Unter dem Titel „Verlorene Wildnis – Verlorenes Wissen“ werden Interessierten am 14. März spannende aktuelle Forschungsergebnisse vermittelt. Die Veranstaltung wird in Kooperation mit den Bundesforsten veranstaltet, die zwei Drittel des Wildnisgebiets besitzen. „Es geht darum die Notwendigkeit, Bedeutsamkeit und den Mehrwert der Forschung in Schutzgebieten zu vermitteln. Besonders ansprechen wollen wir Behörden und Forstleute“, sagt Katharina Pfligl vom „Haus der Wildnis“.
Schädlingsbefall
Denn der Klimawandel hat auch in dem geschützten Urwald seine Spuren hinterlassen: Die Trockenheit setzt einigen Baumarten zu, durch die Stürme der letzten Wochen kamen viele Bäume zu Fall. Diese sind wiederum die perfekten Brutplätze für den Borkenkäfer.
Der gefräßige Schädling, der in ganz Europa bereits bis in Hochgebirgszonen die Fichtenbestände dezimiert, entwickeln sich auch im Wildnisgebiet zum dramatischen Problem. Namhafte Wissenschaftern der Universität für Bodenkultur, wie die Professoren Georg Gratzer und Axel Schopf, werden daher beim Symposium im März den Borkenkäfer behandeln.
Einen authentischen und spannenden Beitrag wird dazu der Lunzer Förster und Wildnis-Guide Reinhard Pekny liefern. Er kennt das geschützte Wildnisgebiet und den streng abgeschirmten Urwald bestens, und einmal mehr erlebt er in diesem Winter eine Verschärfung der Probleme. „Entgegen der Jahreszeit gibt es im Urwald momentan keinen Schnee, es ist viel zu trocken“, schildert der Forstmann. Zudem würden in der gesamten Region, also auch in den Schutzzonen, nach den vergangenen Winterstürmen stellenweise groß oder kleinflächig die Bäume kreuz und quer liegen, berichtet er. Umgerissene Fichten seien bei warmen Temperaturen ideale Brutstellen für den Borkenkäfer.
In den Wirtschaftswäldern hätten die Forstleute größte Mühe, diese Bäume wegzuräumen, ehe der Käferbefall massiv einsetzt, befürchtet Pekny. Im Wildnisgebiet und im Urwald bleiben die Bäume dagegen liegen und sind der Natur überlassen. Zu dieser Situation will Pekny beim Symposium auf langjährige Forschungsergebnisse hinweisen. „Es ist interessant, dass die Verläufe des Käferbefalls im Schutzgebiet genauso ablaufen wie in Wirtschaftswäldern“, so Pekny. Es komme zu Höhepunkten des Befalls und wieder zum Zerfall der Population – egal, ob der Mensch befallene Bäume wegräumt oder nicht.
Buchen bedroht
Für die Fichten sieht Pekny ob des Klimawandels und zunehmender Trockenheit schwarz. Neu sei heuer, dass die Winterstürme im Wildnisgebiet so viele Buchen und auch Tannen wie noch nie entwurzelt haben. „Das dürfte eine Auswirkung der Trockenheit und geschwächter Wurzeln sein“, vermutet er.
Weil teils uralte Tannen ohnehin selten vorkommen, sei der Schaden enorm. „Grundsätzlich zeigt sich, dass es die Natur jetzt nicht so wie früher schafft, die Fehler und die Gier einer materiell orientierten Waldwirtschaft zu kaschieren. Die Grenzen sind ausgereizt.“
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