Preisexplosion: Der Traum vom Wohnen im Grünen verpufft

Der „exklusive Familientraum“ im Bezirk Baden bietet 150 Quadratmeter Wohnfläche auf „großem Eigengrund mit 500 Quadratmetern“ und das um wohlfeile 600.000 Euro, das renovierungsbedürftige Einfamilienhaus aus den 1970er Jahren schlägt mit mehr als 400.000 Euro zu Buche – immerhin ohne Maklergebühr.
Typische Preisbeispiele, mit denen man derzeit im erweiterten Wiener Speckgürtel für den Wohntraum im Grünen rechnen muss. In den vergangenen Jahren gingen die Preise durch die Decke. Die Statistik Austria zeigt es. Demnach sind die Immobilienpreise österreichweit von 2015 bis 2020 im Schnitt um 36 Prozent gestiegen. Die Einkommen können da nicht mithalten. Obwohl auch sie gestiegen sind, sind sie im Verhältnis zu den Preisen seit Beginn der Corona-Pandemie real um rund 13 Prozent gesunken. Das macht den Erwerb eines Einfamilienhauses für Durchschnittsverdiener immer schwieriger, ganz besonders im Wiener Umland.
Neuer Preis-Höhepunkt
Im „Speckgürtel“ würde man kaum noch Häuser unter 300.000 Euro finden, berichtet Wilhelm Fetscher vom Amstettner Immobilienmakler RE/MAX Austria. Grund für den Anstieg sei auch der Wunsch der Menschen in Lockdown-Zeiten nach einem Haus mit Garten: „Aufgrund von Homeoffice haben viele Käufer eine Liegenschaft am Land erworben.“ Fetscher betont, dass der Speckgürtel ständig weiterwächst und mittlerweile bis zu 40 Kilometer rund um Wien umfasst.

Die Preise sind kräftig gestiegen
In Niederösterreich werden die Preise heuer um durchschnittlich sechs Prozent ansteigen, prognostiziert RE/MAX auf Basis einer Befragung unter rund 600 Branchenexperten. Im Vorjahr hatte man im Ausblick auf 2021 nur 1,8 Prozent Wachstum erwartet. Ein Grund: Man geht 2022 in Niederösterreich von einer um sechs Prozent höheren Nachfrage bei nur um 1,5 Prozent steigendem Angebot aus.
Und: Der Boom habe durch Corona einen neuen Höhepunkt erreicht. Die Preise liegen aktuell um fast 20 Prozent höher als zu Beginn der Pandemie. Für private Käufer von Baugrundstücken sei die Finanzierung eine Herausforderung. „Im Speckgürtel ist kaum eine Bauparzelle unter 350 Euro pro Quadratmeter erhältlich“, so Fetscher.
"Sicherste Anlageform"
Dies bestätigt Marianne Pargan, Prokuristin des Maklerbüros Gebrüder Riha in Baden. Derzeit würden in der Region südlich von Wien historisch hohe Erlöse erzielt. "Der Preisanstieg ist in Wien selbst noch höher, dadurch werden Wohnungen und Häuser im Umland attraktiver", sagt sie. Die gute Verkehrsanbindung zur Hauptstadt sei eines der Kaufargumente. Hinzu komme der Aspekt der Wertanlage: „Immobilien sind eben nach wie vor die sicherste Anlageform, sowohl für private Investoren, als auch für Unternehmen. Das hat das Wachstum, angesichts der großen Unsicherheit in Zeiten der Pandemie, was mit den Vermögen passieren wird, vorangetrieben.“ Auch die aktuell extrem niedrigen Zinsen tragen dazu bei, dass sich der Trend fortsetzen wird, meint Pargan.
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