Offiziell äußert sich nur der Stipftsprior von Heiligenkreuz, Johannes Chavanne, zu den Vorgängen. Er bestätigte, dass 40 anonyme Briefe im Umlauf seien, in denen einem Pater schwere Vorwürfe gemacht werden.
Stift hat Anzeige erstattet
Da diese Vorwürfe - die übrigens auch vom Landeskriminalamt geprüft wurden - nicht zutreffen, habe sich das Stift veranlasst gesehen, "Anzeige wegen übler Nachrede, Verleumdung und Nötigung zu erstatten", sagte Chavanne. "Das ganze wird strafrechtlich verfolgt und wir hoffen, dass der Täter bald gefasst werden wird."
Über den Inhalt des Visitationsdekrets gab es seitens des Stiftes vorerst nur sehr wenig Informationen. Katholisch.de, das Nachrichtenportal der katholischen Kirche in Deutschland, hat hingegen das aus dem Vatikan geleakte Dokument auf seiner Webseite veröffentlicht.
Darin kommt deutlich zum Ausdruck, worum es den apostolischen Visitatoren geht: Sie sind "beauftragt, den Leitungsstil der Abtei in seiner Gesamtheit sowie das persönliche Führungsverhalten des Abtes eingehend zu prüfen".
Einhaltung des Kirchenrechts am Prüfstand
Konkret solle sich das Augenmerk auf die Beachtung des Kirchenrechtes richten, ebenso, ob die "geistliche Autorität in verantwortungsbewusstes Handeln" umgesetzt werde - besonderes im Hinblick auf den Umgang mit Kritik und Anregungen von außen, Dialogfähigkeit und Konfliktkultur.
Um einen weiteren Schwerpunkt anzufügen: Dieser liegt nämlich auf der Frage, wie mit "Vorwürfen von Missbrauch oder anderen schwerwiegenden Verfehlungen verfahren wird". Dabei sollen die Visitatoren prüfen, ob Hinweise ernst genommen und entsprechend ordnungsgemäß behandelt worden seien.
Interne Prozesse
Ein weiter Punkt der Prüfung betrifft das geistliche Leben und die Weiterbildung innerhalb der Gemeinschaft: Kontrolliert wird, ob die herrschenden Prozesse "der persönlichen Reifung und der Stärkung der gemeinschaftlichen Verantwortung dienen".
Den Visitatoren - laut dem Dekret handelt es sich dabei um Jeremias Schröder, dem Abtprimas der Benediktiner und um Schwester Christine Rod, Missionarin Christi - muss "uneingeschränkter Zugang zu allen für die Visitation relevanten Unterlagen" eingeräumt werden, auch die Kosten für die Visitation muss das Stift Heiligenkreuz laut Dekret selber tragen.
Unterdessen gibt es auch erste Reaktionen auf die Visitation. Christian Bauer, Theologe an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, etwa sagt: "Endlich schaut da jemand genauer hin." Denn das Zisterzienserstift Heiligenkreuz sei "nicht nur ein Zentrum des deutschsprachigen Rechtskatholizismus", sondern es scheine auch "Verbindungen zum politischen Rechtsextremismus" zu geben.
Der betroffene Pater hatte sich zuvor von erhobenen Vorwürfen distanziert, ebenso das Stift in einem von Abt Heim, Rektor Klausnitzer und Stiftsprior Chavanne unterfertigten offenen Brief: "Möglicherweise hätten wir früher genau hinsehen sollen. Aber antidemokratische Tendenzen werden wir an der Hochschule Heiligenkreuz auch in Zukunft nicht tolerieren."
Behörden suchen den anonymen Briefeschreiber
Im Fall der rund 40 anonymen Briefe, in denen einem Pater des Stiftes schwere Vorwürfe gemacht werden, wurden kürzlich auch die Strafbehörden eingeschalten. Am 24. März 2025 langte die Sachverhaltsdarstellung einer Anwaltskanzlei bei der Staatsanwaltschaft Wiener Neustadt ein, bestätigt deren Sprecher Erich Habitzl. In dem Papier wurde zur Anzeige gebracht, dass die Briefe den Tatbestand der üblen Nachrede, Nötigung und Verleumdung erfüllen würden.
Die Staatsanwaltschaft habe den Anfangsverdacht geprüft und der Kriminalpolizei am 25. März einen Ermittlungsauftrag erteilt, so Habitzl. Aktuell versuche man, den noch anonymen Verfasser der Briefe mit den schweren Vorwürfen auszuforschen. Deshalb laufe das Ermittlungsverfahren wegen versuchter Nötigung und Verleumdung gegen unbekannte Täter, erklärt Habitzl.
Mittlerweile sind das Landeskriminalamt NÖ und Experten des Bundeskriminalamtes in dem Fall aktiv. Sichergestellte Briefe des anonymen Verfassers werden mit Hilfe eines graphologischen Gutachtens analysiert. Die Staatsanwaltschaft wartet derzeit noch auf die Ermittlungsergebnisse, heißt es dazu.
Kommentare