Zeugnistag für die Krankenhäuser in Niederösterreich
Gerald Bachinger ist ein Freund klarer Worte. Wenn der Patientenanwalt über die erste Corona-Welle im April 2020 spricht, dann sagt Bachinger folgenden Satz: „Es waren alle mit der Situation vollkommen überfordert.“ Mittlerweile, so der Experte, habe sich das geändert. „Die großen Systeme, vor allem auch in Niederösterreich, haben sich auf diese enorme Herausforderungen sehr gut eingestellt.“
Die Landesgesundheitsagentur NÖ (LGA) ist, wenn man so will, eines dieser großen Systeme im Kampf gegen das Virus. 27 Klinikstandorte und 48 Pflege- und Betreuungszentren in NÖ werden von einer zentralen Stelle aus gemanagt, unter dem gemeinsamen Dach befinden sich vor allem aber auch Menschen: 3.800 Ärzte, 27.000 hauptamtliche Mitarbeiter, 15.000 Gesundheits- und Pflegekräfte.
Einmal im Jahr wird ihre Arbeit von jenen bewertet, die diese auch am besten beurteilen können: von den Patienten. 22.000 Menschen stellten nun ein Zeugnis aus, die Verteilung erfolgte am Montag. Und trotz vieler Widrigkeiten, die die Pandemie bislang mit sich brachte, fällt das Ergebnis sehr positiv aus. „Im Bereich der Pflege wurden 96,6 Prozent von 100 möglichen Punkten erreicht, im Ärzteteam sind es 94,7 Punkte“, berichtet Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf.
Krems ist top
Bei den Spitälern top sind das Universitätsklinikum Krems (mehr als 300 Betten) und die Kliniken Waidhofen an der Ybbs und Lilienfeld (weniger als 300 Betten). Dass die Spitäler trotz der angespannten Corona-Situation sehr gute Qualität lieferten, zeigt das Beispiel in Lilienfeld. Hier wurden – neben den vielen anderen Aufgaben – bislang 419 Menschen betreut, die an COVID-19 erkrankt waren.
„Dank und Respekt“
„Gerade auch in Zeiten der Pandemie haben sich die Patienten in unseren Kliniken bestens aufgehoben gefühlt. Das wäre ohne unsere Mitarbeiter nicht möglich und dafür gebührt ihnen unser größter Dank und Respekt“, betonen die LGA-Vorstände Konrad Kogler und Helmut Krenn.
Die Patientenbefragung, die bereits zum zehnten Mal durchgeführt wurde, dient vor allem aber auch dazu, Probleme ans Tageslicht bringen. „In den meisten Fälle handelt es sich allerdings um regionale Angelegenheiten“, sagt Markus Klamminger, Direktor für Medizin und Pflege in der LGA.
Kommunikation
Insgesamt konnten in der Vergangenheit durch die Auswertungen der Fragekataloge etliche Verbesserungen in den Institutionen getroffen werden: Verschiebung der Essensausgabezeit am Abend, Erweiterung der Besuchszeiten, Optimierung des Anmeldemodus für geplante Untersuchungen, WLAN-Nutzung oder auch die Einführung einer Nachmittagsvisite zur Verbesserung der Kommunikation.
Letzteres, also die Kommunikation mit den Patienten, sei der Knackpunkt im Umgang mit den Patienten, ist sich Bachinger sicher. „Das ist der entscheidende Punkt“, so der Patientenanwalt im KURIER-Gespräch. Wie groß die Verunsicherung in Zeiten von Corona bei den Menschen ist, zeigen auch die vielen Fällen, die im vergangenen Jahr Pflege- und Patientenanwaltschaft einlangten. „Bei den Geschäftsfällen registrierten wir ein Plus von knapp 400 Prozent. Wir hatten also drei- bis viermal so viel Arbeit wie in normalen Zeiten“, berichtet der Experte.
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