Augustiner in Wien: Freunde von Papst Leo

Nach dem Hochfest der Heiligen Rita von Cascia gibt es im Augustinerkloster in der Wiener Innenstadt auch für die drei Mönche erst einmal ein Feierabendbier. Prior Pater Dominic (59), Pater Matthias (53) und Pater Nikolaus (54) stoßen nach dem langen Tag – selbstredend – mit einem Augustinerbräu an. Lagerbier hell und Edelstoff, das Bier gibt es seit 1328, nur ein Jahr kürzer als den Orden des Heiligen Augustinus.
Der Bettelorden, dessen Mönche sich seit seiner Gründung bewusst auf ein einfaches Leben und die Seelsorge in den Städten konzentriert haben, erfreut sich aktuell an besonders großem Interesse. Papst Leo XIV. ist nämlich einer von ihnen, ein Augustinermönch. Und nachdem sich die Augustiner bewusst zu einer Freundschaft untereinander entschieden haben, ist der Papst also auch ein Freund. Ihr Freund.
Interesse an Augustinern steigt
„Wir waren freudig überrascht“, strahlt Pater Matthias, wenn er an die Papstwahl zurückdenkt: „Und dann hat nur mehr das Handy geläutet.“ Über das große Interesse freut er sich, „es kommen gerade wirklich viel mehr Leute zu uns, und wer einmal bei uns war, kommt immer wieder“, schmunzelt er.

Pater Dominic, Pater Matthias und Pater Nikolaus mit ihrem Feierabendbier, einem Augustinerbräu.
Am 1. November, zum, Weihejubiläum der Augustinerkirche, war der jetzige Papst zuletzt in Wien, auch davor gab es häufig Kontakt mit ihm, „er war ja zwölf Jahre unser Chef“, sagt Pater Dominic.
Pater Nikolaus hat die Rita-Feier mit jenem Messgewand zelebriert, das auch der Papst bei seinem letzten Besuch in Wien getragen hat. Nikolaus hat es zum 50. Geburtstag geschenkt bekommen, jetzt hat es eine zusätzliche Bedeutung bekommen.

Beim Hochfest der Hl. Rita von Cascia in der Augustinerkirche.
„Ein Mutmacher“
Was sie von Papst Leo halten? „Er ist ein guter Zuhörer und ein großer Mutmacher“, weiß Pater Matthias, „er gibt unserer kleinen Gemeinschaft Vertrauen und er stärkt die Menschen.“ Und er sei konsequent, all das werde er auch als Papst beibehalten.
Die Augustinerkirche ist für ihren Baustil, schlichte Schönheit in elsässischer Gotik, bekannt.
Von 1327 bis 1836 wirkten die Augustiner an dieser Kirche, von 1634 bis 1918 war sie auch die k. k. Hofpfarrkirche und eng mit dem Kaiserhaus verbunden, eine Gedenktafel an Kaiser Karl I. erinnert daran.
1630 berief Kaiser Ferdinand II. die Augustiner-Barfüßer an diese Kirche. In dieser zweiten Blütezeit (1750-1780) lebten und wirkten bis zu 90 Augustiner in Wien.
Erst 1951 übernahmen heimatvertriebene, sudetendeutsche Augustiner wieder Kirche und Kloster in der Wiener Innenstadt, seither lebt die kleine Ordensgemeinschaft mit der Aufgabe, den Augustinerorden in Österreich wieder aufzubauen bzw. zu stärken. Die Kirche ist auch für ihre Kirchenmusik über Wien hinaus bekannt.
Am Donnerstag richtet Pater Matthias in der Sakristei die Hostien für die Messe her, stellt die Messbücher bereit und ruft sicherheitshalber noch bei der Feuerwehr an. Seit dem Brand in der Hofburg schlagen die Rauchmelder schnell an – und beim Hochfest der Hl. Rita kommt viel Weihrauch zum Einsatz, das muss die Feuerwehr wissen.
Nebenbei lässt er den Tag der Papstwahl nochmals Revue passieren: „Papst Leo hat gleich deutlich gemacht, dass er den Weg von Franziskus fortsetzen will, aber mit seinem eigenen Verständnis.“

