NÖ: Forschen für den Durchbruch beim Textilrecycling
Experten der Europäischen Union gehen davon aus, dass zehn Prozent der weltweiten CO2-Emissionen von der Modebranche verursacht werden – mehr als internationale Luftfahrt und Seeschifffahrt zusammen. Zudem komme es durch die Färbung und Veredelung von Textilien im Rahmen ihrer Herstellung zu einer massiven Verschmutzung des Wassers.
Weil die EU den Kontinent Europa bis zum 2050 klimaneutral machen will, sieht sie deshalb besonders auch die Modeindustrie gefordert. Auf dem Weg zu einer „sauberen“ Bekleidung könnte nun Niederösterreich eine ganz wichtige Rolle einnehmen.
Vor ein paar Wochen wurde am Biotech Campus Tulln ein Josef Ressel Zentrum gegründet. Hier werden Forscher der FH Wiener Neustadt, der Universität für Bodenkultur (BOKU) und der Technischen Universität (TU) in den kommenden fünf Jahren neue Verwertungsstrategien für Textilien entwickeln.
Arbeit im Labor
„Die Europäische Union hat beschlossen, dass Textilien getrennt gesammelt und recycelt werden müssen. Textilrecycling ist aber technisch sehr schwierig, vor allem wenn es darum geht, verschiedene Stoffe wie Baumwolle und Polyester voneinander zu trennen“, erklärt Christian Schimper, Leiter des Ressel Zentrums.
Nun sei viel Arbeit in den Labors angesagt, sieben Forscher werden sich mit der Thematik intensiv auseinandersetzen. Laut Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) fließen knapp mehr als zwei Millionen Euro in das Projekt, die Finanzierung wird von der Christian Doppler Gesellschaft und drei Unternehmen übernommen.
„Die Recycling-Quote liegt weltweit bei einem Prozent, in Österreich sind es 17 Prozent. Wir brauchen aber die Kreislaufwirtschaft und kein Einbahnsystem“, betonte Pernkopf.
Nutzen für Wirtschaft
Mit an Bord im Ressel Zentrum sind pro Jahr auch sechs Master-Studierende, die hier zu den Forschern der Zukunft ausgebildet werden sollen. „Der Nutzen für die Wirtschaft ist groß, weil hier Fachkräfte geschaffen werden“, sagt der Landesvize.
Seitens der EU erhofft man sich von der Initiative in Tulln jedenfalls einiges. „Europa schaut mit Argusaugen auf uns“, berichtet FH-Geschäftsführer Armin Mahr. Bereits bei der Eröffnung des Zentrums seien Vertreter der EU und der Industrie anwesend gewesen, um sich ein Bild vor Ort zu machen. Ob Niederösterreich dazu betragen kann, die Welt ein wenig sauberer zu machen, wird sich bis 2029 weisen.
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