„Ars Electronica ist internationales Aushängeschild“

Lang-Mayerhofer will die Kunst und die heimische Wirtschaft stärker in Verbindung bringen
Doris Lang-Mayerhofer. 100.000 Gäste besuchen das laufendende Ars Electronica Festival. Die Kulturstadträtin will noch mehr Geld investieren.

Doris Lang-Mayerhofer (36) ist Stadträtin für Kultur, Kreativwirtschaft und Tourismus.

KURIER: Das Ars Electronica Festival hat derzeit Linz voll im Griff. Was war, was ist Ihr Highlight?

Doris Lang-Mayerhofer: Dieses Festival ist der kulturelle Höhepunkt des Jahres und ein internationales Aushängeschild für uns als UNESCO City of Media Art, die Stadt der Medienkunst. Ein Highlight ist die Post City als Location an sich. Hier kann man sich die Zukunftstechnologien anschauen. Das Innovationsforum ist für mich auch ein Highlight, wo wir Ideen aus der Kultur, aus der Kunstszene mit der Wirtschaft zusammenführen. Die große Konzertnacht heute Abend ist sehr empfehlenswert. Es wird spektakulär, wenn das Bruckner Orchester in der Gleishalle spielt und ein großer Industrieroboter und Menschen tanzen. Danach wird es elektronische Musik geben. Bei diesem Festival sieht man, wie vernetzt Linz in der kreativen Szene ist.

Das Programm bietet an fünf Tagen mit 500 Events von 1300 Künstlern eine extreme Dichte. Wie kann man sich orientieren, ohne als Besucher überfordert zu sein?

Es ist genau diese Vielfalt, dieser Mix aus verschiedenen Bereichen, die das Ars Electronica Festival so speziell macht. Jeder soll sich das herauspicken, was ihn interessiert.

Das Festival ist wahrscheinlich neben der Voest das weltweit bekannteste Markenzeichen von Linz. Nimmt die Stadt genug aus dem Spektakel mit?

Die Weltkonzerne kommen mit Delegationen zu uns und schauen sich die Zukunftstechnologien an, tauschen sich hier aus. Es muss uns bewusst sein, dass wir hier Strahlkraft in die Welt hinaus haben. Das hat die Ars Electronica sich über die Jahre aufgebaut. Ich habe mich gefragt, warum nützen das unsere eigenen Leute viel zu wenig. Deshalb gab es heuer das Innovationsforum. Die Ars Electronica sieht sich als Plattform, diese Kräfte zu bündeln und, offen für Neues zu sein. Das ist auch der Benefit für die Stadt. Wir sind eine zukunftsgerichtete, moderne, weltoffene Stadt. Da ist das Ars Electronica Festival ein Aushängeschild neben unseren vielen Künstlern.

Wäre es nicht an der Zeit, dass sich das Festival Richtung OÖ und Österreich mehr öffnet?

International wird das Festival deswegen so stark wahrgenommen, weil wir so viel Kraft in Linz haben mit allen Beteiligten. Wir sind sehr stark regional verankert.

Der künstlerische Leiter Gerfried Stocker fordert vom Bund für die Ars Electronica mehr Geld.

Wenn man sich als Innovationsstadt weiterentwickeln möchte, muss man schauen, wo investiere ich. Die Frage ist, wie wir uns auch als Land Österreich international positionieren. Da ist der Digitalisierungsbereich wichtig. Da muss man die Mittel dahingehend bündeln. Deswegen sehe ich gute Chancen für eine, vielleicht auch finanzielle, Weiterentwicklung der Ars Electronica. Nächstes Jahr haben wir zehn Jahre Kulturhauptstadt. Da investieren wir drei Millionen Euro in eine neue Dauerausstellung für das Ars Electronica Center, wie sich Linz entwickelt hat. Wenn man das auch beim Festival erweitern kann, bin ich dabei.

Was sagt Ihr schwarzer Kultur- und Europaminister Gernot Blümel zu diesen Wünschen?

Ich bin guter Dinge, dass wir ihm in einem persönlichen Gespräch näherbringen können, wie wichtig die Ars Electronica für den Standort Österreich ist.

