Später als erwartet: Erster Problemwolf in NÖ abgeschossen

700 Nutztiere sollen seit 2022 in Kärnten von Wölfen gerissen worden sein.
Im Bundesland Tirol wurden im heurigen Jahr bereits sechs Wölfe nach entsprechenden Verordnungen der Behörde geschossen, insgesamt wurden heuer bereits 26 Abschussverordnungen verhängt.
Drei Jahre nachdem in Österreich 2022 der erste Wolf in Kärnten legal entnommen wurde, ist es in Niederösterreich diese Woche zum ersten offiziellen Abschuss eines Problemwolfs gekommen.
Nutztiere wiederholt angegriffen
Im Bezirk Zwettl wurde am Mittwoch ein Wolf erlegt. Der Wolfsabschuss erfolgte im Einklang mit der Niederösterreichischen Wolfsverordnung, heißt es aus dem Büro von LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP).
Nachdem sachgerecht geschützte Nutztiere angegriffen, verletzt und gerissen wurden und sich nunmehr erneut ein Wolf an die gleiche Herde annäherte und sie bedrohte, sei der Abschuss völlig regelkonform erfolgt.

Nachwuchs in einem Wolfsrudel in Allentsteig
Das Land NÖ hatte im Herbst des Vorjahres eine Verschärfung der NÖ Wolfsverordnung mit den Stimmen von ÖVP, FPÖ und SPÖ in der Landesregierung beschlossen.
Man muss nicht auf weitere Risse warten
Wenn nach einem Wolfsriss weiterhin eine Gefahr für Nutztiere ausgeht, wird dieser Wolf als unmittelbare Bedrohung eingestuft. Damit liegt für diesen Problemwolf (ohne zusätzliche Freigabe) die Grundlage für eine Entnahme vor, ohne dass auf weitere Risse gewartet werden muss.
Zudem ist die Entnahme, also der Abschuss von Problemwölfen, nicht mehr nur im betroffenen Jagdrevier möglich, sondern erstreckt sich auch auf die angrenzenden Reviere.

LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP)
"Diese Wolfsverordnung dient der Sicherheit von Menschen sowie Nutz- und Haustieren vor Wolfsangriffen. Nähern sich Problemwölfe an Siedlungen an oder bedrohen und töten durch Herdenschutzmaßnahmen gesicherte Nutztiere, dann dürfen Wölfe vergrämt und entnommen werden“, erklärt Pernkopf.
Begutachtung durch Sachverständige des Landes
Der Abschuss am vergangenen Mittwoch im Bezirk Zwettl fand "verordnungskonform statt und wurde dem Land Niederösterreich innerhalb der vorgesehenen Frist gemeldet". Die Begutachtung durch Sachverständige des Landes erfolgte umgehend, heißt es aus Pernkopfs Büro.
Vier Rudel in NÖ, drei davon im Bezirk Zwettl
Überraschend kommt der erste Wolfsabschuss in NÖ nicht. Gerade der Bezirk Zwettl gilt mit seinen drei bestätigten Wolfsrudeln in Gutenbrunn, Arbesbach und Allentsteig als Hotspot, was die Raubtiere anbelangt.
Nach einer Vielzahl von Nutztierrissen haben Landwirte und Betroffene in der Region bereits 2023 die Initiative "Wolf Stopp" gegründet. Die Gruppe verlangt schärfe Maßnahmen gegen die Raubtiere und eine Bestandskontrolle durch Abschuss. In Niederösterreich wurden heuer 48 Nutztiere wie Schafe und Ziegen nachgewiesenermaßen von Wölfen gerissen, bestätigt das Land.
EU hat die Regulierung erleichtert
Der strenge Schutz des Wolfes innerhalb der Europäischen Union hat zu einem markanten Anstieg der Population geführt.
Der Bestand hat sich in den vergangenen zehn Jahren annähernd verdoppelt. Laut einer neuen Studie aus 34 Ländern ist die Zahl der Wölfe von rund 12.000 Exemplaren auf über 21.500 gestiegen.
Vor diesem Hintergrund hat das Europäische Parlament vergangenen Mai den Schutzstatus des Wolfes von bisher "streng geschützt“ auf "geschützt“ abgesenkt. Diese Aufweichung des Schutzes soll den einzelnen Staaten ermöglichen, den Bestand leichter zu regulieren und bürokratische Hürden für die Entnahme von Problem- oder Risikowölfen abzubauen.
102 Wolfsnachweise, 9 Rudel
Im Jahr 2024 wurden in Österreich 102 individuelle Wölfe nachgewiesen. Davon wurde ein Wolf tot aufgefunden und 13 Exemplare im Rahmen von Landesverordnungen geschossen.
Österreichweit gibt es aktuell neun Rudel, vier davon in NÖ, drei in Kärnten und je ein Rudel in OÖ bzw. Osttirol.
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