Ablöse von Bezirkshauptmann Wojak treibt Keil zwischen Braunau und Linz

Georg Wojak und Altheims Bürgermeister Franz Weinberger
Wojaks Ablöse entzweit einen großen Teil der Braunauer ÖVP und der Landespartei. Eine Analyse.

Ein oberster Vertreter des Landes, der aus Loyalitätsgründen nicht zitiert werden will, ist überzeugt: Die Ablöse von Georg Wojak als Bezirkshauptmann von Braunau wird nicht halten. Vor allem arbeitsrechtlich nicht. Die Suppe sei einfach zu dünn. Denn der 59-Jährige Wojak hat das gemacht, was Politiker tagtäglich tun. Er hat sich für menschliche Lösungen eingesetzt statt als kalter Jurist mit einem Federstrich über die Leute drüberzufahren. Deshalb hat er auch so einen starken Rückhalt bei den Bürgermeistern der Region.

Personalvertretung

Als Hauptbetreiber der Ablöse gilt die Personalvertretung. Wojak wird vorgeworfen, Kompetenzen übertreten zu haben und in die Bereiche anderer Mitarbeiter hineinregiert zu haben. Es habe Gespräche mit ihm gegeben, die zwar zu einer kurzzeitigen Verbesserung der Situation geführt hätten, aber Wojak sei immer wieder rückfällig geworden, heißt es von einem maßgeblichen Gewerkschaftsvertreter. Er habe sich wie ein Bezirkskaiser verhalten und Amtsmissbrauch begangen.

Wenig Verständnis für Abberufung

Bei der Bevölkerung in der Region wird die Ablöse nach elf Jahren Tätigkeit nicht verstanden. „Es hat bisher alles gepasst, plötzlich ist es nicht mehr Recht“, ist der Tenor unter Bevölkerung. Wojak hat aber auch seine Kritiker. Sie beschreiben ihn als „Giftzwerg“, der unter seiner Körpergröße leide und ein „Radler“ (nach oben schleimen und nach unten treten) sei. Er sei unbelehrbar, denn die Probleme mit ihm hätten sich bereits über einen längeren Zeitraum hingezogen und er habe darauf nicht reagiert. Auch an seinen früheren Positionen habe es Probleme in der Personalführung gegeben.

BH galt als Problemfall

Es gibt aber auch völlig andere Sichtweisen. „Die Bezirkshauptmannschaft Braunau war immer schon ein Problemfall, wir hatten schwache Bezirkshauptleute, es gibt da einige Minderleister, denen Wojak auf die Zehen getreten ist. Und es waren von Anfang an Beamte dabei, die seine Bestellung nie akzeptiert haben“, beschreibt ein langjähriger Kenner die Lage. Die Abberufung Wojaks sorgt jedenfalls für erhebliche Unruhe. Im Landesdienst selbst, wo genau beobachtet wird. wie mit Schützlingen und Mitarbeitern des ehemaligen Landeshauptmanns Josef Pühringer umgegangen wird. Und im Bezirk Braunau selbst, wo Wojak Ansehen genießt.

Schwierige Lage für Stelzer

Landeshauptmann Thomas Stelzer steht vor einer schwierigen Situation. Entscheidet er gegen Wojak, bekommt er ein Dauerproblem im Bezirk Braunau, das die Chancen für die Nationalratswahl und die Landtags- und Gemeinderatswahl 2021 beeinträchtigen kann. Im Innviertel ist die FPÖ stark. Sie könnten politisch profitieren. Eine Rückkehr Wojaks stößt aber auf den Widerstand der Personalvertretung, sprich des ÖAAB. Der Konfliktlinien gehen also quer durch die ÖVP, eine Sprengkraft, die bisher unterschätzt worden ist. Die Bürgermeister wehren sich auch gegen den parteiinternen Druck aus Linz, sie auf Linie gegen Wojak zu bringen. Landeshauptmann a.D. Erwin Wenzl kannte die Eigenständigkeit der Innviertler. „Wenn es wo Widerstand gegen Entscheidungen gab, dann im Inneren Salzkammergut und im Innviertel“, erzählte er.

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