Erschossener Soldat: Unteroffizier musste „in Sekundenbruchteilen“ entscheiden

Erschossener Soldat: Unteroffizier musste „in Sekundenbruchteilen“ entscheiden
Laut Obduktion war ein Lungendurchschuss die Ursache für den Tod des 20-Jährigen, der im Wachlokal auf seine Kameraden losging

Es war ein letaler Treffer. Ein Lungendurchschuss war laut Obduktionsergebnis die Ursache für den Tod eines 20-jährigen Grundwehrdieners im Wachlokal der Flugfeldkaserne des Jagdkommandos in Wiener Neustadt. Ob der junge Niederösterreicher aus Krumbach in der Buckligen Welt tatsächlich, so wie vermutet, bei dem Gewaltexzess unter Alkohol- oder Drogeneinfluss stand, wird das toxikologische Gutachten zeigen.

Laut dem Sprecher der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt, Erich Habitzl, wird die Expertise ebenso wie das Schussgutachten sowie der Blutbefund des Schützen erst in einigen Wochen vorliegen. Bekannt geworden sind hingegen weitere Details zum Tathergang. Laut den Aussagen der beteiligten Grundwehrdiener und des 54-jährigen Unteroffiziers, der den tödlichen Schuss auf den Rekruten abgab, habe der 20-Jährige im Wachlokal am Freitag kurz vor 7 Uhr Früh mit seinem Sturmgewehr einen Kameraden ins Visier genommen.

Er soll, nachdem er völlig in Rage geraten war, mit dem zu dem Zeitpunkt ungeladenen STG 77 auf den Unterkörper des Kameraden gezielt und abgedrückt haben. Den Aussagen nach, wollte er danach die Waffe laden und das Magazin mit 30 Schuss anstecken. „Daraufhin sind die Rekruten ins Freie geflüchtet“, schildert Heeressprecher Michael Bauer.

Erschossener Soldat: Unteroffizier musste „in Sekundenbruchteilen“ entscheiden

Wilde Prügelei

Als der diensthabende „Offizier vom Tag“ (OvT) deshalb „deeskalierend“ eingreifen wollte, habe der 20-jährige Grundwehrdiener mit der Waffe auf dessen Brust gezielt. Er versetzte dem Vorgesetzten mehrere Hiebe mit dem Lauf des Sturmgewehres gegen den Kopf, worauf der 54-Jährige mit einer Platzwunde zu Boden ging. Der Rekrut soll sich über den liegenden OvT gebeugt, ihn mehrmals getreten und den Lauf des Sturmgewehr 77 auf den Kopf des Unteroffiziers gerichtet haben. „Er hat davon ausgehen müssen, dass die Waffe geladen ist“, erklärt Bauer.

Wie der Berufssoldat aussagt, habe er in dem Moment aus einer Notwehrsituation heraus seine Dienstpistole 80 (Glock 17) gezogen und sofort abgedrückt. Obwohl später von der Spurensicherung des nö. Landeskriminalamtes drei Patronenhülsen der Pistole am Tatort gefunden wurden, kann sich der 54-Jährige in der Ausnahmesituation nur an eine Schussabgabe erinnern. Auch wenn der Unteroffizier aus dem Burgenland als Soldat mit jahrzehntelanger Erfahrung gilt, war er noch nie in einem Kampf auf Leben und Tod. Die Entscheidungen seien „in Sekundenbruchteilen“ getroffen worden.

Schießtraining

Grundsätzlich werden für OvT-Dienste auf militärischen Liegenschaften nur Offiziere oder erfahrene Unteroffiziere herangezogen, erklärt Bauer. Für sie gibt es neben einer rechtlichen Ausbildung, ein Szenarientraining sowie ein jährliches, verpflichtendes Schießtraining. Dazu kommt eine Ausbildung für die genaue Anwendung der Zwangsgewalt. Nur wer diese Voraussetzungen erfüllt, darf als Vorgesetzter aller Dienste vom Tag eingeteilt werden.

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