Visitation des Vatikans: Was das Stift Heiligenkreuz zu den anonymen Vorwürfen sagt

Stift Heiligenkreuz
Vatikan schaut hinter die Mauern des Stiftes. Die offizielle Stellungnahme des Stiftes zu den anonymen Briefen.

Wie erst jetzt bekannt wurde, hat das Stift Heiligenkreuz Anfang Juni Post aus dem Vatikan bekommen. Mit dieser wurde hoher Besuch angekündigt - allerdings kommt nicht, wie im Jahr 2007, der Papst (damals war es Benedikt XVI.) selbst, sondern es wurde eine Visitation des Vatikans angeordnet, wie Abt Maximilian Heim und das Kloster auf ihrer Website veröffentlichten. 

Das Dikasterium für das geweihte Leben wolle sich im Rahmen einer Apostolischen Visitation "ein genaues Bild über die Situation des monastischen Lebens und von der Leitung der Abtei" verschaffen, gab das im Wienerwald gelegene Zisterzienserkloster in einer Aussendung bekannt. Stiftsprior P. Johannes Paul Chavanne bestätigte dies am Montag gegenüber der Nachrichtenagentur Kathpress.

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Das Stift Heiligenkreuz im Wienerwald. 

Man wolle dem Besuch der vatikanischen Ordensbehörde "mit Zuversicht" entgegensehen, ergänzte Chavanne, und sei dankbar "für die Unterstützung und Hilfe", wo das Haus diese brauchen könne. 

Dem Kloster seien gerade in den letzten Jahrzehnten viele Berufungen geschenkt worden, es stehe jedoch auch vor vielen neuen Aufgaben und Herausforderungen. 

"Äußere und innere Gefahren"

Die Visitation könne eine "Hilfe zur Erneuerung und zum Wachstum, um der Kirche von heute noch besser dienen zu können" sein, hieß es in einer Reaktion des Stiftes. Ziel sei aus Sicht der Abtei, "dass unsere Gemeinschaft reifer wird und auch nach innen hin wächst, sowie dass Abläufe verbessert werden".

So eine Visitation ist nicht alltäglich, sie ziele jedenfalls darauf ab, "die nachhaltige Entwicklung dieses blühenden Stiftes zu fördern und es vor möglichen inneren wie äußeren Gefährdungen zu bewahren". Konkrete Hintergründe oder auch Termine seien bislang noch nicht bekannt.

Anonyme Briefe und schwere Vorwürfe

Schon in den vergangenen Wochen standen  – anonyme – Briefe im Mittelpunkt der Aufregung im Stift. Diese kursieren in kirchlichen Kreisen und darüber hinaus, seit eine Personalentscheidung bekannt wurde: Ein Pater, der derzeit im Ausland tätig ist, hatte eine Stelle in der Priesterausbildung in Heiligenkreuz bekommen. 

In den Briefen werden ungeheuerliche Vorwürfe gegen ihn erhoben. Diese ließen sich aber durch Ermittlungen nicht erhärten. Jetzt wird gegen den oder die Briefeschreiber ermittelt – wegen des Verdachts der Verleumdung. 

Es liegt der Verdacht nahe, dass die Vorwürfe dazu dienen, den Geistlichen anzupatzen bzw. in Misskredit zu bringen. Bei der Visitation solle jetzt, so hört man, überprüft werden, wie die Führung mit dieser Sache umgegangen ist.

Die Reaktion von Stiftsprior Chavanne

Auf KURIER-Anfrage reagierte Stiftsprior Johannes Chavanne: "Die anonymen Briefe, von denen an die 40 an verschiedene Stellen gegangen sind, waren für uns Anlass Anzeige wegen übler Nachrede, Verleumdung und Nötigung zu erstatten. Das ganze wird strafrechtlich verfolgt und wir hoffen, dass der Täter bald gefasst werden wird."

Der Stiftsprior könne nicht ausschließen, dass solche Briefe auch an das Dikasterium für das geweihte Leben und andere römische Stellen gegangen seien, aber auch nicht bestätigen: "Wir wissen es nicht." 

Es sei möglich, dass diese der Anlass für die anstehende Visitation seien, aber auch das wisse man im Stift nicht: "Uns ist kein konkreter Anlass für die Visitation genannt worden. Wir wissen bisher nur das, was wir kommuniziert haben."

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Im Stift Heiligenkreuz.

Visitation in Klosterneuburg führte zu Ermahnung

2022 wurden eine kirchenrechtliche Untersuchung im Stift Klosterneuburg zu Missbrauch bzw. dem Umgang damit durchgeführt. Diese hat zu einer Ermahnung des emeritierten Propstes Bernhard Backovsky geführt.

Im Abschlussbericht wurden Versäumnisse der früheren Leitung bei der Unterbindung bzw. Aufarbeitung von Missbrauchsfällen sowie im Hinblick auf sexuelles Fehlverhalten von Mitgliedern und ehemaligen Mitgliedern des Stiftes festgestellt. 

Heiligenkreuz stand zuletzt aber auch wegen einer anderen Sache in der Öffentlichkeit. Die Katholisch-Theologische Fakultät der Universität Innsbruck hatte sich von dem Heiligenkreuzer Zisterzienserpater und Theologen Edmund Waldstein distanziert und ihm nahegelegt hatte, auf die geplante Einreichung seiner Habilitationsarbeit zu verzichten.

Als Begründung wurden Medienberichte angeführt, die Waldstein in die Nähe von rechtskonservativen und reaktionären Netzwerken gerückt hatten. Von Waldsteins Aussagen hatten sich sowohl das Stift als auch der Rektor der Hochschule distanziert, Waldstein selbst hat eingeräumt, bei der "Verteidigung der Lehren früherer manchmal zu weit" gegangen zu sein. Gegenüber der Plattform katholisch.de sagte er: "Ich beabsichtige, solche Übertreibungen in Zukunft im wissenschaftlichen Dialog mit meinen Kritikern, denen ich für ihre konstruktive Kritik dankbar bin, zu korrigieren."

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