Drei Schüsse wurden laut dem Gutachten abgefeuert, einer traf den Wachsoldaten tödlich in die Lunge. Laut Gerichtsmediziner Wolfgang Denk verlief der Schusskanal von unten in einem etwa 45 Grad aufsteigenden Winkel. Wie die Rekonstruktion des Tatherganges ergab, erfolgte die Schussabgabe "gegen den stehenden Rekruten aus einer am Boden liegenden Position“.
Erinnerungslücken durch Trauma
Auch für ein bisheriges Rätsel hat das Schießgutachten Lösungen parat. Der 54-jährige OvT hat in den Einvernahmen nur von einem einzigen abgegebenen Schuss gesprochen, obwohl es in Wirklichkeit drei Schüsse waren. In dem Kampf um Leben und Tod wurde im Handgemenge der Abzug mehrmals betätigt, so die Expertise. Die Wahrnehmung in dieser Ausnahmesituation könne eine andere gewesen sein. "Dies ist ein häufig beobachtetes Phänomen bei solchen traumatischen Ereignissen“, erklärt ein Mordermittler des niederösterreichischen Landeskriminalamtes.
Offen bleibt auch für die Angehörigen des Rekruten die quälende Frage, aus welchen Gründen der Wachsoldat so aggressiv auf seine Kameraden und den Vorgesetzten losgegangen ist.
Der Sachverständige für Chemie, Günter Paul Gmeiner, hat bei dem 20-Jährigen zwar Rückstände von THC (Cannabis), MDMA (Ecstasy) und Trazodon (Antidepressiva) nachgewiesen. Allerdings in so geringer Konzentration, dass er am Tatmorgen des 6. Jänner nicht davon beeinträchtigt gewesen sein konnte, meint der Sachverständige.
Notwehr war gerechtfertigt
Die Staatsanwaltschaft hat laut Silke Pernsteiner im Zuge des Verfahrens ebenso überprüft, ob mit den Schüssen eine Notwehr-Überschreitung in dem Fall vorliegt. Auch dies war laut Anklagebehörde nicht der Fall. Damit ist der Akt auch final geschlossen.
Der Vizeleutnant ist bereits wieder in der Flugfeldkaserne im Dienst. Disziplinarverfahren wurde keines gegen ihn eingeleitet, heißt es aus dem Verteidigungsministerium. Für den Vizeleutnant aus dem Burgenland war es nicht die erste lebensgefährliche Situation in der Kaserne. Der Berufssoldat des Jagdkommando war auch 2019 der diensthabende OvT, als zwei scharf abgerichtete Militärhunde einen 31-jährigen Elitesoldaten in der Kaserne anfielen und töteten.
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