Aufregung um geplante Erdgasbohrungen in Nationalparkgemeinde
In der Nationalparkgemeinde Molln (Bezirk Kirchdorf an der Krems) soll laut einem Bericht des ORF-Oberösterreich schon bald mit der Förderung von Gas begonnen werden. Das in Australien und Deutschland börsennotierte Unternehmen ADX Energy Ltd soll eine Lizenz zum Bohren nach Erdgas bekommen haben. Der Bürgermeister Andreas Rußmann kritisiert im Gespräch mit der APA die mangelnde Information der Bevölkerung über das Projekt und befürchtet negative Auswirkungen auf die Umwelt.
Die Gemeinde soll auf einem riesigen Gasvorkommen sitzen. ADX Energy Ltd rechnet mit einer Gasfeldgröße von 22 Milliarden Kubikmetern, geht aus einer auf deren Website veröffentlichten Aussendung hervor. Zum Vergleich: Österreich verbraucht pro Jahr rund 8,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas.
"Irritation in der Bevölkerung"
Die Mollner Bevölkerung sei darüber nicht ausreichend informiert worden, kritisiert Bürgermeister Rußmann. Er habe kurz vor Weihnachten von einem Mitarbeiter des Speicher-Unternehmens RAG nur eine knappe Erstinformation bekommen. Auf die Größenordnung sei nun ein Umweltaktivist aus der Gemeinde zufällig über die Website von ADX Energy Ltd gestoßen: „Diese Differenz hat eine Irritation in der Bevölkerung hervorgerufen und daher hat der Umweltaktivist heute, Sonntag, zu einem ersten Bürger-Informationsnachmittag eingeladen.“ Weitere - mit Einladung der beteiligten Firmen - sollen folgen.
Rußmann hätte sich gewünscht, dass die an den Erdgasbohrungen beteiligten Firmen selbst informieren. Man sei in der Gemeinde „nicht grundsätzlich gegen das Projekt“, aber es müssten einmal „alle Fakten“ dazu auf den Tisch gelegt werden. Die jetzige Vorgehensweise vermittle den Eindruck, dass man „die Bevölkerung so wenig und so spät wie möglich“ informieren möchte.
Neben der Kritik an der unzureichenden Information kritisiert Rußmann den Standort: „Der Ausstieg aus fossilen Energieträgern führt sich ad absurdum, wenn man zwischen Naturschutzgebieten eine Plattform zur Förderung von Gas reinsetzt.“ Dass Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) nun auf eigene Gasvorkommen setzen möchte, sei verständlich, aber ob der beste Standort dafür „zwischen Naturschutzgebieten und einem daneben liegenden Nationalpark“ sei? „Wir glauben, dass die Fläche nicht zum Naturschutzgebiet erklärt worden ist, weil man schon seit zehn Jahren weiß, das Gas darunter ist“, so Rußmann.
Erinnerung an Öl
In Moll sei in den 80er-Jahren nach Öl gebohrt worden und die Bevölkerung hätte die negativen Auswirkungen davon noch in Erinnerung. Die Bohrungen hätten viel Verkehr gebracht und einen riesigen Asphaltplatz im hintersten Talschluss hinterlassen. Der Naturschutzsprecher der Grünen, Rudi Hemetsberger, kritisiert die geplante Gasbohrung in Molln am Sonntag in einer Aussendung scharf und kündigte an, den Naturschutz-Aspekt zum Landtagsthema zu machen. Man wolle in einer mündlichen Anfrage wissen, „ob und inwieweit ein solches Projekt in unmittelbarer Nähe eines Naturschutzgebietes überhaupt realisierbar ist“. In diesen Zeiten fossile Energien zu forcieren und bei den Erneuerbaren zu bremsen, „ist eine verkehrte Welt“.
Auch die Umweltschutzorganisation WWF nennt die Pläne in Molln in einer Aussendung am Sonntag als „völlig falschen Weg“ und fordert den sofortigen Stopp: „Neue Erdgas-Bohrungen brauchen Jahre, bis sie liefern und sind daher in der aktuellen Energiekrise völlig nutzlos. Wenn sie dann fördern, müssen sie aus Klimaschutzgründen schon wieder eingestellt werden.“
Kommentare