„Den Abstieg des SV Ried habe ich kommen gesehen“

Stefan Reiter: „Nicht in zu großen Schritten denken. Fußball ist ein Tagesgeschäft.“
Stefan Reiter. Nach seinem Abgang als Sportdirektor ging es mit dem SV Ried bergab. Nun will er den ASKÖ Oedt zu Höhenflügen verhelfen.

„Den Abstieg des SV Ried in die Zweitklassigkeit habe ich kommen gesehen.“ Seit rund dreißig Jahren ist der gebürtige Innviertler Stefan Reiter (57) Fußballfunktionär. Die meiste Zeit als Sportdirektor der SV Ried. Mit zwei Cupsiegen (1998/2011) und dem Herbstmeistertitel (2010) managte er den Verein in seiner erfolgreichsten Phase. Im Februar 2017 trennten sich die Wege.

Negativer Trend

Der Abschied aus Ried sei ganz in seinem Sinne gewesen, sagt er. „Ausgehend von der Spitze der Vereinsführung hat sich ein negativer Trend entwickelt. Ich wollte mit den handelnden Personen nicht mehr zusammenarbeiten. Meine Vorstellungen waren mit jenen des Präsidiums nicht mehr deckungsgleich“, erinnert sich der ehemalige SV Ried-Sportdirektor. „Im Endeffekt sieht man, was dabei herausgekommen ist.“

Zudem wäre vom Präsidium massiv versucht worden, in sportliche Belange einzugreifen. „Die Analysen und Vorstellungen waren unseriös. Ich möchte niemanden abwerten, Verständnis und Erfahrung sind aber Voraussetzung für eine korrekte Beurteilung. Leider war das bei den damaligen Funktionären nicht der Fall.“

Über die aktuelle Situation bei der SV Ried möchte er nicht sprechen. Das sollen andere übernehmen, sagt er. „Es wäre kein Problem gewesen, die Mannschaft in der Bundesliga zu halten. Es gab einen guten Plan, den Abstieg zu verhindern. Die neue Führung wollte alles anders, das ist zu akzeptieren. Unter meiner sportlichen Führung wären wir sicher nicht abgestiegen.“

Nach seinem Abgang bei der SV Ried ist Stefan Reiter nicht lange arbeitslos geblieben. Bereits im Sommer 2017 heuerte er beim OÖ-Landesligist ASKÖ Oedt mit Präsident Franz Grad an. „Es gab lose Angebote aus oberen Ligen, alles wollte ich aber nicht machen.“ Bei Reiters Amtsantritt war die Saisonplanung bereits abgeschlossen, sein Gestaltungsspielraum daher eingeschränkt. „Ich bin zwar grundsätzlich für das Sportliche im Verein zuständig, zur Zeit versuche ich aber verstärkt am Umfeld zu arbeiten. Bis hin zum Nachwuchs helfe ich überall mit.“ Die Fußballer des ASKÖ  Oedt, darunter der ehemalige LASK-Goalgetter Radovan Vujanovic, sind zwar keine Profis, können aber unter professionellen Bedingungen arbeiten. „Wir haben gute Möglichkeiten, ordentlich und vor allem viel zu trainieren. Auf der Vereinsanlage gibt es Kunstrasen und ein gutes Trainings- sowie Hauptfeld. Präsident Grad und sein Team bemühen sich sehr, damit alles passt.“

Meistertitel für Oedt

Außerdem hätten sämtliche Trainer eine Trainerausbildung, erklärt der Sportdirektor. „Ich versuche den Spielern und dem Trainerteam mit meiner Erfahrung zu helfen. In Gesprächen schildere ich aus meiner Erfahrung heraus, wie man in bestimmten Situationen eine Lösung finden kann.“

Als mittelfristiges Ziel hat der Verein den Meistertitel in der Landesliga und den damit verbundenen Aufstieg in die Regionalliga ausgegeben. „Sollte es weiter rauf gehen, muss  in die Infrastruktur   investiert werden. Wir haben keine Tribüne und kein Flutlicht. Cup-Spiele gegen Bundesligavereine müssen daher bereits um 15 Uhr angepfiffen werden, das ist für unsere Fans nicht attraktiv.“

Da Fußball  ein Tagesgeschäft sei, solle   man   in Schritten denken, mahnt Reiter vor zu großen Erwartungen. „Heute zu sagen, was in zwei Jahren ist, wäre vermessen. Wir wollen sehr viel in unseren Nachwuchs investieren.“ Was die Infrastruktur betrifft, stoße der Verein an Spitzentagen an seine Grenzen, meint Reiter, da würden die Trainingsplätze zu wenig.

Was die Rahmenbedingungen betreffen, sei die Landesliga sehr viel anders als die Bundesliga, speziell im Bereich Spielerverpflichtungen, erklärt Reiter. „In Oberösterreich gibt es Regelungen, die es sonst in Österreich nirgends gibt, zum Beispiel bei der Stammspielerregelung.“ Diese besagt, dass mindestens sechs Spieler am Spielbericht stehen müssen, die zusammenhängend drei Jahre beim Verein gespielt haben, dazu vier U-22-Spieler.

„Laufe gegen Wände“

Es gibt auch eine Begrenzung bei Nicht-Österreichern. „Diese Spieler sind gesetzt und das widerspricht jeglichem Leistungsgedanken und stört die Planung des Kaders massiv.“ Der Verein verliere dadurch an Eigenständigkeit, schäumt Reiter. „Ich kritisiere das Reglement seit ich da bin, man läuft aber gegen Wände.“ In der OÖ-Liga könne man den Kader nicht nach seinen Vorstellungen zusammenstellen, das Reglement enge ein, so Reiter. „Was hier läuft ist kontraproduktiv. Der OÖ Fußballverband möchte die OÖ Liga zwar in ein Prämienprodukt verwandeln, enge dabei aber so ein, dass man dort gar nicht hinkommen kann. Mit dem Trainer das Spielsystem zu planen und dann die passenden Spieler zu holen wäre nun unmöglich. In den anderen Bundesländern gibt es diese Regelung nicht. „Oberösterreichische Vereine haben daher nach dem Aufstieg in die Regionalliga einen klaren Nachteil.“ Es brauche dann einige Jahre, bis sich dieser ausgleicht, meint der sportliche Leiter des ASKÖ Oedt.

Reiter befürwortet den Stadionbau des LASK in Linz-Pichling   „Als Fußballfunktionär wünsche ich jedem Verein ein neues Stadion, da es den Fußballsport im Land weiterbringt.

Gugl-Lösung verpasst

Hätte es bereits zur Euro 2008 eine Lösung für die Gugl gegeben, wäre das Problem längst vom Tisch.“ Fußballclubs würden heute ein eigenes Stadion benötigen, um den Profibetrieb aufrechterhalten zu können. Wären in Ried das Stadion und die Akademie nicht gebaut worden, gäbe es im Innviertel keinen Profifußball mehr.  Die Kosten für den Bau der Rieder  Arena betrugen laut Reiter zwischen 11 und 12 Millionen Euro. 2003 wurde sie eröffnet.  „Die öffentliche Hand soll  keinen Proficlub sponsern, sie muss sich jedoch für die Infrastruktur zuständig erklären.“

 

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