Verlegung aus St. Gabriel: Behörde prüft Kindeswohlgefährdung
Zumindest bis Dienstag sollen die Jugendlichen aus dem Caritas-Flüchtlingsheim St. Gabriel nicht verlegt werden. Morgen soll noch einmal ein Gespräch zwischen Caritas und der zuständigen Fachabteilung des Landes stattfinden, bei dem die nähere Zukunft der Einrichtung sowie die Absiedelung Thema sein wird. Indes wurde Montagnachmittag bekannt gegeben, dass die NÖ Kinder- und Jugendhilfelandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) eine Prüfung wegen Verdachts der Kindeswohlgefährdung angeordnet hat.
Wie berichtet, hatte Landesrat Gottfried Waldhäusl (FPÖ) vergangene Woche angeordnet, dass zehn Jugendliche, die von der umstrittenen und dann geschlossenen Stacheldraht- Einrichtung Drasenhofen nach St. Gabriel verlegt wurden, nun erneut umziehen müssen. Man habe sich mit der Caritas nicht auf einen Vertrag einigen können, da die von der NGO verrechneten Kosten zu hoch seien, hieß es. Für die Caritas kam die Nachricht überraschend, verrechneten sie soch nur die Hälfte der Einrichtung in Drasenhofen.
Laut Unterstützern und Freunden der Jugendlichen warf diese Ankündigung die zehn Burschen aus der Bahn, zwei erlitten einen Zusammenbruch. Ein junger Asylwerber musste sogar im Spital behandelt werden. Anfang der Woche gingen deshalb vier sogenannte Gefährdungsmeldungen bei der zuständigen Behörde ein. Auch der behandelnde Primar Rainer Fliedl, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie Hinterbrühl erklärte im KURIER-Gespräch, dass er eine erhebliche psychische Belastung und Retraumatisierung der Jugendlichen orte.
Prüfung am Dienstag
"Gemäß meinem rechtlichen Auftrag habe ich heute die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Abteilung für Kinder- und Jugendhilfe beauftragt, dem Verdacht der Kinderwohlgefährdung nachzugehen. Diese haben daraufhin die zuständige Bezirksverwaltungsbehörde in Mödling in Kenntnis gesetzt und um unverzügliche Abklärung ersucht“, erklärt die Landesrätin. Bereits am Freitag hätten sich besorgte Unterstützer an die Kinder- und Jugendhilfe gewandt und beklagt, dass die angekündigte Verlegung psychischen Druck auf die jungen Asylwerber ausübe, heißt es aus ihrem Büro.
Dienstagvormittag sollen also laut Bezirkshauptmann Philipp Enzinger im Rahmen der "Gefährdungsabklärung" zwei bis drei Diplom-Sozialarbeiter nach St. Gabriel kommen und dort vertrauliche Gespräche mit den Jugendlichen und den Betreuern führen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Auch mögliche Auswirkungen einer Verlegung werden abgeklärt. Danach soll entschieden werden, ob und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen. In St. Gabriel seien sie im Moment gut untergebracht, sagt Enzinger. "Ich bekomme morgen jedenfalls ein inhaltliches Ergebnis", betont der BH-Chef am Montag.
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