Papst Leo XIV. ist in der Augustinerkirche präsent.
Leo und die Hl. Rita
Dieses Verständnis hat der Papst in seiner ersten Botschaft deutlich gemacht: „Wir wollen eine Kirche sein, die immer den Frieden sucht, die immer die Barmherzigkeit sucht, die immer besonders denjenigen nahe sein will, die leiden.“

Papst Leo XIV., ein Augustinermönch.
Ein Verständnis, das beim Hochfest der Hl. Rita von Cascia in der fast bis auf den letzten Platz gefüllten Augustinerkirche spürbar ist. Rita wurde von Papst Leo XIII. heilig gesprochen, von jenem Papst also, auf den und dessen Sozialenzyklika „Rerum Novarum“ sich der neue Pontifex aus den Reihen der Augustiner bei der Namenswahl bezieht. Die Hl. Rita gilt als Fürsprecherin in aussichtslosen Lagen, die Ritaschwestern gehören zur Ordensfamilie des Hl. Augustinus.

Die Augustinerkirche in der Augustinerstraße ist leicht zu übersehen. Nicht zu übersehen sind die Souvenir-Shops, die an die Kirche angebaut sind.
Aber zurück zu den Augustinern in Wien. Aus der ganzen Stadt und weit darüber hinaus kommen die Gläubigen in die Kirche, vor allem zum Hochamt am Sonntag um 11 Uhr.
Festliche Kirchenmusik
Die immer festliche Kirchenmusik - beim Ritafest etwa erfüllten der Kammerchor und das Bläserensemble mit dem "Einzug der Noblen" von Rimski-Korsakow und dem "Hallelujah" von Leonhard Cohen den Kirchenraum - und die lebensfrohe Art der drei Priester spricht viele Menschen an. Sogar aus Linz kommen Messbesucher fast jeden Sonntag nach Wien. „Zu uns kommen Menschen aus allen Schichten“, freut sich Pater Dominic. Und erklärt mit dem nächsten Satz wohl den Grund: „Wir fragen, wer du bist, nicht was du bist.“
Die drei Ordensmänner, die mit dem Novizen Johannes (26) neben der Kirche im Kloster leben, sind berufstätig. Pater Dominic ist Pfarrvikar im Pfarrverband Klein Maria Dreieichen in Niederösterreich, Pater Matthias ist Berufschullehrer in der privaten Akademie eines Lebensmittelkonzerns (Deutsch, Kommunikation), Pater Nikolaus ebendort Pädagogischer Direktor und unter anderem Lehrer für Politische Bildung.
Arbeit mit jungen Menschen hält Mönche jung
Die Arbeit mit den jungen Menschen ist fordernd, hält die Ordensmänner aber selber jung, sagen sie.
Im Kloster – das für acht Mönche Platz hätte – leben die Augustiner wie eine Familie zusammen. Pater Dominic sagt, als Diözesanpriester alleine in einer Pfarre wollte er nicht leben. „Hier haben wir Rückhalt wie in einer Familie, können alles offen miteinander bereden“, beschreibt der sympathische Bayer, der seit 37 Jahren in Österreich lebt, die kleine Ordensgemeinschaft.

Einer der bekanntesten Augustinermönche liegt in der Augustinerkirche begraben.
Zwar gibt es – wie in jeder Familie – auch mal Streit, „das ist die Würze des Lebens, hat auch Augustinus gesagt“, schmunzelt er, „aber vor dem Schlafengehen versöhnen wir uns immer, das ist wichtig.“ Davor essen sie gemeinsam, gekocht wird meistens selbst.
Oder sie gehen in eines der Lokale in der Innenstadt essen, schließlich nehmen die Ordensleute auch am Leben der Stadt teil. Gerne etwa ins Lokal „Bettelstudent“, nicht nur wegen des zum „Bettelorden“ passenden Namens.
Kommentare