Unfalldrama in Purgstall: "Es fehlen einem die Worte"
Ein Politiker, dem die Worte fehlen. Ein Notarzthubschrauber-Pilot, der vom schlimmsten Einsatz in seiner elfjährigen Laufbahn spricht. Trauernde, die Kerzen bei einem Bahnübergang in Purgstall an der Erlauf in Niederösterreich anzünden.
Es ist der Tag nach dem verheerenden Zugunfall, der fünf Menschen das Leben kostete. Auch drei Kinder, zwei Buben (7 und 8) und ein Mädchen (11 Jahre) sind unter den Todesopfern. Die 6000 Einwohner zählende Gemeinde steht unter Schock, noch kann niemand das Geschehene so recht begreifen. "Ein Fahrfehler löschte beinahe eine ganze Familie aus. Es ist so unglaublich traurig", sagt eine Frau, die im strömenden Regen zur Unglücksstelle gekommen ist, um kurz im Gebet innezuhalten.
Laut Polizei wollte der Fahrer des Mini-Vans, der 26-jährige Patrick Z., am Freitagabend den Bahnübergang überqueren. Am Beifahrersitz saß seine Lebensgefährtin, Anita P., 32, im Fond des Wagens fuhren sechs Kinder mit. Ohne auf die Stopp-Tafel zu achten fuhr Z. weiter. Dann passierte es: Das Auto wurde mit voller Wucht von einer Garnitur der Erlauftalbahn erfasst. Die Puffer der Lok bohrten sich tief in den Wagen.
Zwei Mädchen (4 und 5) und ein Bub (12 Jahre) waren in die Krankenhäuser nach Linz und St. Pölten geflogen worden. Alle drei hatten bei dem Crash schwerste Verletzungen erlitten, um den Zwölfjährigen soll es leider sehr schlecht stehen. "Sie mussten alle notoperiert werden", berichtet Polizei-Sprecher Johann Baumschlager.
Appell
80 Prozent aller Unfälle auf Eisenbahnkreuzungen ereignen sich – so wie im niederösterreichischen Purgstall – auf unbeschrankten Übergängen. Vor allem auf Landes- und Gemeindestraßen. Österreich hat laut Kuratorium für Verkehrssicherheit die höchste Dichte an Eisenbahnkreuzungen im Streckennetz. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern sei auch die Zahl an technisch nicht gesicherten Übergängen überdurchschnittlich hoch, teilt das Kuratorium mit. Pro 100 Kilometer Streckennetz sind 53 Übergänge technisch nicht gesichert – 36 verfügen über eine ausreichende Sicherung.
60 Prozent sind durch ein Andreaskreuz (teilweise inklusive Stopptafel) gekennzeichnet. Seit dem Jahr 2005 starben laut Statistik des Innenministeriums bei insgesamt 707 Zusammenstößen von Zügen mit anderen Verkehrsteilnehmern 189 Menschen. 793 Personen wurden verletzt. Heuer wurden bereits zehn Menschen getötet, neun waren Autoinsassen.
Kommentare