Warum der "Kilianbrunnen" am Hauptplatz weichen musste

Ein Kran hebt ein Betonteil auf einem Platz in einer Stadt.
Nachdem in Amstetten Russenbomben am letzten Tag des Zweiten Weltkriegs den Stadtbrunnen zerstörten, musste ein Nachbau nun dem neuen Hauptplatzkonzept weichen.

Öfter als sonst zücken Passanten derzeit am Amstettner Hauptplatz Handys und Fotoapparate, um dort Bilder vom aktuellen Baustellengeschehen anzufertigen. Dabei stießen Donnerstag und Freitag die Abbauarbeiten des zentralen Stadtbrunnens auf ganz besonderes Interesse.

Dass der seit Jahrhunderten betriebene Kilianbrunnen, der später zum Sparkassenbrunnen wurde, einem seichten kühlenden Wasserspiel am Hauptplatzpflaster und Bäumen weichen muss, ist vor allem Historikern und Heimatkundlern ein Dorn im Auge.

Eine historische Darstellung einer Stadt mit Fachwerkhäusern und einer Kirche.

Merianstich aus dem 17. Jahrhundert mit Brunnen im Amstettner Stadtzentrum

Mit dem Brunnen verschwinde ein für die Stadtgeschichte symbolbeladenes Wahrzeichen, das der viel zitierten Schwammstadt weichen müsse, beklagen die Geschichtsgelehrten und Nostalgiker.

Schon ein Merianstich aus dem Jahr 1648 belege, dass der Kilianbrunnen „seit jeher zentraler Mittelpunkt des Marktes, Symbol der Ordnung und Gerichtsbarkeit sowie Identität stiftendes Wahrzeichen war“, schilderte Historiker und Amstettner Kulturpreisträger Heimo Cerny im Vorjahr in einem offenen Brief. Er kritisierte den Abbruch des Brunnens heftig.

Ein alter Brunnen mit einer Laterne in einer Stadt.

Historischer Kilianbrunnen mit eingeprägter Jahreszahl 1664

Einer seiner Kollegen erinnerte nun noch an ein anderes dramatisches Ereignis. Genau an der Stelle schlug nämlich am letzten Kriegstag am 8. Mai 1945 eine Sowjetbombe ein. Sie tötete 28 Menschen  und zerstörte den Kilianbrunnen.

Eine Schwarzweißaufnahme einer Stadtstraße mit beschädigten Gebäuden und Fahrzeugen.

Am 8. Mai 1945 zerstörten russische Bomben den Kilianbrunnen und töteten 28 Menschen am Hauptplatz 

Historisches Schwarzweißfoto einer Stadt mit Militärfahrzeugen und Soldaten.

Vor dem Bombardement sammelten sich am 8. Mai noch deutsche Truppen zur Flucht beim Brunnen 

Die städtische Sparkasse stiftete dann 1980 den neuen typischen Stadtbrunnen, der nun abgetragen wurde.

Doch die Demontage passierte vorsichtig, weil die Elemente zwischengelagert werden, „bis feststeht, wo wir ihn wieder errichten werden“, versichert  Vizebürgermeister Markus Brandstätter (ÖVP).

Der alte Sparkassenbrunnen hätte mit einigem Aufwand repariert werden müssen. Zudem hätte das eher plumpe Modell wohl auch nicht ins neue Platzkonzept gepasst.

Ein Brunnen mit Blumen auf einem Platz in Horn, Österreich.

Sparkassenbrunnen in den Jahren nach seiner Inbetriebnahme im Jahr 1980

Der Hauptplatzumbau, in den die schwarz-grüne Stadtregierung über acht Millionen Euro investiert, hat mittlerweile die gesamte Platzfläche mehr oder weniger erfasst.

Aufgrund der günstigen Witterung sind die Arbeiten  in der Seitengasse „Fischlmayergasse“ bereits weit fortgeschritten.

Nach dem Abbruch der Mauer  („Klagemauer“) bei der westlichen Einfahrt zum Hauptplatz wurde dort ein mächtiger Graben für die wassergebundene Decke und das Granulat des Schwammstadtsystems ausgebaggert.

Hier werden 17 der insgesamt rund 70 hochstämmigen Bäume, die es am Hauptplatz geben soll, gepflanzt. Sie sollen als Schattenspender dienen die Hitze Bremsen.

Der unterirdische Schwamm soll große Regenmengen aufsaugen, speichern und im heißen Sommer die dürstenden Bäume versorgen.

Bauarbeiten finden vor einem Gebäude der Sparkasse statt.

Baugrube bei der Hauptplatzeinfahrt für Schwammstadtuntergrund

Jene Platzbereiche, auf denen sich bereits jetzt Schanigärten befanden, sollen im Frühsommer bereits wieder als solche genutzt werden können, wird aus dem Rathaus angekündigt.

Kommentare