Corona-Prognose: Kleinere Welle im Sommer, große im Herbst

Corona-Prognose: Kleinere Welle im Sommer, große im Herbst
Simulationsforscher Niki Popper: Virus wird vor allem „ältere und vulnerable Menschen erwischen“.

Simulationsforscher Niki Popper hat bei einem Hintergrundgespräch mit dem oberösterreichischen Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) am Freitag klargestellt: Zukünftige Corona-Wellen werde man nicht vermeiden können. Das zeigen zumindest seine Prognosen.

"Covid ist da", unterstrich der Simulationsforscher. Das Virus werde "ältere und vulnerable Menschen erwischen". Gefährlich werde dann vor allem die Komorbidität - also das gleichzeitige Auftreten zweier Erkrankungen - etwa auch, weil die Menschen in den vergangenen zwei Jahren zu wenig oder keinen Immunschutz gegen respiratorische Erkrankungen erworben hätten.

Immunität nimmt ab

Dass die Corona-Fallzahlen nun wieder steigen, hänge laut Popper mit mehreren gegenläufigen Faktoren zusammen: Einerseits seien die Saisonalitätseffekte nun voll ausgeprägt, gleichzeitig dürften die Mutationen BA.4 und BA.5 infektiöser und immuninvasiver sein und gleichzeitig die Immunität der Menschen laufend abnehmen. Zu alledem komme noch die Bewegung durch den Tourismus dazu. Dies werde zu einer kleineren Sommerwelle und einer größeren Herbstwelle führen, wobei es noch unseriös sei, genaue Zeiträume oder Zahlen zu diesen Wellen zu nennen. Popper resümierte: Mit realistischen Maßnahmen könne man Wellen dämpfen, und das sollte man auch tun, aber es brauche vor allem Konzepte, wie man mit denen umgeht, die sich ungeschützt fühlen.

Die derzeitige Situation unterscheide sich deutlich von der vor einem Jahr, strich der Landeshauptmann hervor: Am 16. Juni 2021 sei die Sieben-Tage-Inzidenz bei 9,07 gelegen, heuer bei 274. Gleichzeitig seien im Vorjahr Mitte Juni elf Patienten auf der Normalstation und zwölf auf der Intensivstation gelegen, derzeit seien es 49 auf der Normalstation und einer auf der Intensivstation.

OÖ plant Maßnahmen für Risikogruppen

Mit gezielten Maßnahmen für gefährdete Gruppen will sich das Land Oberösterreich auf die kommenden Corona-Wellen vorbereiten, wie es am Freitag darlegte. Konkret sollen vor allem diese Personen zu einer erneuten Impfung motiviert werden. 

"Ich glaube, wir sollten nicht die Illusion haben, dass wir Corona in irgendeiner Form wegbekommen", sagte Landeshauptmann Stelzer bei dem Hintergrundgespräch am Freitag. Vielmehr gelte es, einen Umgang damit zu finden.

Daher sei es das Ziel, so Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP), "jene für die Auffrischungsimpfung zu gewinnen, die aus medizinischer Sicht ein hohes Risiko haben, dass sie eine Krankenhausbehandlung brauchen würden". Außerdem sollen auch alle übrigen "gesundheitsinteressierten Menschen" zu einer Auffrischungsimpfung bewegt werden, die sich etwa vor Long Covid schützen wollen. Und sie fügte ergänzend hinzu: "Die Maske tragen ist sinnvoll, schützt, es gibt kein Verbot, sie zu tragen."

Realistisches Impfziel für OÖ

Popper untermauerte die Impfstrategie des Landes mit Zahlen: "15 bis 20 Prozent in der Fallreduktion und vor allem bis zu 25 Prozent Hospitalisierungsreduktion" bringe es, wenn 25 bis 50 Prozent derer, die schon geimpft sind, noch einmal nachgeimpft werden. "Das ist ein realistisches Impfziel", so der Simulationsforscher. Stelzer unterstrich einmal mehr, dass die Hospitalisierungsrate die Messlatte der Zukunft sein werde, also "ob die Spitalversorgung, die Intensivbetten und insbesondere das Personal ausreichen".

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