Jugendheim in NÖ: Wende im Missbrauchsskandal

Polizei, Neusiedl am See
Urheber der Anschuldigungen zeichneten ein verbrecherisches Komplott auf Tonband auf.

Ist der Missbrauchsskandals in einem Jugendheim in Niederösterreich nur eine böse Intrige? Nachdem die Urheber der Anschuldigungen in der Nacht auf Mittwoch festgenommen wurden, als sie versucht haben sollen, den Geschäftsführer der "Therapeutischen Gemeinschaft" (TG) zu überfallen und auszurauben, erscheint die Angelegenheit in einem völlig neuen Licht. Einer der Beteiligten, Michael T. (18), hat in einem Interview auf Puls4 zugegeben, dass die Missbrauchs-Anschuldigungen "erstunken und erlogen sind". Er sei von einem gekündigten Mitarbeiter der TG manipuliert worden um die falschen Vorwürfe öffentlich zu machen, so Michael T. Der Ex-Betreuer hätte sich an seinem früheren Dienstgeber rächen wollen. Der Mann weist das vehement zurück. Die Aussagen werden vor allem die eingesetzte Sonderkommission zu dem vermeintlichen Heimskandal brennend interessieren.

"Abreibung" mit Küchenmesser

Der verhaltensauffällige frühere Heimzögling Andreas D. (18), soll ein perfides Komplott geschmiedet haben. Er wollte den Gründer der Therapeutischen Gemeinschaft, Hermann Radler, demnach in der Nacht an dessen Wohnadresse in Ebenfurth, Bezirk Wiener Neustadt, überfallen und mit einem 35 Zentimeter langen Küchenmesser eine "Abreibung" verpassen. Der Plan sei gewesen, ihn auszurauben und mit dessen Auto zu flüchten. Andreas D. und Michael T. hatten zuvor mehrmals am Telefon konkrete Überfallpläne geschmiedet und die Gespräche auch noch aufgezeichnet. Der Justiz dienen die sichergestellten Aufnahmen nun als Beweismittel. Es geht vor allem darum zu klären, was genau sie ihrem Opfer antun wollten.

Michael T. ist es vermutlich zu verdanken, dass der Überfall unblutig von der Polizei beendet werden konnte. Er hatte nachts bei Radler geläutet und ihn davor gewarnt, dass Andreas D. jeden Moment mit dem Messer ins Haus eindringen wolle. "Wir haben große Angst gehabt, als er mit dem Messer ums Haus geschlichen ist", schildert Radler. Seine Familie verbarrikadierte sich im Schlafzimmer, bis schließlich die Polizei eintraf und Andreas D. festnahm. Die Tatwaffe und eine Sturmhaube wurden sichergestellt. Der 18-Jährige, der eine lange Liste an Vormerkdelikten aufweist, wurde nach den Einvernahmen in die Justizanstalt Wiener Neustadt eingeliefert. Die Ermittlungen laufen unter anderem wegen Verdachts eines verbrecherischen Komplotts. "Wir haben Untersuchungshaft beantragt. Zwei Mittäter wurden auf freiem Fuß angezeigt", sagt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, Erich Habitzl.

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