Was die USA von Niederösterreich lernen wollen
Erfahrungsaustausch, das Knüpfen von Geschäftsbeziehungen für niederösterreichische Unternehmen, aber auch das Lernen voneinander waren die Schwerpunkte des USA-Besuchs einer Delegation um Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) in der vergangenen Woche. Und wer dachte, dass im letzten Punkt vor allem der kleinere vom größeren Gesprächspartner lernen könne, der wurde eines Besseren belehrt.
Denn wenn es etwa um die Schaffung leistbaren Wohnraums geht, dann blickt man neidvoll über den Atlantik auf das niederösterreichische Modell des geförderten Wohnbaus mit 6.200 neuen Wohnungen pro Jahr. Das bestätigte Dianne Primavera, Vize-Gouverneurin des Bundesstaates Colorado beim Treffen in Denver. Aber auch ihre kalifornische Amtskollegin Eli Kounalakis zeigte sich angesichts steigender Obdachlosenzahlen höchst interessiert.
„Uns wurde berichtet, dass wir in Niederösterreich 35 Prozent mehr leistbares Wohnen haben als Kalifornien“, berichtete Mikl-Leitner nach dem Arbeitsgespräch. „Wir haben vereinbart, dass eine Delegation aus Kalifornien zu uns kommen wird, um sich über den geförderten Wohnbau zu informieren.“
Breitband und Erneuerbare Energien
Dieser Besuch soll bereits im heurigen Sommer stattfinden. Der für das Thema zuständige Landesrat Martin Eichtinger, ebenfalls Mitglied der USA-Delegation, betonte: „Wir haben gleich vor Ort einen englischsprachigen Überblick zur Information übergeben.“ Überdies biete man die Expertise niederösterreichischer Fertigteilhaus-Firmen an, sagte Wirtschaftslandesrat Jochen Danninger.
Kounalakis sprach von „außergewöhnlicher Arbeit“, die in Niederösterreich geleistet werde. Das betreffe auch den Breitband-Internet-Ausbau, der hierzulande vor allem in ländlichen Regionen seitens des Landes unterstützt wird, sowie den Bereich Erneuerbare Energien. Und man habe sich sehr für den dualen Ansatz der Ausbildung von Arbeitskräften interessiert, so Danninger.
Wirtschaft und Forschung
Vorreiter seien die besuchten US-Staaten hingegen in Sachen Digitalisierung. Und bei der Förderung von Innovation und Start-up-Unternehmen. Hier spielt jeweils die Universitätsausbildung eine entscheidende Rolle, wie man bei Besuchen der University of Texas in Austin und der renommierten Stanford-University bei San Francisco feststellen konnte. Dass Austin als „neues Silicon Valley“ bezeichnet wird, ist nicht zuletzt der Universität als Brutstätte neuer Technologie-Unternehmen zu verdanken. Dort werden nicht nur Ideen entwickelt, sondern auch die entsprechenden Start-up-Gründungen unterstützt.
In Stanford gab der österreichische Professor Friedrich Prinz der Delegation einen Einblick in die Abläufe am Campus, der die „Jahrhundert-Liste“ der Nobelpreisträger anführt. Prinz: „Silicon Valley wäre ohne Stanford nicht möglich, der Erfolg von Stanford wäre ohne Silicon Valley nicht möglich.“
Neben den Mitgliedern der Landesregierung gehörten auch niederösterreichische Wirtschaftsvertreter der Delegation an. Bereits in den USA vertreten sind unter anderen die Firma F/List mit Hauptsitz im Bezirk Neunkirchen, die in ihrem Werk in Denver, Colorado, hochwertige Ausstattungen für Flugzeuge und Luxusjachten fertigt, sowie das Familienunternehmen Welser Profile, das nach einer Verkaufsniederlassung in Chicago nun auch eine Produktionsstätte in Valley City, Ohio, eröffnet hat.
Mikl-Leitners Resümee nach neun Tagen in den USA: „Wir können stolz darauf sein, was in Wissenschaft und Forschung in Niederösterreich entstanden ist, und wir haben festgestellt, dass wir im Vergleich mit den Staaten, die wir besucht haben, bei Nachhaltigkeit und Erneuerbaren Energien schon sehr weit sind. Gleichzeitig haben wir gesehen, dass es wichtig ist, dieses Wissen in die Wirtschaft zu transferieren.“
Und man habe von den amerikanischen Gesprächspartnern gelernt, noch stärker an der Vermarktung eigener Leistungen arbeiten: "Sie nutzen die gleichen Instrumentarien wie wir, sind aber im Marketing besser. Daher wollen wir jetzt mithilfe von Experten professionell untersuchen, wie wir uns verbessern können."
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