2-G treibt Unternehmer in freiwilligen Lockdown

2-G treibt Unternehmer in freiwilligen Lockdown
Eine Unternehmerin und ein Wirt im Waldviertel schließen lieber, als den Betrieb unter der 2-G-Regelung fortzuführen

Zutritt nur für Personen mit einem 2-G-Nachweis – das liest man momentan in vielen Auslagen. Doch einige Geschäftsleute weigern sich, diese Regelung umzusetzen und schließen lieber ihre Pforten für alle Kunden.

Vor genau zehn Tagen, als das L-Wort nur ganz wenige in den Mund nahmen, hat die Inhaberin der Modeboutique Mella Italia ihre Kundinnen via Facebook wissen lassen: „Mella Italia begibt sich in einen Lockdown. 2-G-Regel! Nicht mit MIR!“. Der KURIER hat bei Melanie Steininger nachgefragt, warum sie ihr Geschäft in Rastenfeld (Bezirk Krems-Land, NÖ) geschlossen hat.

2-G treibt Unternehmer in freiwilligen Lockdown

Melanie Steininger will keine Menschen ausgrenzen.

„Wenn Menschen ausgegrenzt werden und es zu einer Spaltung innerhalb der Bevölkerung führt, dann geht das ganz klar zu weit und da will ich nicht mitmachen. Wir müssen schauen, dass wir es gemeinsam aus der Krise schaffen“, meint die 44-Jährige. Mit dem „Schließen will ich Augen dafür öffnen, dass wir Andersdenkende akzeptieren und respektieren“, sagt Steininger und dass mit Zwang und Kontrolle weniger erreicht werden könnte, als mit dem Appell an die Eigenverantwortung und dem Gegenüber auch Vertrauen zu schenken.

„Schau auf dich, schau auf mich – das wäre für mich der Weg, wenn wir das weiterverfolgen, das hat am Anfang auch funktioniert“, ist sie überzeugt. Sie habe enormen Respekt vor der Krankheit und tut bzw. habe alles dafür getan, dass ihre Kundinnen geschützt sind – „gelüftet, Masken getragen, Abstände eingehalten“. Für sie sei das selbstverständlich. Menschen auszugrenzen, aber nicht.

Weil sie aber den Betrieb auch nicht „mutwillig gegen die Wand fahren will“, hat sie nun vorübergehend auf Lieferung wie in den vorangegangenen – verordneten – Lockdowns umgestellt.

Positive Rückmeldung

Ebenfalls im Lockdown-Modus befindet sich ein Wirt in Arbesbach (Bezirk Zwettl), einer jener Gemeinden mit der niedrigsten Impfquote in NÖ. Peter Kerschbaummayr hat Gaststube und Café zugesperrt, als 3-G zu 2-G wurde. Das hat „ganz einfache Gründe“, wie er sagt: „Es kommen keine Leute mehr, alle Feiern wurden abgesagt und ich kann überhaupt nicht verstehen, warum man die Leute in der Öffentlichkeit so spaltet.“

Warum jemand, der getestet ist und daher als gesund gilt, „weniger wert“ sein soll, als jemand der geimpft oder genesen ist, ist für ihn nicht nachvollziehbar. Unter solchen Bedingungen den Betrieb aufrecht zu erhalten, würde ihn mehr kosten als einbringen. Die Küche bleibt aber trotzdem nicht kalt (und auch der Bäckereibetrieb geht weiter). „Wir kochen und versorgen Caritas und Hilfswerk.“

Und wie wird es in der Bevölkerung aufgenommen, dass das Wirtshaus zu hat? „Eigentlich positiv, weil ich so zu meiner Meinung stehe – und außerdem gehen die Leute wegen der Infektionslage eh viel weniger fort“, betont Kerschbaummayr, der überzeugt ist, dass sowieso der Lockdown für alle kommt.

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