Bäckerei in OÖ sucht Mitarbeiter: Posting schlägt Wellen

Über 26.000 Mal wurde das Posting bereits in sozialen Medien geteilt.
Mehr als 26.000-mal wurde das Posting von Aurelia Neudorfer geteilt: Image und Verdienst seien Grund für fehlende Bewerbungen.

„Ist denn niemand der 500.000 ,Arbeitssuchenden’ bereit für sein Geld zu arbeiten?“ (sic) – diese Frage stellte Aurelia Neudorfer ganz offen in einem Facebook-Posting am 29. August. Ein Blick auf die Reaktionen zeigt, dass sie nicht die Einzige ist, die sich diese Frage stellt: Denn mehr als 26.000-mal wurde das Posting bis dato bereits in den sozialen Medien geteilt. „So oft schon? Ich habe gar nicht mehr nachgesehen“, sagt Aurelia Neudorfer, als sie der KURIER darauf anspricht.

Sie und ihr Mann Ludwig führen seit 2007 die Bäckerei Neudorfer in Zell am Pettenfirst (Bezirk Vöcklabruck). Seit 1787 wird in dem Familienbetrieb Teig geknetet. „Als wir die Bäckerei übernahmen, hatten wir fünf Mitarbeiter, jetzt 30“, erzählt sie. Doch nun müssten „leider“ einige Mitarbeiter den Betrieb aus verschiedenen Gründen verlassen.

Die Suche nach neuen Mitarbeitern – zwei Lehrlinge, zwei Bäcker und eine Teilzeitkraft – gestaltete sich schwieriger als gedacht: Nur eine Bewerbung erhielten sie vom Arbeitsmarktservice (AMS). „Wir fühlten uns allein gelassen“, sagt Aurelia Neudorfer.

Sie habe unter anderem die Rückmeldung bekommen, dass es wegen der Arbeitszeiten des Bäckerberufs schwierig sei, überhaupt jemanden zu finden. „Es ist nicht fair, dass man so abgestempelt wird. Jeder will zwar um sechs Uhr frische Semmeln haben, aber arbeiten soll keiner dafür.“

Verdienst und Image

Ausschlaggebend seien ihrer Einschätzung nach aber mehrere Faktoren, unter anderem auch das Image der Lehre: „Bei uns kommen Schüler schnuppern, die uns erzählen, dass die Lehrer sagen: ,Wenn du nichts Besseres findest, machst halt das.’“ Außerdem könne der Verdienst mit der Industrie nicht mithalten. „Ich würde meinen Mitarbeitern gerne mehr zahlen, aber ich kann das Kilo Brot nicht um acht Euro verkaufen.“

Und nicht zuletzt erhielten Arbeitslose zu viel Unterstützung: „Ich finde es gut, dass es Arbeitslosenbeihilfe gibt, aber man muss es den Leuten schon attraktiv machen, dass sie wieder arbeiten möchten“, sagt Neudorfer. „Manche bezeichnen mich deshalb als Wutbäckerin. Dabei war ich gar nicht wütend, sondern viel mehr traurig über die Situation“, erklärt sie das Motiv für ihr Posting.

Frage der Vermittlung

Andere Betriebe haben mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. In Oberösterreich kommen laut Wirtschaftskammer per Ende Juni 1.160 offene Lehrstellen auf 656 Lehrstellensuchende.

Besonders schwer bei der Lehrlings- oder Mitarbeitersuche haben es laut Iris Schmidt, stellvertretende Landesgeschäftsführerin des AMS, jene Betriebe, die keine guten Anbindungen haben: „Die Erreichbarkeit, etwa mit Öffis, ist vor allem für Lehrlinge ein wichtiger Aspekt“, sagt sie.

Zudem käme, dass das Wunschprofil oft mit den offenen Stellen nicht zusammenpasse, und das manche Branchen beliebter seien als andere. „Wir wissen, dass die Kommunikation mit Arbeitssuchenden sehr wichtig ist, um auch Interesse an Stellen zu wecken, die vielleicht vorher nicht in Frage kamen.“

Es ist also eine Frage der Vermittlung. Diese hat Aurelia Neudorfer jetzt teilweise selbst in die Hand genommen: „Wir haben durch das Posting etwa 20 seriöse Bewerbungen erhalten. Ich bin optimistisch. Denen, die übrig bleiben, sage ich gleich, wo noch wer gesucht wird.“  Denn Betriebe hätten sich genug gemeldet.

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