Blau-Weiß: Endlich erstklassig wie die Fans

Blau-Weiß: Endlich erstklassig wie die Fans
Nach 26 Jahren kann Bettina Bayr-Gschiel, Fan des FC Blau-Weiß Linz, über den Meistertitel in der zweiten Spielklasse jubeln. Davor gab es oft Leid und Enttäuschungen.

Am Sonntagnachmittag überstrahlte Blau-Weiß alles in Linz. Mit dem Verein jubelte Bettina Bayr-Gschiel, ein Fan der ersten Stunde. Denn da hatte jedes Leid, das Auf und Ab, ein Ende, das sie und die Fans des FC Blau-Weiß Linz schon durchlitten hatten. Und jetzt: Plötzlich Bundesliga. Mit dem Derby gegen den LASK. Im eigenen, neuen Donauparkstadion.

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Dass Tabellenführer GAK in Dornbirn nicht gewinnen kann, war nicht zu erwarten. Umso größer der Jubel in Linz. Bettina Bayr-Gschiel war mittendrin, statt nur dabei. Den Siegestreffer, der zum Aufstieg führte, erlebte sie hautnah neben dem Tor.

„Magisch“, erinnert sie sich und hatte dabei glatt vergessen, dass das Parallelspiel noch gelaufen ist. Aber als dann am Platz die Meisterschale unter Blau-Weißem Konfettiregen übergeben wurde, war alles gut.

Am Ende wird alles gut

Das ist generell das Motto von Bayr-Gschiel, dass „am Ende immer alles gut wird. Denn ist es nicht gut, war es noch nicht das Ende“, zitiert sie einen bekannten Spruch.

Blau-Weiß: Endlich erstklassig wie die Fans

Die Mannschaft belohnte sich nach einer turbulenten Saison mit dem Aufstieg in die höchste Spielklasse Österreichs.

Die letzten fünf Spiele seien jedoch eine Hochschaubahn der Gefühle für sie gewesen, „das ist aber typisch Blau-Weiß“. Einen Moment des Zweifelns gab es im Heimspiel gegen Horn, als Blau-Weiß 0:1 verlor und in der letzten Minute einen Elfmeter verschoss und manche den Aufstieg bereits abhakten. Nicht jedoch Bayr-Gschiel.

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Doch zurück zum letzten Spieltag. Sie war dann bei der offiziellen Meisterfeier dabei, und sogar noch im Bus, der lange nach der Meisterfeier in die Linzer Innenstadt fuhr, wo einige „Fans“ für einen unrühmlichen Abschluss mit Polizeieinsatz und Festnahmen sorgten.

Tage danach gerät die ehemalige SPÖ-Landesgeschäftsführerin Bayr-Gschiel als jahrzehntelanger leidenschaftlicher Fan des FC Blau-Weiß Linz ins Schwärmen. „Wir sind der einzig wahre Linzer Klub, unser Verein repräsentiert die Stadt“.

Fusion FC Linz - LASK

Und da klingt bei der 56-Jährigen dann doch auch die – weniger euphorische – Erinnerung an die Fusion zwischen dem FC Linz und dem LASK durch.

Blau-Weiß: Endlich erstklassig wie die Fans

Gerhard Haderer

Als Kind des Froschberges ursprünglich LASK-Fan, wechselte er dann die Farben. Heute  wird er auf der Website des FC Linz so zitiert: „Blau-Weiß ist ein Weltverein“.

Blau-Weiß: Endlich erstklassig wie die Fans

Hans Bürger

Der ORF-Ressortleiter ist Kuratoriumsmitglied beim FC Blau-Weiß Linz und bezeichnet sich gerne als  „Außenminister in Wien“.

Blau-Weiß: Endlich erstklassig wie die Fans

Der frühere VOEST-Spieler ist seit 13. April von der SPÖ Kärnten entsandtes Mitglied des Bundesrates und dem FC Blau-Weiß Linz immer noch verbunden.

Ein Mann mit Brille und Anzug spricht vor einer Flagge.

Klaus Luger

Der Linzer Bürgermeister Klaus Luger hat selbst in seinem Büro Blau-Weiße Fan-Utensilien und ist begeistert: „26 Jahre haben wir darauf gewartet. Das war eine großartige Leistung des ganzen Teams.“ Dabei hatte er – als ans Leiden gewohnter Fan – nach der Niederlage gegen Horn nicht mehr mit dem Aufstieg gerechnet.

Was aber letztlich die Grundlage für den Jubel heute darstellt: Denn viele Fans sind damals zum neu gegründeten Verein FC Blau-Weiß Linz übergelaufen, der auch als sentimentaler Nachfolgeverein des früheren Traditionsklubs SK VÖEST Linz gilt. Die Fans sind bis heute geblieben. Allen Tiefen zum Trotz. Um die Höhen umso mehr auskosten zu können.

Eine Aufwertung

„Unser Verein ist eine Aufwertung für die erste Liga“, ist die ehemalige Politikerin überzeugt, „denn wir haben Tradition und Herz mit einer starken Fanbase“. Und der Verein hat – wie auch der LASK – ein neues Stadion.

Mit diesem verknüpft die 56-Jährige viele Erinnerungen an die früheren Zeiten im alten Donaupark. „Es war ein erhebendes Gefühl, als ich erstmals die neue Arena betreten habe“, wird Bayr-Gschiel emotional und vergleicht diesen „erhebenden Moment“ mit dem Gefühl, erstmals eine besondere Kirche zu betreten.

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Das sei auch das Besondere am Fan-Dasein: Sich eine Woche lang auf das nächste Spiel zu freuen. Nächstes Jahr dann ganz besonders auf das erste Linzer Derby nach vielen Jahren in der höchsten Spielklasse.

Dass der Verein auch in der Bundesliga eine gute Rolle spielen wird, davon ist sie überzeugt. Auch, dass der Verein „oben“ bleiben wird, ist für Bayr-Gschiel sicher. Und nicht nur das: Sie rechnet damit, dass Blau-Weiß bald im Europacup vertreten sein wird. Von der aktuellen Mannschaft ist sie überzeugt: „Jeder kennt seine Rolle.“

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Egal ob Kapitän und Mittelfeldmotor Michael Brandner, Verteidiger Fabio Strauss oder Tormann Nicolas Schmid, Torjäger Ronivaldo – sie möchte „keinen herausnehmen“, weil alle zum großen Ganzen beitragen.

Spielphilosophie

Wie wichtig eine klare Spielphilosophie ist, habe sie erstmals unter Trainer Ronald Brunmayr erlebt, der Mitarbeitern seine Fußball-Idee präsentiert habe. „Da wurde mir bewusst, dass es um mehr geht, als nur elf Leute aufzustellen“, schmunzelt Bayr-Gschiel.

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