Brucknerhaus: Aufarbeitung startet, viele Fragen noch offen
Er wurde schon mit Vorschusslorbeeren bedacht, im Aufsichtsrat der Linzer Veranstaltungsgesellschaft LIVA gab es nun die offizielle Bestätigung: Meinhard Lukas, ehemaliger Rektor der Johannes Kepler Universität und Zivilrechtsexperte, wurde zum neuen Vorsitzenden des LIVA-Aufsichtsrats gewählt.
Er folgt damit dem gefallenen SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger nach, der wegen seiner Lügen-Affäre rund um die Bestellung des damaligen künstlerischen Direktors Dietmar Kerschbaum zurücktreten musste.
Komplexe Konzernstruktur
Lukas Bestellung ist ein wichtiger Schritt für die Aufklärung des seit fast einem Jahr schwelenden Skandals. Das Brucknerhaus, das zur LIVA gehört, ist in der Konzernstruktur der Stadt Linz unterhalb der KKV angesiedelt, diese wiederum steht unter dem Einfluss der Unternehmensgruppe Linz mit dem städtischen Finanzdirektor als Geschäftsführer.
In dieser ist der Bürgermeister - oder aktuell die geschäftsführende Vizebürgermeisterin Karin Hörzing - als Eigentümervertreterin letztverantwortlich für Entscheidungen.
Eine komplexe Struktur - über die übrigens auch politisch diskutiert wird. Lukas selbst konzentriert sich auf jene Bereiche, die die LIVA betreffen. Wenn zur Aufklärung nötig, werde er auf die Weisungsbefugnis der Eigentümervertreterin zurückgreifen, sagte er in einem ersten Statement. Karin Hörzing versicherte ihm diesbezüglich ihre Unterstützung. Und das gleich auch für Dietmar Prammer, der ihr nächste Woche als geschäftsführender Bürgermeister nachfolgen wird.
Lukas hat in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat zwei Themenbereich definiert: Die Aufarbeitung des Auswahlprozesses von Kerschbaum als künstlerischer Direktor und das von Luger in Auftrag gegebene und von der LIVA bezahlte Strafrechtsgutachten.
Dieses habe Luger wohl in Auftrag gegeben, ohne alle Informationen dazu bereitzustellen. Vor allem die entscheidende Info: Dass nämlich er die Hearing-Unterlagen weitergegeben hat.
Alles wird geprüft
Dazu werden alle Informationsflüsse zwischen Luger, der LIVA und der Kanzlei geprüft. Die Frage sei: "Ist der LIVA ein Schaden entstanden?" Auch bei der Überprüfung der Bestellung Kerschbaums wird Lukas sein juristisches Wissen einbringen, um Klarheit zu schaffen.
Hier stelle sich die Frage, wie relevant die Bevorzugung Kerschbaums gewesen sei, und ob sich diese nach der Bestellung fortgesetzt habe - etwa in nicht marktüblichen Gagen. In 14 Tagen wolle er mehr dazu sagen können, bat Lukas noch um Geduld.
Erst müssten alle Abläufe minutiös aufgelistet werden, auch die Rolle der Agentur, die die Ausschreibung damals begleitet hatte, werde durchleuchtet. Auf die Frage, ob es da auch um mögliche Schadensersatzansprüche gehe, ließ er sich gar nicht ein.
Jedenfalls würde auch alle Geschäfte in der Zeit Kerschbaums von ihm noch durchleuchtet, zur Entlassung Kerschbaums und Lugers Rolle dabei wollte sich Lukas nicht mehr äußern.
Kerschbaums Klage
Kerschbaum ist auch mit einer Forderung von drei Millionen Euro an die Stadt herangetreten. Lukas dazu: Man werde sich das genau anschauen. Irgendwann müsse man entscheiden, ob man die Sache gerichtlich klären lasse, oder sich auf einen Vergleich einigt.
Das hat die Stadt etwa beim abschließenden Vergleich in der Linzer SWAP-Affäre gemacht, bei der Lukas der Stadt als Berater zur Seite gestanden ist.
Was die künftige künstlerische Führung des Hauses betrifft, hat sich der Aufsichtsrat am Freitag darauf geeinigt, eine Empfehlung für den Eigentümer auszuarbeiten. Die Bestellung eines Geschäftsführers sei aber nicht die Aufgabe des Aufsichtsrats. Das liege letztlich beim Eigentümervertreter.
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