Der Duft der Buschwindröschen

Omama inmitten von Buschwindröschen - und Erinnerungen
Wie uns Gerüche an schöne Erlebnisse erinnern, das erklärt die Omama dem Seppy gerne

von Christa Koinig

Der Frühling ist endlich da und alles beginnt zu wachsen und zu blühen. Ich habe gelbe Schlüsselblumen gefunden und sogar schon ein paar Veilchen, die duften wirklich gut. Und ganz viele Buschwindröschen hab’ ich gesehen. Ein paar davon habe ich für Omama gepflückt, um ihr eine Freude zu bereiten. Aber dann ist es passiert. Omama hat die Blumen ins Wasser gegeben und daran geschnuppert.

Keine Wiederbelebung, bitte!

Auf einmal war sie ganz still, hat irgendwie die Augen verdreht, sich auf den Sessel plumpsen lassen und leise zu seufzen begonnen. Ich hab’ mich natürlich sofort auf sie gestürzt, sie beatmet und eine Herzmassage gemacht, so wie ich es im Erste-Hilfe-Kurs gelernt habe. Da ist sie plötzlich aufgesprungen und hat gerufen: „Seppy, mir geht es gut, du brauchst mich nicht wiederbeleben!“

Mehr als ein „aber ....“ konnte ich darauf nicht sagen, denn schon kam Omamas Erklärung. Sie hat erzählt, dass sie als kleines Mädchen jedes Jahr am allerersten Frühlingstag mit ihren Eltern einen Frühlingsspaziergang gemacht hat, und dass sie dabei immer ein Sträußerl duftende Buschwindröschen mitnehmen durfte. Und jedes Mal, wenn sie heute diesen Duft spüren kann, fallen ihr diese alten Zeiten ein.

Wunderbare Erinnerungen

„Weißt du, Seppy“, hat sie gesagt, „Gerüche können so wunderbare Erinnerungen auslösen. Wir können richtig fühlen, wie es uns damals ergangen ist. Wenn ich heute den Duft der Buschwindröschen spür’, denk’ ich an diese längst vergangenen Tage und an die Zeit, als noch so viel Zukunft vor mir gelegen ist. Dieser Geruch wird für mich immer die Erinnerung an eine wunderbare Zeit sein und an die Gewissheit, dass ich geborgen bin und dass alles gut wird. Und das macht mich glücklich. Seppy, vergiss nie, es ist die Macht der kleinen Dinge, die uns Glück verschafft.“

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