Adalbert Stifter: Ursache des Todes bis heute unklar
Bis heute wird darüber diskutiert, woran der bekannte Maler, Schriftsteller, Landeskonservator und Pädagoge, teils auch Schulrat, Adalbert Stifter am 28. Jänner 1868 tatsächlich gestorben ist. Er litt an einem Leberleiden, war am Auskurieren einer verschleppten schweren Grippe und fügte sich zwei Tage vor seinem Tod eine Schnittverletzung am Hals zu.
Die nach 150 Jahren immer noch erhaltene These eines Suizid Stifters wird von Petra-Maria Dallinger entkräftet. Unbestritten sei laut der Direktorin des Adalbert Stifter-Instituts des Landes Oberösterreich in Linz, dass er sich in der Nacht mit der Rasierklinge einen Schnitt in den Hals zugefügt habe.
Dem Leben zugewandt
"Manche vermuten, er konnte Tag und Nacht nicht unterscheiden. Die Hintergründe sind nicht ganz eindeutig. Aber wäre es nach außen hin ein Suizid gewesen, hätte man ihn damals nicht kirchlich bestatten können. Die Mediziner haben damals vermutet, dass er sich nicht mehr erholen wird." Der Schnitt selbst sei nicht tödlich gewesen. "Sonst wäre er zeitnah daran gestorben. Man hatte nicht die medizinischen Möglichkeiten wie heute."
Dallinger beschreibt die Person Adalbert Stifter als geistreich, gesellig, unterhaltend und grundsätzlich dem Leben zugewandt. Für ihn sei die räumliche Orientierung wichtig gewesen. Seine Lebererkrankung habe große Auswirkungen auf seine Psyche gehabt. "Mediziner gehen davon aus, dass Lebererkrankungen eine düstere Sicht mit sich bringen. Es gibt in Stifters Werken häufig ein Motiv der Angst. Es ging ihm nicht gut, wenn die Dinge konturlos wurden." Das habe den Nebel in der Stadt betroffen, aber auch die Dunkelheit in der Nacht. In seinen letzten Jahren war er öfter in Kirchschlag. "Dieser Ort war damals schon mehr außerhalb des Nebels. Dorthin zu kommen war für ihn eine große Erleichterung", meint Dallinger. Stifter sei immer auf der Suche nach sich selbst gewesen. "Er hat sich mit der Frage nach der Bestimmung des Menschen und der Schicksalshaftigkeit des Lebens beschäftigt und sich für Bildung eingesetzt." Durch seine Texte werde man zur Auseinandersetzung mit sich selbst gebracht. "Geschrieben hat er außerdem über die Landschaften seines Lebens, den Böhmerwald, die landschaftliche Umgebung von Kremsmünster, die Städte Wien und Linz sowie das Salzkammergut." Wobei er laut der Expertin mit Linz auch "gehadert" habe. Wien werde dann als Stadt der Möglichkeiten sichtbar.
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