Das Brucknerfest ist mit der Klangwolke und der Eröffnung mit Daniel Kehlmann bereits voll angelaufen. Das Musiktheater startet diese Woche mit Premieren. Gibt es für diese Dichte überhaupt ein Publikum?

Als international positionierter Kulturstandort Linz ist es wichtig, eine Vielfalt anbieten zu können. Von der freien Szene, bis hin zu großen Institutionen und Festivals. Die Mischung macht es aus, denn man bereichert sich gegenseitig. Mehr würde ich sagen, braucht es nicht mehr unbedingt. Aber ich denke, wir haben großes Potenzial dadurch. Denn die Kultur ist ja als Wirtschaftsstandort und für die Lebensqualität einer Stadt genauso wichtig.

Welche Erwartungen haben Sie in das Brucknerfest, das erstmals vom neuen Brucknerhauschef Dietmar Kerschbaum geleitet wird?

Der Fokus soll stärker auf der Persönlichkeit Bruckners liegen. Das zeigt sich schon beim ersten Brucknerfest von Dietmar Kerschbaum. Die Erwartungen sind, das Brucknerfest zeitgemäß, modern mit allen Aspekten zu präsentieren, mit Bruckner-Beats oder der Klangwolke, wo Bruckner und die Tradition auf moderne Medienkunst stoßen. Die Vermischung und das terminliche Zusammenlegen des Brucknerfestes mit dem Ars Electronica Festival machen Sinn. Das soll bis 2024, zum Jubiläum 200 Jahre Bruckner, bleiben.

Zu Jahresbeginn haben Bürgermeister Luger und Landeshauptmann Stelzer über die Kooperation der Museen verhandelt. Bis Sommer sollten bei Ticketverkauf und Marketing Ergebnisse vorliegen.

Es gibt eine neue Steuerungsgruppe und ein Executive Komitee. Oberösterreich-Tourismus und Tourismusverband Linz sind mit an Bord. Es gibt eine Kooperationsvereinbarung zwischen Stadt und Land auf politischer Ebene. Eine weitere Vereinbarung wird erarbeitet, die alle Beteiligten unterzeichnen. Es geht darum, gemeinsam heraus zu greifen, wo es schon gute Konzepte gibt. Auf dem gemeinsamen Ticketing und Marketing liegt der Hauptfokus. Beispiele, auf denen man aufbauen kann, sind „Museum total“ und die „Kulturcard 365“.

Würden Sie größere Kooperationslösungen, etwa auch im Konzert- und Theatersegment begrüßen?

Für mich könnte es auch da stärkere Kooperationen geben.

Bürgermeister Luger findet hier eine Konkurrenzsituation besser. Landeshauptmann Stelzer möchte eine gemeinsame Holding von Stadt und Land. Sind Sie für eine solche Holding?

Ich denke, dass die Museumskooperation, wie wir sie auf politischer und institutioneller Ebene geschaffen haben, ein gutes Beispiel dafür sein kann, wie das vielleicht auch in Zukunft mit den Konzert- und Veranstaltungshäusern passieren könnte.

Wie sehen Sie Ihre Position als junge ÖVP-Stadträtin und Ressortchefin, die auf das Wohlwollen der rot-blauen Stadtregierung angewiesen ist?

Ich denke, dass meine Rolle als Kulturstadträtin eine sehr verbindende sein kann, auch in verschiedenen Bereichen – egal, ob man Wirtschaft und Kultur zusammen führt, oder ob ich politisch eine verbindende Rolle einnehmen kann.

Noch eine persönliche Frage: Sie sind politische Quereinsteigerin und haben an Profil gewonnen. Wie geht es Ihnen heute in dieser Hinsicht?

Ich habe mich sehr gut eingefunden in dieser Rolle. Es macht wirklich Spaß. Ich habe bemerkt, wie vielfältig dieses Ressort ist. Ich bin ja Innenarchitektin und Tischlermeisterin, komme also aus der Kreativwirtschaft und dem Handwerksbereich. Genau diese Kombination ist oft ganz gut. Ich bin beruflich geprägt, querzudenken, sich von Trends inspirieren zu lassen, aber seinen eigenen Weg zu finden bei der Umsetzung. Das bringt einem in einer politischen Position viel. Und zuhören und weltoffen zu sein, ist in unserer Gesellschaft wichtig.

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