Aktie Vinc mit hoher Rendite

Der Gramastettner Vincent Kriechmayr
Doppelweltmeister Vincent Kriechmayr beschäftigt seine Heimatgemeinde und erfreut seinen Hauptsponsor Energie AG. Von Gerhard Marschall.

Gramastetten liegt zwar ein gutes Stück nördlich der Alpen und ist darum auch nicht mit steilen Hängen, Liften und kilometerlangen Pisten gesegnet. Dennoch darf sich die Mühlviertler 5.100-Einwohner-Gemeinde als neuer Mittelpunkt der Skiwelt verstehen. Vincent Kriechmayr hat bei der Weltmeisterschaft im italienischen Cortina d’Ampezzo gleich zweimal Gold eingefahren. Er ist von hier. Deshalb wird in Gramastetten zurzeit heftig darüber gebrütet, wie „der Vinc“, wie sie ihn daheim nennen, gebührend geehrt werden soll.

Sommerweltmeisterparty

Ein großer Empfang, wie sonst bei der Heimkehr von Skisportheroen üblich, kommt momentan nicht in Frage. Bürgermeister Andreas Fazeni wünscht sich eine „Sommerweltmeisterparty“. Auch an ein Denkmal oder eine „Vincent-Kriechmayr-Arena“ wird gedacht. Dem Hauptdarsteller ist das offenbar etwas peinlich. Zuviel der Ehre, erklärte er aus dem fernen Cortina in Richtung Heimat. Er brauche das alles nicht.

Kopfsponsor Energie AG

Das zeugt nicht von Mangel an Dankbarkeit, eher von geerdeter Bescheidenheit. Deshalb möchte der Bürgermeister erst mit Kriechmayr reden, ehe konkrete Planungen angestellt werden. Bei der Energie AG verhält es sich umgekehrt: Die hat ihren Dank bereits abgestattet, als Vorschuss quasi. Und den bekommt sie jetzt gut verzinst zurück. Das Unternehmen ist Kriechmayrs Kopfsponsor und somit zurzeit medial omnipräsent. So oft wie er war in den vergangenen Tagen auch das Firmenlogo zu sehen. Kriechmayr gehört zur „Sportfamilie“ des Energieunternehmens, ebenso der Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger, die Tennisspielerin Barbara Haas oder der Skispringer Michael Hayböck. Alles in allem sind es 15 Familienmitglieder, auch aus weniger illustren Randsportarten.

Talenteförderung

„Wir fördern Talente und begleiten sie auf dem Weg zur Spitze“, beschreibt Generaldirektor Werner Steinecker die Philosophie des Projekts. Ganz nebenbei wird dem Mehrheitseigentümer Land einiges an Sportförderung abgenommen. Begonnen hat alles vor 20 Jahren mit Hannes Trinkl, dem Abfahrts-Weltmeister 2001 aus St. Pankraz. Trinkl fungiert heute als Familienoberhaupt. Power und Dynamik des Sports sollen das Firmenimage betonen. Und Siegertypen à la Kriechmayr. Dennoch sei die Familienmitgliedschaft nicht vorrangig an Erfolg gekoppelt, erklärt Steinecker: „Wir halten auch in schwierigen Phasen zusammen.“ So wurde der Skicross-Weltmeisterin Andrea Limbacher trotz fünf Kreuzbandrissen die Treue gehalten.

Beträge werden nicht verraten

Wie viel sich die Energie AG ihre sportliche Familie kosten lässt, wird nicht verraten. Das Unternehmen denkt in Kilowattstunden und Stromtarifen, unter dem Strich also in Geld. Was auf der einen Seite ausgegeben wird, soll auf der anderen vermehrt hereinkommen.

3,2 Mio. Euro

Der Marktforscher Focus misst regelmäßig die Medienpräsenz von Sportlern. Demnach hat Dominik Thiem im Vorjahr mit einem Werbewert von 8,9 Mio. € den bisherigen Spitzenreiter Marcel Hirscher abgelöst. Hinter ÖSV-Kollegen Matthias Mayer landete Kriechmayr mit 3,2 Mio. € auf Rang drei. Das sollte sich heuer merklich steigern. Zum Werbenutzen kommt, dass die Familie bei Events zur Verfügung steht. So hielt die Karateka Bettina Plank einen Selbstverteidigungskurs für Mitarbeiterinnen ab, die Kanutinnen Ana Roxana Lehaci und Viktoria Schwarz gaben in einem Fitnesstraining Tipps.

Kommentare