Widerstand gegen Salzschlacken-Werk: Konzern sucht neuen Standort
Im undurchsichtigen Unterfangen einer Tochterfirma der Baumit-Gruppe in Kematen an der Ybbs im Bezirk Amstetten ein Werk für die Wiederverwertung von Alu-Salzschlacke zu errichten, gab es Donnerstagvormittag einen Knalleffekt. Bei einer Pressekonferenz in Wien ließ Baumit-Eigentümer Robert Schmid deutlich durchklingen, die Lust verloren zu haben, das Projekt in Kematen verwirklichen zu wollen.
Er nutzte die erste offizielle Informationsveranstaltung zum geplanten 50 Millionen Euro teuren Werk auch gleich zu einem Aufruf an andere Gemeinden sich als neue Standortgemeinden zu melden. In Anspielung auf den Widerstand, der dem Upcycling-Park in Kematen bereits entgegenschlägt, sagte Schmid, er wolle in keinen politischen Kleinkrieg hineingezogen werden, „deshalb ziehen wir Leine“.
Wie berichtet hat die SPÖ Kematen auch wegen der fehlenden Informationen zu dem Projekt eine Online-Petition gegen das Werk der Baumit-Tochter Bio-Brennstoffe Gmbh installiert. Von politischen Entscheidungsträgern in der Region Ybbstal sei ihm zudem mitgeteilt worden, dass sich der gewünschte Standort für das Werk auf verbrannter Erde befinde.
Vor rund 30 Jahren hatte sich im Ybbstal und im Bezirk Amstetten nämlich die damals größte Bürgerbewegung in Österreich gegen die Alu-Schmelze SMA und ein dazugehöriges Müllverbrennungswerk gebildet. Das Projekt wurde schließlich von Landeshauptmann Erwin Pröll politisch gestoppt. Die damalige Bürgerinitiative „Entscheide Mit“ hat sich nach drei Jahrzehnten bereits wieder formiert, um gegen den geplanten „Upcycling-Park“ anzutreten.
Vorzeigeprojekt
Schmid und Bio-Brennstoffe-Chef Eberhard Reil sprachen von langjähriger Recycling-Erfahrung im Unternehmen und von einer Technologie, die einen perfekten Kreislauf darstelle. Die Technologie sei weltweit einzigartig. Nicht recycelbare Abfälle, wie Salzschlacke, sowie Reste aus der Kunststoff- und Papierwiederverwertung würden zum hochwertigen Produkt Tonerde und sogar medizinischem Sauerstoff umgewandelt.
Schmid und Reil sprachen von einem perfekten und innovativen „Green Deal“. Papier- und Kunststoffreststoffe werden in dem Prozess zu einem Gas verwandelt, das durch Verbrennung den hohen Energieaufwand für die Tonerdeproduktion liefert.
Tonerde ist als Bindemittel für Schnellbindezement begehrt. 40.000 Tonnen sollten in Kematen jährlich produziert werden. Durch das Werk das in einer stillgelegten zum Baumit-Konzern gehörenden Schottergrube an der B121 geplant sollten 50 „Green Jobs“ entstehen. 31 Lkw-Fahrten würde das Werk in der Region verursachen.
Bis zum Winter wolle man nun in Inland nach möglichen Ersatzstandorten Ausschau halten, ansonsten könnte die Investition im nördlichen Ausland stattfinden, kündigte Schmid an. Nieder- und Oberösterreich seien bevorzugte Gebiete. Das zur Vorbegutachtung bei den Behörden eingereichte Werk in Kematen verfolge man nicht mehr mit größtem Nachdruck, wurde erklärt.
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