WWF mit Masterplan: Zurück zur wilden March
Im 20. Jahrhundert wurde die March weitgehend reguliert, was sich laut WWF negativ auf das Ökosystem auswirkte. Mäander (Flussschlingen, Anm.) und Nebengewässer wurden abgeschnitten, der Flusslauf wurde begradigt, und 70 Prozent der Uferlänge wurden mit Wasserbausteinen fixiert. Durch die Begradigung ist der Fluss laut WWF-Experten Jurrien Westerhof tiefer geworden, Auen trockneten aus und der Fischbestand sank stark.
Der WWF hat einen Masterplan für eine Renaturierung der Unteren March in Niederösterreich erarbeitet. Auf österreichischer Seite sollen 15,5 Kilometer Uferbefestigung weggenommen sowie ein Seitenarm und ein Mäander voll angebunden werden. Gemeinsam mit den slowakischen Maßnahmen werden so auf einer Länge von 27 Kilometern die Voraussetzungen für die Entstehung eines natürlichen Flusslaufes wiederhergestellt.
Erfahrung mit Renaturierung
Schon in der Vergangenheit wurde in Renaturierungsmaßnahmen an der March kräftig investiert: Ein zur Hälfte von der EU gefördertes Projekt „Untere Marchauen“ wurde 2019 abgeschlossen, 3,5 Millionen Euro flossen da hinein. In Umsetzung ist außerdem das Interreg-Projekt „KliMa“ im Bereich Zwerndorf, 600.000 Euro werden hier in die Hand genommen. Beide Male war die Österreichische Wasserstraßen-Gesellschaft Viadonau führend in der Projektumsetzung.
Und auch beim künftigen Projekt, das im WWF-Masterplan enthalten ist, ist die Viadonau federführend. Auf KURIER-Nachfrage würde sich dieses allerdings noch „in einer sehr frühen Planungsphase“ befinden. „Wir haben vor hierfür EU-Fördermittel zu beantragen“, erklärt Günther Schattauer, bei Viadonau verantwortlich für Renaturierungsprojekte an der March, „wir müssen das mit Nachbarstaaten, Anrainern und diversen anderen Projektpartnern abstimmen, das braucht alles Zeit.“ Er rechnet nicht mit einer konkreten Umsetzung der Maßnahmen vor 2024/25. Dennoch: Die Vorzeichen seien gut.
Politischer Rückenwind
Westerhof verwies etwa auf die Ankündigung des slowakischen Umweltministers Jan Budaj bei einem Treffen mit seiner österreichischen Amtskollegin Leonore Gewessler (Grüne) im Mai, die March von der Liste schiffbarer Gewässer zu streichen. „Dieses Hemmnis für Naturschutzmaßnahmen wurde nun beseitigt“, sagte der WWF-Experte.
Vonseiten des Landes Niederösterreich dürfte es zumindest keinen Widerstand betreffend Renaturierungsmaßnahmen an der March geben. „Wir freuen uns über jegliche Renaturierungsprojekte in Niederösterreich. Wir sind prinzipiell Vorreiter in Österreich und Europa auf diesem Gebiet“, verweist Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) auf laufende und bereits abgeschlossene Projekte.
Kommentare