40 Verletzte nach Chlorgas-Austritt

Schadstoffspezialisten der Feuerwehr durchkämmten das Agrana-Gelände in Aschach an der Donau.
Giftiges Gas entwich in Stärkefabrik bei Umfüllarbeiten, sechs Personen wurden schwer verletzt.

Nach der gewaltigen Gasexplosion vom Dienstag in Niederösterreich sorgte Mittwochfrüh in Oberösterreich ein weiteres Gasunglück mit Hunderten Betroffenen für einen Großalarm bei den Rettungskräften. Nach einem Chlorgasunfall kurz vor 8 Uhr Früh im Maisstärkewerk der Agrana in Aschach an der Donau (Bezirk Eferding) mussten 37 bis 40 verletzte Personen mit Atemwegsbeschwerden, darunter laut Polizei sechs schwer Verletzte, in Spitäler gebracht werden. 300 Mitarbeiter der Firma wurden in Sicherheit gebracht.

40 Verletzte nach Chlorgas-Austritt
Grafik

Nach Angaben des Unternehmens hat ein Bedienfehler beim Umpumpen von Chemikalien aus einem Eisenbahnwaggon den Chlorgasaustritt verursacht. Der dramatische Zwischenfall habe sich nicht in der erst vor wenigen Monaten neu eröffneten Maisstärkeanlage, sondern im Chemielager des Werkes ereignet, schildert Agrana-Sprecher Markus Simak. Nachdem Mitarbeiter durch den stechenden Geruch auf das Chlorgas aufmerksam geworden waren, schlugen sie umgehend Alarm. "Eine Explosion, wie zu Beginn berichtet wurde, hat es aber nie gegeben", sagt Simak.

Großalarm

Die sofort angelaufene Notfallkette und die Evakuierung des Geländes haben gut funktioniert, berichten die Einsatzkräfte. Umgehend rückten Feuerwehren und Rettungen an. Das Rote Kreuz und der Arbeiter-Samariterbund kümmerten sich um die Erstversorgung, auch vier Notärzte und acht praktische Ärzte aus der Region wurden zum Einsatz gerufen. Das Aschacher Veranstaltungszentrum wurde zum Sammelort umfunktioniert. "Neun Personen mussten notärztlich betreut werden, drei wurden per Notarzthubschrauber ins Spital geflogen", berichtet Simak. In Kolonnen brachten die Rettungsautos dann die leichter Verletzten in die Spitäler von Wels und Linz. Keine der Personen habe Verätzungen oder Verbrennungen erlitten, "alle klagten über ein Inhalationstrauma", schildert Christian Hartl vom Roten Kreuz, das allein 60 Helfer im Einsatz hatte.

Schadstofftrupps

Mit 50 Personen waren die Feuerwehren aus Aschach, Hartkirchen und Wels angerückt. Ein Feuerwehrmann wurde leicht verletzt. Nachdem die Agrana-Belegschaft in Sicherheit war, wurden Schadstofftrupps in Schutzanzügen in den Gefahrenbereich geschickt. "Das Chlorgas dürfte nur kurz ausgeströmt sein, dann haben Überdruckventile oder etwas Ähnliches abgedichtet", erklärt Feuerwehr-Einsatzleiter Andreas Moser. Die Spezialisten kontrollierten die Einfüllstutzen und zogen am Unglückstank alle Schrauben nach.

In Anwesenheit des Arbeitsinspektorats wurden schließlich während der Vormittagsstunden alle Arbeitsräume und Betriebshallen auf dem Agrana-Gelände auf Chlorgasrückstände kontrolliert und Messungen durchgeführt.

"Wir haben unseren Einsatz beendet, die ersten Arbeiter kommen bereits wieder in den Betrieb zurück", berichtet Moser dem KURIER am Nachmittag.

Kommentare