Das KZ-Außenlager Redl-Zipf wurde zu dem Zweck gebaut, die Zwangsarbeit in den Kelleranlagen der Brauerei voranzutreiben: Unter dem Decknamen „Schlier“ wurde dort Treibstoff für die V2-Raketen produziert. Auch die Antriebsdüsentests erfolgten vor Ort. Teile der Stollen und die Testrampe sind bis heute erhalten und befinden sich auf dem Firmengelände.
Zur Geschichte
Zur Tarnung der Anlagen wurden in Zipf die Bunker mit Netzen überspannt und alle Gebäude schwarz gespritzt. Bis zum Winter 1943 waren hier bereits ca. 1.500 Häftlinge interniert. Die Mehrheit der Zwangsarbeiter kam aus Frankreich, Italien, Polen, der Sowjetunion sowie aus Spanien.
Die Lebens- und Arbeitsbedingungen forderten zahlreiche Tote. Insgesamt starben mindestens 267 Häftlinge im KZ‐Außenlager Redl‐Zipf.
"Viele Leute glauben noch immer, in Österreich gab es das KZ Mauthausen und das war es. Dabei hat es so viele Nebenlager und Außenstellen gegeben. Junge Menschen sollen sich die Frage stellen: Was war in meiner Region los?", sagt Schmidsberger. Das funktioniere am besten über Erfahrungen und Erlebnisse.
Ein Mal pro Jahr geöffnet
Ein Mal pro Jahr öffnet die Brauerei Zipf den relevanten Stollen für eine Führung. 40 Menschen können daran teilnehmen. Alle anderen Anfragen für Recherchen oder Forschungszwecke würden konsequent ablehnt werden. "Für uns ist diese Blockadehaltung der Betriebsleitung völlig unverständlich", sagt der Vorsitzende der Mauthausen Komitees Österreich, Willi Mernyi.
Die Forderung: Den Stollen und die Testrampe zumindest zwei Wochen pro Jahr öffentlich zugänglich zu machen.
Seit vielen Jahren gibt es außerdem schon Überlegungen, das Areal überhaupt frei zugänglich zu machen. "Dazu bräuchte es natürlich bauliche Maßnahmen und das Land OÖ im Boot: Das Projekt stockt, es geht nichts weiter", so Schmidsberger.
Dass die Jugendlichen nicht aufs Gelände durften versteht er nach wie vor nicht: "Es wäre um 13 Personen und eine Stunde gegangen. Auf dem Gelände gibt es eine Betriebsfeuerwehr. Hätte man einen Feuerwehrmann für eine Stunde abgestellt, wäre die Begehung kein Problem gewesen."
Der Braumeister der Brauerei Zipf sei derzeit auf Urlaub: "Wir haben die Anfrage des Mauthausen Komitees erhalten, an einem bestimmten Tag im Juni die Brauerei besuchen zu wollen. Leider konnten wir genau an diesem Tag so kurzfristig keine außerplanmäßige Führung anbieten und haben darauf verwiesen, sich der ARGE Schlierführung anzuschließen", lautet das vage Statement aus der Konzernleitung.
Unternehmen arbeiten NS-Vergangenheit auf
Es gehe nicht darum, der Marke zu schaden, die solle keine Schuld aufgedrückt bekommen, so Experte Schmidsberger: "Es geht um eine verantwortungsvolle Aufarbeitung der NS-Vergangenheit. Viele Unternehmen verdrängen ihre Geschichte nicht mehr, sondern wirken aktiv an deren Aufarbeitung mit. Die Brauerei Zipf ist hier leider die unrühmliche Ausnahme."
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