Vier Lehrerinnen droht Entlassung

Schülergruppe wollte unbedingt den Zug erreichen und huschte unter Schranken durch
Gemeingefährdung: Wiener Pädagoginnen lotsten Schüler unter Schranken durch. Eltern stehen hinter Lehrerinnen

„Ja. Es ist ein Fehler passiert“, sagt Rechtsanwalt Gerold Beneder. „Aber der wurde völlig übertrieben dargestellt.“ Beneder vertritt eine von vier Lehrerinnen, die jetzt um ihre Existenz bangen müssen. Wie berichtet, waren Volksschüler am 28. Juni nach einem Ausflug auf die Burg Kreuzenstein am Bahnhof Leobendorf, NÖ, von den Betreuerinnen bei geschlossenen Bahnschranken über die Gleise gelotst worden. Zeugen informierten die Polizei, diese leitete eine Fahndung ein.


Fehler eingestanden

Noch am selben Tag meldete sich eine Verdächtige bei der Polizei – sie unterrichtet an einer Volksschule in Wien-Döbling. Die Lehrerin gab den Fehler zu. „Aber es lag zu keiner Zeit eine fahrlässige Gemeingefährdung vor, wie behauptet wird“, sagt Beneder. Man habe nämlich kilometerweit gesehen. Und der Lokführer, der später durchfuhr, habe auch keine Personen mehr in der Nähe der Schranken wahrgenommen. „Zu dem Zeitpunkt saßen die Schüler bereits im anderen Zug.“

Vier Lehrerinnen droht Entlassung

„Passiert ist diese ganze Aktion wegen des Zeitdrucks“, meint der Anwalt. Der Wiener Stadtschulrat – der sich zu der Angelegenheit nicht äußern wollte – hätte nämlich nur mehr Halbtagesausflüge genehmigt.


Und eben der Stadtschulrat habe nun am vergangenen Freitag eine fristlose Entlassung gegen vier Lehrerinnen angekündigt. Doch dagegen wehren sich nun auch Eltern der Schüler. In einem eMail, das dem KURIER vorliegt, beschreiben die Eltern eine Lehrerin folgendermaßen: „Frau X ist eine hervorragende Pädagogin. Die beste, die wir uns für unsere Kinder wünschen können. Sie ist engagiert, kompetent, und ja, vermutlich hat sie einen Fehler gemacht. Genaueres wird die Polizei feststellen.“ Man wünsche unter allen Umständen, dass sie weiterhin die Kinder unterrichtet: „Frau X genießt, so wie in der Vergangenheit, auch in der Zukunft unser uneingeschränktes Vertrauen!“


Es sind aber nicht nur dienstrechtliche Konsequenzen, die den Lehrerinnen drohen. Die Polizei ermittelt eben auch wegen der fahrlässigen Gemeingefährdung an 83 Schülern. Neben den vier Lehrerinnen waren übrigens auch sieben Begleitpersonen (Eltern) bei dem missglückten Ausflug dabei.

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