz gute Kombination.

Was ist die größte Herausforderung in ihrer Branche?

Das Wichtigste ist, dem Konsumenten zu vermitteln, dass wir eine gesunde wohlschmeckende Palette an Lebensmittel anbieten. Dass Milch wertvoll ist.

Das Frühjahr war teils sehr trocken. Hat das Auswirkungen auf die Milchanlieferung durch die Bauern gegeben?

Wir haben mengenmäßig gerade die saisonale Milchspitze überschritten. Jetzt geht es bei den Mengen bis zum Tiefpunkt Ende November wieder abwärts. Im Vergleich zum Vorjahr haben wir zur Spitze etwas mehr Milch angeliefert bekommen. Die Trockenheit spürt man nicht so schnell. Das kann sich aber in der Futteraufbereitung für den nächsten Winter niederschlagen. Der zweite Schnitt dürfte nicht mehr so gut angewachsen sein.

Das heißt, das Mengenstabilisierungsprogramm, das den Bauen seit Jahresbeginn bei Überlieferung weniger Geld bringt, bleibt aufrecht?

Die Bonus- und die Malus-Komponenten werden im Vergleich mit den Anliefermengen im Vorjahr berechnet. Sie werden im Vorstand monatlich neu festgelegt und gelten auch jetzt im Juni.

Welchen Milchpreis zahlen Sie Ihren Bauern derzeit?

Der Preis pro Liter liegt derzeit brutto bei 38,76 Cent. 15 Prozent unserer Bauern liefern Biomilch, sie bekommen brutto um 13 Cent mehr.

Ihre Produktpalette ist mittlerweile ja unglaublich groß. Wie viele Produkte erzeugen sie in der Gruppe?

Das sind derzeit über 2000. Das Spannende und die Herausforderung ist dabei, dass man pro Produkt oft drei bis vier neue Artikel, vor allem Verpackungsmaterial, braucht.

Sie setzen neuerdings wieder auf Glas?

Ja, wir haben jetzt eine neue Glasrange gebracht. Wir bieten Milch in der Glasflasche, Naturjoghurt und Fruchtjoghurts im Glasgebinde.

Das ist aufwendig gemacht, mit Schraubdeckel und Einwegglas. Was ist die Philosophie dahinter?

Wir wollen den Österreichern diese Verpackungsform wieder anbieten, weil wir meinen, die Zeit ist reif dafür. Es gibt eine Gruppe von Konsumenten die das, trotz des etwas höheren Preises haben will. Wir bieten es seit sieben Wochen an und sind sehr zufrieden.

Sie arbeiten aber nicht mit Recyclingglas.

Der Vorteil ist weniger Gewicht und viel weniger Fremdkörperrisiko wie beim Mehrwegglas. Glas kann sogar mit einem Löffel so verletzt werden, dass sich bei der nächsten Füllung Splitter lösen könnten. Außerdem müssten wird vor der Wiederbefüllung gewaltige Reinigungsbomben einsetzen. Sauergemüse wird fast nur im Einwegglas angeboten.

In welche Richtung geht es bei den Produkten, die sie neu auf den Markt bringen?

Pro Jahr bringen wir zehn bis 20 neue Produkte auf den Markt, weil der Konsument gerne Neues hat. Weil er Abwechslung sucht und weil sich auch Konsumententrends und Geschmäcker laufend ändern.

Welche Zielgruppen haben sie im Blickpunkt?

Wir denken da an die junge Generation und bieten etwa einen Kefir-Drink. Oder denken Sie an ein Frühstück mit einem Becher Milch und dem Müsli, das sich im Deckel befindet und einfach hineingeleert wird. Ebenso gibt es unsere Kaffee-Drinks mit einem Cookie im Deckel. Aber es gibt auch Wellnessdrinks mit Spinat und Weizengras oder mit der Kombination Vanille und Kurkuma. Wir glauben, dass die Jungen, die Millennials, so etwas brauchen.

Diese Produkte sind auch optisch völlig neu konzipiert.

Ja. Wir haben teilweise auch die alte Schärdinger-Werbelinie in blau-karo verlassen. Das ist auf die junge Zielgruppe ausgerichtet. Wir schreiben neuerdings aber auch auf unsere Produkte ,schmecken riechen, kosten oder erst dann wegwerfen’. Wir sagen, lieber Konsument schau Dir das Produkt noch einmal genau an bevor du es wegwirfst. Das ist eine Gratwanderung, weil wir auch nicht wollen, dass wir den Kunden zu etwas verleiten. Man hat aber eine gewisse Verantwortung für einen Respekt vor Lebensmittel.

Gibt es Neues rund um die sechs Standorte der Berglandmilch in Oberösterreich?

Wir investierten 1,5 Millionen Euro in neue Käseverpackungssysteme in Geinberg. In Feldkirchen wird eine Million in die Erzeugung von frischem Mozzarella investiert. Start ist März 2019.

Was ist mit dem Trockenmilch-Werk in Ried geplant?

Man kann aus Milchpulver nicht mehr jedes hochqualitative Produkt machen. Wir müssen uns im Pulverbereich spezielle hochwertige Dinge überlegen, etwa Eiweißkonzentrate. Das sind für uns mittelfristig Themen.

Hat das Thema Tiergesundheit hohen Stellenwert?

Natürlich. Wir genießen beim Konsumenten Vertrauen, wenn wir weiter vermitteln können, dass wir naturnah produzieren. Unsere Bauern sind nicht industriell, seit zehn Jahren sind wir genfrei. Vor zwei Jahren waren wir die Ersten die auf Futtermittel aus Übersee verzichtet haben. Die Molkerei organisiert über den Tiergesundheitsdienst den Tierarztbesuch in jedem Betrieb. Das Bemühen um Tierwohl hört nicht auf.

Kürzlich wurde der Weltmilchtag mit vielen Events begangen. Was war Ihre Botschaft?

Milch ist ein gesundes Lebensmittel und hat gerade in Österreich enorme Bedeutung – wegen der Landschaft und der daraus folgenden Landwirtschaft. Die Kuh erzeugt aus Gras hochwertige Milch und auch Fleisch.

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