„Ältere kehren in die Stadt zurück“

„Ältere kehren in die Stadt zurück“
Ein neuer Trend: Ältere wollen im Zentrum wohnen. Peter Koits will Wels zum Zentrum Erneuerbarer Energie machen.

Peter Koits (SPÖ) ist seit 1983 in der Welser Stadtregierung, seit 1999 ist der 70-jährige Jurist Bürgermeister.

KURIER: Wie hat sich Wels entwickelt?

Peter Koits: Die Stadt war ursprünglich stark von der Landwirtschaft dominiert, was auch durch die Landwirtschaftsmesse zum Ausdruck kam. Sie mutierte dann zur Einkaufsstadt, zu einer Schulstadt und zu einem Wohnstandort. Wels ist eine der wenigen Städte, die einwohnermäßig wächst. Neben der Infrastruktur benötigen wir einen entsprechenden Wohnraum. Hier beobachten wir einen neuen Trend. Einwohner, die vor Jahren aufs Land gezogen sind, kommen wieder zurück. Wir sehen das am Wohnbau in der Innenstadt: am Stadtplatz, in der Fischergasse, am Zwinger.

Viele Welser ziehen in die Umlandgemeinden.

Das ist richtig. Junge Familien, die im Grünen günstigen Baugrund suchen und ein Haus bauen wollen, machen das. Aber diese Bewohner kommen nicht alle aus Wels, sondern aus ganz Oberösterreich. Wir haben jetzt die Weichen so gestellt, dass wir jungen Leuten günstigen Grund anbieten können, wenn wir welchen bekommen. Wir entwickeln gerade in Windpassing so ein Fördermodell.

Was motiviert die Menschen, vom Land wieder in die Stadt ziehen? Sind das ältere Mitbürger?

Ja, das sind ältere Personen, die von Verkehrsmitteln unabhängig sein wollen. Sie wollen im Zentrum wohnen, weil sie zu Fuß alles erreichen können. Sie sind einerseits sofort bei der Naherholung an der Traun und finden andererseits die Geschäfte des täglichen Bedarfs. Ärzte, das Krankenhaus, Kultur, alles ist in unmittelbarer Umgebung.

Wels hat mit 28 Prozent einen hohen Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund.

Auf der einen Seite bedeutet das Möglichkeiten und Chancen. Es bedeutet Wachstum, während gleichzeitig viele Orte und Städte schrumpfen. Auf der anderen Seite bringt das für die Stadt zusätzliche Infrastrukturkosten wie Kindergärten oder Schulen. Es müssen für sie auch zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen werden. Zuwanderung hat aber auch den Vorteil, dass Arbeitskräfte zur Verfügung stehen. In den Alten- und Pflegeheimen könnten wir manche Qualität nicht bieten, wenn wir nicht die Zuwanderer hätten. Probleme und Schwierigkeiten haben wir mit den Migranten im Bereich der Bildung. In den großen Wohnsiedlungen gibt es oft Spannungen. Es gilt, zu schauen, dass die Zuwanderer die Regeln und Umgangsformen, die bei uns gelten, einhalten. Auf der anderen Seite dürfen wir diese Menschen nicht ablehnen. Die Gruppe jener, mit denen wir Probleme haben, beträgt bis zu zehn Prozent. An diese Personen kommen wir sehr schwer heran. Hier haben wir Sorgen. Es ist eine sehr große Herausforderung.

Wo liegt die Zukunft der Stadt?

Ich sehe ganz große Chancen in der Wirtschaft in Verbindung mit Bildung, Ausbildung und Forschung. Die Chancen liegen auch weiterhin im Handel. Wir haben ausgezeichnete Unternehmen, die sich in der Forschung weltweit einen Namen gemacht haben. Wie zum Beispiel Fronius im Bereich der Erneuerbaren Energie. Oder Teufelberger. Oder das Elektrizitätswerk Wels. Erneuerbare Energie ist sicherlich ein Schwerpunktbereich. Die Energiesparmesse hat sich enorm entwickelt und einen ausgezeichneten Ruf. Wir verfügen über eine Fachhochschule mit dem Schwerpunkt technische Ausrichtung. Dazu kommt die HTL. Die typische Einkaufsstadt, die wir einmal gewesen sind, sind wir nicht mehr. Heute hat bereits jeder Bezirk Einkaufszentren. Die günstige Verkehrslage im Zentrum Oberösterreichs veranlasst auch Logistik- und große Handelsbetriebe, sich hier niederzulassen.

Mit dem Welios Science Center haben Sie ja ein Aushängeschild für Erneuerbare Energien.

Das Welios ist für mich ein Leuchtturm dieser neuen Ausrichtung von Wels Richtung Technik und Energie. Es ist ein Kompetenzzentrum, an dem sich viele andocken werden. Wir haben hier momentan ein Problem. Die 250.000 Euro, die wir nun zur Sanierung zuschießen, sind keine Kleinigkeit. Aber im Vergleich zu den Millionen, mit der die Stadt Linz das Ars Electronica Center unterstützt, sind die 250.000 Euro relativ wenig. Ich bin trotz der Kalamitäten, die wir derzeit haben, optimistisch. Man muss dem Aushängeschild eine Chance geben.

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