Comeback der Westbahn: Nach Hochwasserschäden wieder mit Tempo 230
Die Eisenbahner-Musikkapelle spielte tapfer gegen den eisigen Wind an, Bundesministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Landesvize Udo Landbauer (FPÖ) strahlten in die Kameras und ÖBB-Chef Andreas Matthä sprach gar von einem "Weihnachtswunder".
Am Bahnhof Tullnerfeld in Niederösterreich wurde am Freitag das Comeback der Weststrecke groß gefeiert. Fast auf den Tag genau drei Monate nach der verheerenden Hochwasserkatastrophe kann die Strecke zwischen Wien und St. Pölten am 15. Dezember wieder in Betrieb genommen werden, dann sind Pendler und Reisende in den Railjets auf der schnellen Schiene wieder mit Tempo 230 unterwegs.
Die ersten Züge, die am Sonntag wieder durch das Tullnerfeld unterwegs sein werden, sind die Westbahn WB 998 um 0.08 Uhr ab Wien Westbahnhof und der Railjet RJ 820 der ÖBB um 0.28 Uhr ab Wien Hauptbahnhof.
Dass die Weststrecke bald wieder durchgehend befahrbar ist, sei vor allem den vielen Arbeitern zu verdanken, die bis jetzt rund um die Uhr im Einsatz standen, betonte Gewessler. Tatsächlich hatte die Flut enorme Schäden angerichtet. Betroffen war vor allem der Atzenbrugger Tunnel, wo das Wasser mehr als zwei Meter hoch stand, die Weichenhalle Hadersdorf und der Bahnhof Tullnerfeld selbst, der ebenfalls geflutet wurde.
"Zurück zur Normalität"
Insgesamt mussten die Bundesbahnen unter anderem 16 Kilometer Kabel für die Stromversorgung austauschen, Brandmeldeanlagen und Notrufsäulen ersetzen, 1,4 Kilometer Hochspannungsleitungen austauschen, Weichen reparieren, Sicherungssysteme erneuern und auch das Handy-Netz wiederherstellen.
"Für die vielen Pendler, Schüler und Familien, die täglich auf diese wichtige Verbindung angewiesen sind, bringt diese Rückkehr zur Normalität eine riesige Erleichterung", betonte Landbauer.
30 Minuten zusätzlich
Tatsächlich bot der monatelange "Umweg" über die alte Westbahnstrecke zwar landschaftlich einige Highlights, doch er kostete den Bahnkunden vor allem viel Zeit. "Die letzten Wochen der Streckensperre haben vielen nicht nur Nerven gekostet, sondern auch 30 Minuten zusätzlich pro Richtung", rechnete ÖVP-Landtagsabgeordneter Florian Krumböck vor.
Teuer war die Streckenreparatur auch. Die ÖBB gehen von etwa 100 Millionen Euro aus, die die Erneuerung der Infrastruktur kosten wird. Den letzten Schliff soll die Westbahnstrecke dann von 12. Mai bis 5. Juni 2025 bekommen, wo wieder über die alte Route umgeleitet werden wird.
Übrigens: Gute Nachrichten gibt es auch für jene, die sehnsüchtig auf einen Nachtzug von Wien über St. Pölten nach Amstetten gewartet haben. Ab September 2025 fährt ein später Zug um 1.48 Uhr von der Bundeshauptstadt (Westbahnhof) in die nö. Landeshauptstadt.
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