Äpfel, Wein, Milch und Urlaub am Hof

Landesräte Max Hiegelsberger (r.) und Arnold Schuller
Südtirol –Die 20.000 Bauern geben trotz kleinteiliger Strukturen ihre Höfe nicht auf.

"Seit sechs Monaten haben wir keinen Regen mehr gehabt", erzählt Andrea Müller, Bäuerin am Pirchhof, der hoch über Naturns im Südtiroler Vinschgau gelegen ist. In der vergangenen Nacht sei ein Fuchs in den Stall eingedrungen und habe 50 Hühner getötet. Auf 1445 Metern Seehöhe führt sie mit ihrem Mann und den drei Kindern den aus dem 13. Jahrhundert stammenden Hof, der 12 Hektar steile Wiesen, 30 Tiroler Grauvieh-Rinder, 80 Gebirgsziegen und mehrere Schweine umfasst. Sie haben einige Zimmer für Urlaubsgäste und die Hofschank, die von März bis November jeden Tag geöffnet ist. "Das, was wir bieten, ist zu 90 Prozent hausgemacht." Statt Cola und Pommes gibt es hausgemachte Säfte, Ziegenbraten, Kräuter- und Käseknödel mit Kraut, Brettljause und traditionelle Südtiroler Mehlspeisen wie Mohn- oder Kastanienkrapfen. Die Hofschank ist gut besucht, liegt sie doch am 110 km langen Meraner Höhenweg. Die Lage am Naturn-ser Sonnenberg erlaubt einen phantastischen Ausblick. Einerseits auf Meran, andererseits auf die Ortlergruppe.

Äpfel, Wein, Milch und Urlaub am Hof
Pirchhof
Der Pirchhof ist ein Beispiel für die Südtiroler Bauern, die trotz geringer Grundstücksflächen ihre Höfe nicht verlassen und aus den Gebirgsregionen nicht abwandern. Es gibt kaum aufgelasssene Höfe, eswird auch kaum verpachtet. "Der Hof ist Hoamat", erklärte Südtirols Agrarlandesrat Arnold Schuller der oberösterreichischen Delegation, die unter der Führung von Landesrat Max Hiegelsberger ins Tirol südlich des Brenners gereist war. Die 20.000 Bauern ernähren sich von vier Bereichen: Obstbau, Milchwirtschaft, Weinbau und Urlaub am Bauernhof. Auf 18.000 Hekar werden in den Tälern Tafeläpfel angebaut. Das sind 50 Prozent der italienischen und zehn Prozent der europäischen Apfelproduktion. Exportiert wird in 50 Länder. Die Südtiroler Kühe geben 380 Millionen kg Milch, 95 Prozent wird zu Käse etc. veredelt. An den Hängen wird auf 5400 Hektar Wein – das ist ein Prozent der italienischen Weinanbaufläche – angebaut und 340.000 Hektoliter geerntet. "Wir setzen auf Qualität statt auf Quantität", so Schuller. Während früher 80 Prozent Rotwein hergestellt wurde, setzen die Bauern zunehmend auf Weißwein, da er in Italien stärker nachgefragt wird. Die Durchschnittsgröße der Betriebe beträgt beim Weinbau ein Hektar, beim Obstbau 2,5 Hektar und beim Grünland sechs Hektar. Die Bauern haben sich zu Genossenschaften zusammengeschlossen, um so stärker am Markt auftreten zu können. Zwei Drittel der Bauern sind im Neben- oder Zuerwerb, 1800 Höfe haben bei den Wiesen eine Hangneigung von 50 Prozent. Im Vinschgau werden die steilen Wiesen wegen der geringen Niederschläge bereits jetzt künstlich bewässert. Die Landesregierung unterstützt die Bauern so gut wie möglich. Alle Höfe haben trotz großer Höhe und schwieriger Auffahrten asphaltierte Wege, die Milch wird täglich abgeholt.

Südtirol exportiert jährlich Lebensmittel im Wert von 1,2 Milliarden Euro, es setzt auf Qualität, weil nur so bessere Preise zu erzielen sind.

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