Zug rammte Pkw: Fünf Tote bei Unfalldrama

Das Auto wurde 150 Meter weit mitgeschleift.
Heimatort der Familie steht unter Schock: Zwei Erwachsene und drei Kinder kamen ums Leben.

Im niederösterreichischen Purgstall an der Erlauf, Bezirk Scheibbs, endete eine Kollision eines ÖBB-Zuges mit einem Mini-Van am Freitag kurz vor 19 Uhr in einer Katastrophe: Bei dem tragischen Verkehrsunfall sind ein Mann (26), seine Lebensgefährtin (32), zwei Buben (7 und 8) sowie ein Mädchen (11) ums Leben gekommen. Drei weitere Kinder (4, 5 und 12) wurden nach Polizeiangaben schwer verletzt

Zug rammte Pkw: Fünf Tote bei Unfalldrama
Das Unglück trug sich im Ort an einem unbeschrankten Bahnübergang, der mit einem Andreaskreuz und einer Stopp-Tafel gekennzeichnet ist, zu. Der Zug, bestehend aus zwei Triebwagen, war von Pöchlarn nach Scheibbs unterwegs. Der Mini-Van wurde auf der Bahnkreuzung mit dem Gaisbergweg vom Zug über 150 Meter weit mitgenommen. Die sieben Pkw-Insassen waren im völlig deformierten Wrack eingeklemmt.

Dramatische Rettung

Wie Polizeisprecher Johann Baumschlager mitteilte, war der Pkw-Lenker vor dem Bahnübergang offensichtlich nicht stehen geblieben. Der für sieben Personen zugelassene Seat Alhambra wurde vom Zug 7028, bestehend aus zwei Triebwagen und auf der Fahrt von Pöchlarn nach Scheibbs, erfasst und mehr als 90 Meter weit mitgeschleift. Für fünf Insassen des Autos kam jede Hilfe zu spät. Zwei schwer verletzte Mädchen (4 und 5) wurden von "Christophorus"-Hubschraubern nach Linz (UKH und AKH) transportiert, ein Bub (12) wurde ins Universitätsklinikum St. Pölten geflogen.

Die drei verletzten Kinder sind in Krankenhäusern operiert worden. Die nach Linz transportierten Mädchen (4 und 5) seien stabil, sagte Polizeisprecher Johann Baumschlager am frühen Samstagnachmittag auf Anfrage. Den Zustand des in St. Pölten notoperierten Buben (12) bezeichnete er hingegen als kritisch.

Purgstall unter Schock

Zug rammte Pkw: Fünf Tote bei Unfalldrama

"Mir fehlen die Worte", sagte Bürgermeister Christoph Trampler (ÖVP) Samstagmittag zur APA. Es handle sich um eine "Tragödie, die ihresgleichen sucht". Da gebe es keine Worte, sagte Trampler, der selbst Polizeibeamter ist. Einen vergleichbaren Verkehrsunfall habe er nie zuvor erlebt. Er sei am Freitagabend ebenfalls am Ort des furchtbaren Geschehens gewesen, teilte der Bürgermeister mit und sprach von einem "Schock".

Die betroffene Familie sei ihm bekannt, erklärte Trampler. Persönlichen Kontakt habe er zuvor jedoch nicht gehabt. Dass es Hilfestellung für die verletzten Kinder geben werde, stehe außer Frage. "Passieren muss auf jeden Fall etwas." Er wisse, dass es Verwandte gebe, sagte der Bürgermeister. Helfen werde man jedenfalls auch beim Behördenablauf nach dem schrecklichen Unfall.

Familie stammt aus Gaisberg

Die Opfer des schrecklichen Unfalls stammen nach Polizeiangaben aus Gaisberg Gaisberg in der Marktgemeinde Purgstall. Die folgenschwere Karambolage ereignete sich somit im unmittelbaren Heimatort der Familie. Am Unfallort spielten sich dem Vernehmen nach herzzerreißende Szenen ab, als Angehörige der Opfer eintrafen. Sie wurden ebenso von Kriseninterventionsteams betreut wie Helfer. Es gebe Tage, an denen die Einsatzkräfte ihre Berufe hassen, sagte Baumschlager am Samstag. Er sprach damit für die Polizei ebenso wie für die Rettung und die Feuerwehr. Es habe sich auch für erfahrene Helfer um einen "sehr emotionalen Einsatz" gehandelt, den es aufzuarbeiten gelte.

Der nach ÖBB-Angaben mit weniger als zehn Passagieren besetzt gewesene Zug war von einem 41-Jährigen gesteuert worden. Der Mann hatte keine Chance, die folgenschwere Karambolage auf der mit einer Stopptafel und einem Andreaskreuz gesicherten Kreuzung zu verhindern. In den beiden Triebwagen habe es keine Verletzten gegeben, sagte ein ÖBB-Sprecher.

Im Erlauftal haben sich in diesem Jahr bereits drei tödliche Kollisionen von Autos mit Zügen ereignet. Acht Menschen starben binnen zwei Monaten. Die Karambolage vom Freitagabend war die mit Abstand folgenschwerste.

- 19. März 2015: Im Industriegebiet Scheibbs kollidiert ein Pkw auf einem unbeschrankten Bahnübergang mit einem Zug. Zwei Frauen (60 und 84) sterben.

- 17. April 2015: Im Ortsteil Brandstatt von Scheibbs übersieht ein Pkw-Lenker (21) bei Dunkelheit und schlechtem Wetter offensichtlich einen herannahenden Triebwagen. Die 21 Jahre alte Beifahrerin in dem Auto erliegt knapp zwei Wochen später ihren Verletzungen.

- 22. Mai 2015: Zwei Erwachsene und drei Kinder kommen bei der Kollision eines Autos mit einem Triebwagenzug ums Leben. Drei weitere Kinder werden schwer verletzt.

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